Mittelalterverein als Alibi für sexuellen Missbrauch
Der Verein bezweckt die Wahrung, Pflege und Festigung des mittelalterlichen Brauchtums“, steht auf der Facebook-Seite jenes Mittelaltervereins, dessen Obmann in Salzburg wegen schwerer Missbrauchsvorwürfe vor Gericht steht. Die Staatsanwaltschaft sieht das nämlich anders. „Der Verein dürfte alleine dem Zweck gedient haben, die Neigungen des Angeklagten zu befriedigen“, sagt Sprecher Andreas Allex über den 32-jährigen Christian A.
Dem Berufskraftfahrer, der den Verein im Vorjahr mit seiner 25-jährigen Gattin gegründet hat, wird unter anderem der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen vorgeworfen – und das unter dem Deckmantel einer Fantasy-Welt, die sich nach außen hin abgeschottet hat.
Hört man sich in Michaelbeuern, dem Wohnort des Angeklagten um, weiß keiner etwas von der Gruppe. Nur Bürgermeister Adolf Hinterhauser kann sich vage an eine Begegnung erinnern: „Die Gattin hat sich einmal vorgestellt. Danach habe ich nichts mehr von ihr gehört.“
Unter sich geblieben
In der Hauptschule habe es Gespräche mit den Eltern gegeben, als die Vorfälle im März bekannt wurden, sagt Direktorin Beatrix Langegger: „Wir wollten wissen, ob von uns jemand betroffen ist, und wie wir helfen können, da wir intensiv Prävention machen. Das dürfte zum Glück nicht der Fall sein.“ Auch von ihr heißt es: „Die Gruppe sagt mir nichts.“
Erstaunlich ist, dass ihre offiziellen Aktivitäten nicht einmal in der grenznahen Innviertler Gemeinde, wo die Treffen abgehalten wurden, bekannt sind. „Ich habe kaum jemanden zu Gesicht bekommen. Es war immer ruhig, die Leute waren eher unter sich“, sagt der Vermieter des Vereinshauses. Und auch der dortige Bürgermeister sagt: „Es ist seltsam, dass jemand, der einen Verein gründet, im Ortsleben überhaupt nicht auftaucht.“
Für ihn ist der Fall aber erledigt: Der Mietvertrag wurde vorige Woche gekündigt, der Fall liegt bei Gericht. Ein Urteil wird heute, Donnerstag, erwartet.
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