Mathematik: „Man müsste früher in der Schule ansetzen“
Nachgefragt.Gernot Tragler ist Studiendekan für Technische Mathematik an der Technischen Universität (TU) Wien.
KURIER: Warum ist Mathematik für so viele Schüler ein Schreckgespenst?
Tragler: Ich glaube, dass im Schnitt nur etwa zehn Prozent einer Schulklasse den Stoff voll verstehen. Wahrscheinlich gehört ein bisschen Veranlagung dazu, warum sich manche leichter tun und andere so schwer. Möglicherweise müsste man schon früher in der Schule ansetzen, dass man Mathematik gut vermittelt und die Schüler nicht schon früh verliert. Oft fangen Aversionen gegen die Mathematik schon in der Volksschule an, was nicht notwendig wäre.
Braucht man Mathematik nach der Schule noch im Alltag?
Natürlich. Sei es bei der Haushaltsplanung oder wenn man ein Kasterl in der Wohnung aufhängt. Da kann es schon sein, dass man den Satz des Pythagoras braucht.
Wie sieht es mit dem Niveau der Mathematik-Studienanfänger derzeit aus?
Es wird allgemein beobachtet, dass das Niveau in den vergangenen Jahren gesunken ist. Hier klagen einige an der TU - auch Kollegen von Maschinenbau oder Elektrotechnik, wo ebenso mathematische Kenntnisse gefordert sind. Man darf nicht vergessen, wenn man ein technisches Studium machen möchte, braucht man Mathematik dafür. Und da beklagen sich Kollegen, dass die Vorkenntnisse zu gering sind.
Und wenn man ein Mathematik-Studium abgeschlossen hat, wie sehen die Job-Aussichten aus?
Die Jobaussichten sind exzellent. Es gibt zwar kein klar definiertes Berufsbild, dafür kann man in vielen verschiedenen Bereichen Fuß fassen. In Disziplinen wie Medizin oder im Pharmawesen sind Mathematiker unerlässlich. Meine ehemaligen Studenten arbeiten aber auch im Bankwesen, bei Versicherungen, im Biomedical Engineering. Viele sind aber auch im boomenden Bereich des Energiehandels tätig.
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