Johann Sommerer nimmt in seiner Werkstatt in Neumarkt (Salzburg) gerade einen Staubsauger entgegen. „Früher haben die meisten Kunden eine Reparatur gar nicht in Erwägung gezogen“, erzählt er. Zu teuer, zu aufwendig. Mit dem Neugerät konnte kein Preis für geleistete Arbeit mithalten. Die Wegwerfgesellschaft war auch bei Elektrogeräten schon gelebte Realität. Vom Fernseher bis zur Wasch- oder Kaffeemaschine – schon bei kleinsten Mängeln landeten Geräte im Müll.
Dabei hätten sie noch unzählige Wäscheladungen verkraftet oder Kaffee-Pausen ermöglicht. Aber wer kennt die Überlegungen nicht? Neukauf oder Reparatur? Da spart der unkomplizierte Weg in den Elektro-Konzern oft auch viel Zeit.
Werkstatt-Chef Sommerer weiß: „Der Bonus hilft nicht nur beim Sparen, er hat auch einen wichtigen Umdenkprozess in Gang gesetzt.“ Und als weiteren positiven Effekt bekommen heimische, meist kleinere Unternehmen Aufträge. Der Anreiz half einigen Betrieben, besser durch die Covid-Krise zu kommen. Vor allem auch die Vernetzung zwischen Kunde und Handwerker sei wichtig, heißt es.
21.000 Geräte gerettet
Salzburg führte die Unterstützung von reparaturwilligen Kunden in registrierten Partnerfirmen schon 2019 ein. Auch Anna-Maria Weißenbacher von Elektro Ebner in Hallein kann nur Positives berichten: „Das hilft sehr. Die Kunden fragen oft danach.“ Bei ihr in der Werkstatt warten gerade unzählige Geschirrspüler, Fernseher und auch Mobiltelefone auf ein zweites Leben.
Kunden, die Geräten von der Waschmaschine bis zum Fernseher eine zweite Chance geben, werden mit maximal hundert Euro pro Jahr und Haushalt unterstützt. „Seit Beginn der Aktion haben wir bereits 22.400 Anträge bewilligt und ausbezahlt“, heißt es aus dem Büro von Umweltschutzlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne). Im Schnitt wurden pro Reparatur 75 Euro rückerstattet. Mehr als 21.000 Geräte konnten so vor dem Müll gerettet werden. Rund 1,5 Millionen Euro wurden ausbezahlt. Spitzenreiter in den Gerätelisten seit Einführung sind Mobiltelefone (41 Prozent) gefolgt von Kaffeemaschinen sowie PC, Laptop und Tablet. Die Jugend war beim Einreichen deutlich weniger fleißig als die Generation 50 plus.
Aktion nun bundesweit
Mit April wird der Reparaturbonus – das Erfolgsmodell stammt ursprünglich aus Graz – auf ganz Österreich ausgerollt. In einem ersten Schritt lassen sich Elektrohändler gerade für die Aktion registrieren. Gutscheine können dann bei den Partnerbetrieben eingelöst werden. Die Aktion läuft vorerst bis 2026.
Auch dem Export von Elektroschrott soll so der Kampf angesagt werden. Der Berg an ausrangierten Lampen, Handys, Laptops und Haushaltsgeräten wird in Österreich auf rund 135.000 Tonnen jährlich geschätzt.
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