Missbrauch im Mittelalterverein: „Lord Feroth“ vor Gericht
Jener Mann, der sich „Lord Feroth“ nennt, seinen Opfern verkleidet und mit farbigen Kontaktlinsen als Engel erschienen ist und sie systematisch unterdrückt und sexuell missbraucht haben soll, erscheint am Dienstag buckeligen Ganges und mit einem Briefkuvert schützend vor seinem Gesicht am Landesgericht Salzburg.
Christian A. war Obmann eines Mittelaltervereins im Salzburger Flachgau. Dieser habe aber nur den Zweck, seine sexuellen Gelüste zu befriedigen, erklärt Staatsanwalt Andreas Allex bei der Verlesung der Anklageschrift zum Prozessauftakt.
Und die Anklageschrift ist lang: Dem 32-jährigen Berufskraftfahrer wird unter anderem sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, Oral- und Analverkehr mit einem zehnjährigen Buben, Vergewaltigung von Frauen, Besitz von kinderpornografischem Material, Drohungen und Gewalt vorgeworfen. So soll er zu einem 17-jährigen Mädchen gesagt haben, „Ich reiße deiner Mutter die Augen aus und fresse sie“, damit sie sich intim fotografieren ließ.
„Er dürfte das Strafgesetzbuch rauf und runter exerziert haben“, sagt Opferanwalt Stefan Rieder über den Angeklagten. Seine 25-jährige Frau steht wegen Falschaussage ebenfalls vor Gericht. Als ihr Mann im März in U-Haft genommen wurde, war sie schwanger. Trotz der schweren Vorwürfe steht sie zu ihm, heißt es.
Rieder vertritt unter anderem zwei Kinder aus der Verwandtschaft des Paares. Die Staatsanwaltschaft nennt mindestens sieben Opfer sexuellen Missbrauchs durch den Vereinsobmann. „Die Dunkelziffer dürfte höher sein“, meint Rieder.
Geheimorden
A. gründete nebenbei einen „Geheimorden“ und warb hauptsächlich Frauen in Lebenskrisen an. Seinen esoterisch angehauchten Opfern soll er in Engelsmontur Prüfungen gestellt haben, um zu prüfen, ob sie würdig seien. Dass er über den Orden Sexualkontakte knüpfen wollte, gesteht der Angeklagte sogar ein. Den Missbrauch und die Gewalttaten bestreitet er.
Sein Verteidiger Lukas Berger beantragte einen Freispruch und betonte, sein Mandant sei bisher unbescholten, habe „immer seine Steuern bezahlt“ und für die Familie gesorgt. Ein Urteil wird für Donnerstag erwartet.
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