Rückruf-Cola wird zu Biogas: Wie man mit süßen Säften heizt

Rückruf-Cola wird zu Biogas: Wie man mit süßen Säften heizt
Nachdem 28 Millionen Flaschen Cola, Fanta, Sprite und Mezzo-Mix aus dem Handel zurückgerufen werden mussten, wird daraus jetzt Biogas produziert. Der KURIER erklärt, wie das funktioniert.

Weil ein Sieb im Coca-Cola-Werk im burgenländischen Edelstal im Bezirk Neusiedl am See gebrochen war, mussten Ende Oktober 28 Millionen 0,5 Liter PET-Flaschen Softdrinks aus dem Handel zurückgeholt werden.

Wenn diese 14 Millionen Liter flüssigen Süßigkeiten schon nicht für Energie im Organismus der Konsumenten sorgen können, so werden sie es nun in deren Haushalten tun. Wie am Dienstag bekannt wurde, werden die Softdrinks nämlich zu Biogas verarbeitet.

In Österreich gibt es 270 Biogas-Anlagen, womit rund 140.000 Haushalte jährlich geheizt werden können. Das entspricht rund 40 Millionen Litern Heizöl.

Herstellungsprozess

Süße Getränke eigenen sich perfekt für die Biogas-Herstellung, weil sie Zucker enthalten. „Biogas wird aus mikrobiologischen Abfällen erzeugt. Das können etwa Pflanzen- oder Speiseabfälle sein“, erklärt Florian Brunner vom Kompost und Biogas-Verband. Das Material wird in einem Tank gelagert, wo chemische Prozesse dann das Gas erzeugen. „Man nennt Biogas-Anlagen auch gerne Blechkuh, weil dort dasselbe passiert wie im Magen einer Kuh“, so Brunner.

Die Softdrinks werden anderen Materialien zugefügt, dann beginnt der chemische Prozess, in dem sich der Zucker aufspaltet. Das Gas, das dabei entsteht, kann zum Heizen oder zur Stromerzeugung genutzt werden. Teilweise wird es in das Erdgas-Leitungsnetz eingespeist und heizt schon jetzt viele Haushalte.

Dass Österreich nicht mehr Biogas produziert, ist umstritten. Laut Studien gäbe es das Potenzial, jedes Jahr 20 Terrawattstunden zu produzieren, derzeit sind es aber nur zwei bis drei Terrawattstunden.

Rückruf-Cola wird zu Biogas: Wie man mit süßen Säften heizt

Novelle gescheitert

Die Umsetzung scheiterte im Nationalrat. Eine Biogas-Novelle hätte eine Zweidrittelmehrheit gebraucht, die im September von SPÖ und FPÖ verhindert wurde. Die Parteien argumentierten ihr Nein mit der Angst vor einem Preisanstieg. Diese Mehrkosten seien zwar durch das Gesetz abgefedert worden – das wäre jedoch nur für größere Betriebe der Fall, während die Angst besteht, dass Haushalte mehr zahlen müssten, argumentieren die Gegner.

Laut Florian Brunner sei die Nachfrage aber groß. „In einer Zeit, in der Betriebe auf Nachhaltigkeit setzen, gibt es viel Interesse aus der Industrie.“ Einige Unternehmen würden auch schon mit ihren eigenen Abfällen heizen, was mit einer betriebseigenen Biogas-Anlage möglich ist. Die Biogas-Novelle würde Österreich laut dem Verband vor allem dabei helfen, nicht mehr von fossilem Gas aus dem Ausland abhängig zu sein. Sollte sie unter der neuen Regierung umgesetzt werden, könnte man bald mehr der für die Anlagen typischen Kuppeln sehen.

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