Vereinsobmann als Sextäter?
Die Bewohner eines kleines Dorfes im Salzburger Flachgau – nur wenige Kilometer von der Grenze zu Oberösterreich entfernt – sind tief betroffen. „Unsere heile Welt ist brutal zerstört worden. Mir bleibt die Spucke weg“, sagt der Bürgermeister zum KURIER. Ein Mann, der seit 2012 in der Gemeinde lebt, soll sich mehrmals an zwei Geschwistern, einem zwölfjährigen Buben und einem 14-jährigen Mädchen, vergangen haben. Der 31-jährige gelernte Koch, der jetzt als Berufskraftfahrer arbeitet, sitzt seit 24. März in Untersuchungshaft.
Pornofotos
„Ihm wird schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen und das Vergehen der pornografischen Darstellung Minderjähriger vorgeworfen“, berichtet Marcus Neher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg. Der Verdächtige soll die Taten in seiner Funktion als Obmann eines Vereins begangen haben, der sich mit dem Altertum beschäftigt und den er 2012 gegründet hat.
Die Kinder, beide Mitglieder der Brauchtumsgruppe, sollen kommende Woche schonend bei Gericht befragt werden. Rechtsanwalt Stefan Rieder, der die jugendlichen Opfer vertritt, geht davon aus, dass der Mann, der sich als Vereinsobmann Lord Feroth nennt, weitere Übergriffe verübt hat.
„Der 31-Jährige wird verdächtigt, auch eine oder mehrere erwachsene Frauen sowie ein weiteres Kind sexuell missbraucht zu haben“, berichtet der Jurist.
Sanny S., Vorstandsmitglied des Vereins, sagt gegenüber dem KURIER: „Ja, ich kann das bestätigen. Auch meine Freundin wurde von ihm vergewaltigt.“ Er sei erst im November 2012 von Deutschland nach Salzburg gezogen und habe zunächst keinen Verdacht geschöpft. „Misstrauisch geworden bin ich erst, als er uns ständig aufgefordert hat, hauptsächlich Kinder als Mitglieder zu gewinnen.“ Dass von der Polizei auch gegen ihn und Günther F., dem Obmann-Stellvertreter, ermittelt werde, bestreitet S. „Davon weiß ich nichts.“
Schwangere Ehefrau
Anwalt Rieder, der auch Landesleiter der Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ ist, vermutet, dass im Rahmen der Vereinstätigkeit systematisch Kindesmissbrauch betrieben wurde. „Es ist noch unklar, wie viele Personen direkt daran beteiligt waren.“ Laut Rieder sollen die führenden Mitglieder zunächst versucht haben, den Missbrauchsverdacht auf den Lebensgefährten der Mutter der beiden Kinder zu lenken. „Der hat damit jedoch nichts zu tun“, ist sich der Rechtsanwalt sicher.
Die schwangere Gattin des in U-Haft sitzenden 31-Jährigen, soll auch nach Bekanntwerden der Übergriffe zu ihrem Mann stehen, mit dem sie bereits ein acht Monate altes Kind hat. „Möglicherweise handelt es sich um einen sektenartigen Verein“, betont Rieder.
Zugeknöpft gibt sich Wolfgang Dirisamer vom Landeskriminalamt OÖ, das die Ermittlungen führt. Der Chefinspektor verrät nur so viel: „Den Abschlussbericht wird es voraussichtlich Ende nächster Woche geben.“
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