Millionenschaden: Mitarbeiter zweigten Zehntausende Liter Bier ab

Millionenschaden: Mitarbeiter zweigten Zehntausende Liter Bier ab
Prozess in Graz: Zwei Dutzend Angeklagte sollen seit 2009 Ware der Brauerei als "Produktionsfehler" deklariert und privat verkauft haben.

Die Angeklagten links, ihre Anwälte rechts. Sie sitzen in Viererreihen hintereinander, Namenschildchen an den Plätzen sollen jeglicher Verwirrung vorbeugen: Mehr als zwei Dutzend Angeklagte und 20 Verteidiger bei einem einzigen Prozess müssen am Montag im Grazer Gerichtssaal untergebracht werden.

24 - teilweise ehemalige - Mitarbeiter der Brau Union sind angeklagt, weil sie seit 2009 Bier - vor allem Puntigamer - aus dem Unternehmen stibitzt und selbst weiter verkauft haben. Da kam laut Staatsanwaltschaft schon einige Zehntausend Liter zusammen, das System selbst sei simpel gewesen: Die Männer  - 39 bis 64 Jahre alt - schrieben die Kisten voller Flaschen oder Paletten voll Dosen einfach als "Bruchware" oder "Produktionsfehler" ab. Die Brau Union gestattet ihren Mitarbeitern, derlei Ware mit heim zu nehmen, in geringen Mengen freilich und für den Eigenverbrauch.

Allerdings sollen die Angeklagten verkaufsfähige Ware umdeklariert und so ein üppiges Nebeneinkommen erwirtschaftet haben: Rund 400 Euro monatlich sollen es laut Ankläger gewesen sein. Insgesamt soll der Schaden für das Unternehmen bei 1,7 Millionen Euro liegen, dazu kommt noch der Steuerverlust für den Staat von weiteren 600.000 Euro. "Da  ist es dann schon zu enormen Bruchzahlen gekommen", merkt der Ankläger am Montag beim Prozessauftakt trocken an.

Millionenschaden: Mitarbeiter zweigten Zehntausende Liter Bier ab

Prozessbeginn in Graz

Die Angeklagten  - wegen einer Erkrankung und des Abtrennens eines Verfahrenspunktes sind am Montag nur 22 beim Prozess - schenkten sich aber schon in den Ermittlungen davor gegenseitig ein und belasteten jeweils die anderen. Wirklich geständig war nur einer von ihnen, nämlich jener, der "als Organisationsdrehscheibe wegschauen musste", wie der Staatsanwalt beschreibt.

"Bis der erste sein Flaschl öffnet"

Der Richter wirft ein, die Angeklagten solten sich die Sache doch noch einmal überlegen, wie sie sich verantworten: "Hier gibt's nicht 'Lustig samma, Puntigamer', der einzige Milderungsgrund ist ein Geständnis", mahnt er. "Und das gilt auch nur, bis der erste sein Flaschl öffnet und gesteht, dann nicht mehr."

Aufgeflogen sind die Angeklagten erst Ende 2017: Es gingen anonyme Anzeigen gegen drei Mitarbeiter ein, denen vorgeworfen wurde, jahrelang Bier entwendet zu haben. Die Brauerei engagierte einen Privatdetektiv; auf Bildern der Überwachungskameras wurde dann festgehalten, dass kistenweise Bier aus dem Firmenareal getragen wurden - immer wieder von den selben Personen. Ermittelt wurde dann gegen 51 Angestellte, angeklagt wurden letztlich 24. Zwölf verdächtige Mitarbeiter wurden sofort 2017 entlassen. Die Ermittlungen dauerten mehrere Jahre, auch der Prozess wird einige Zeit brauchen: Vorerst sind zwölf Verhandlungstage festgesetzt, das Urteil könnte am 25. Mai fallen.

Bis zu zehn Jahre Haft möglich

Vier der 24 Angeklagten sieht die Staatsanwaltschaft als Haupttäter: Ihnen drohen im Fall der Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft  wegen schweren Diebstahls, weil der Schaden in ihrem Fall mehr als 300.000 Euro beträgt. 17 sind wegen gewerbsmäßigen oder schweren Diebstahls mit einem Schaden von bis zu 5.000 Euro angeklagt, hier drohen bis zu drei Jahre Haft. Zwei Angeklagte stehen wegen des Verdachts der Hehlerei vor Gericht, das kann bis zu sechs Monate Haft oder Geldstrafe bedeuten.

Kommentare