Massiver Anstieg bei Pistentoten: "Die Leute sind viel zu schnell unterwegs"

Symbolbild
In diesem Winter sind fast doppelt so viele Skifahrer gestorben wie in der Vorsaison. Das dürfte der Schneelage geschuldet sein.

Ein massive Zunahme von tödlichen Unfällen in Österreichs Skigebieten: Das zeigt die Bilanz des Kuratoriums für alpine Sicherheit für den bisherigen Winter, die sich auf den ersten Blick eigentlich positiv liest. Zwischen November und März ist die Zahl der Alpintoten (82) im Vergleich zur Saison 2018/19 nämlich leicht gesunken (minus 4) und liegt auch unterhalb des langjährigen Mittels (88).

Und den Lawinentod fanden bislang überhaupt nur sechs Menschen. Das ist deutlich weniger als der Zehn-Jahres-Schnitt von 21 Lawinentoten im Vergleichszeitraum. „Weniger waren es zuletzt vor zehn Jahren“, sagt Kuratorium-Präsident Karl Gabl.

Weniger Tote im freien Skiraum

Auch abseits der Pisten starben – egal ob beim Variantenfahren oder Tourengehen – insgesamt deutlich weniger Menschen: Haben in dieser Saison 14 Menschen ihr Leben beim Variantenfahren oder Tourengehen verloren, waren es im Vorjahr 28.

Und selbst der erste Blick auf die Pisten kann sich sehen lassen: Die Zahl der Verletzten ist mit rund 3000 etwa auf dem Niveau der Vorsaison und damit weiter unter dem langjährigen Schnitt.

Die Kehrseite

Gleichzeitig ist die Zahl der Pistentoten aber massiv gestiegen. 28 Menschen starben bislang in Österreichs Skigebieten. Das sind fast doppelt so viele wie in der Vorsaison. Und auch mehr als im Zehn-Jahres-Mittel.

Massiver Anstieg bei Pistentoten: "Die Leute sind viel zu schnell unterwegs"

Frage der Witterung

Sowohl die positiven, als auch die negativen Trends dürften den Schneeverhältnissen geschuldet sein. So hatte etwa das Fahren abseits der Pisten heuer laut Gabl weniger Reiz: „Es gab weniger Schnee und die Witterungsbedingungen waren sehr oft widrig.“

Zudem war die Lawinensituation nicht so gefährlich, wie sonst oft: „Das erfreuliche an einem sehr warmen Winter ist, dass das für eine Verfestigung der Schneedecke sorgt“, so der Alpinexperte. Beide Faktoren dürften die Zahl der Toten im freien Skiraum bzw. der Lawinentoten gesenkt haben.

Den massiven Anstieg an Pistentoten sieht Gabl ebenfalls in der Schneelage verortet – er kann hier aber nur spekulieren. Der Schneemangel im Osten Österreichs und überhaupt in Skigebieten in mittleren Lagen könnte die Frequenz und damit die Unfallgefahr in Ressorts mit besseren Bedingungen erhöht haben, vermutet er. 16 Pistentote gab es allein in Tirol.

Außer Kontrolle

Eines zeigt sich für Gabl schon seit Jahren: „Die Leute sind viel zu schnell auf der Piste unterwegs.“ Im langjährigen Trend passieren 40 Prozent der tödlichen Pistenunfälle bei Stürzen oder Aufprall auf ein Hindernis, was darauf hindeutet, dass die Fahrer die Kontrolle über ihr Sportgerät verloren haben.

Kollisionen zwischen Wintersportlern machen nur acht Prozent der Pistentodesfälle aus. Die meisten Skifahrer sterben indes ohne Unfall: 39 Prozent der Todesfälle in Skigebieten sind Herz-Kreislauf-Störungen geschuldet.

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