Massive Überflutungen im Raum Graz

Graz, hundeabrichteplatz
700 Gebäude nach heftigem Regen überflutet – obwohl Rückhaltebecken das verhindern sollten.Mit neuen Unwettern wird gerechnet.

Julia Horwath steht vor ihrem Elternhaus in Grambach und seufzt. „2009 war das Gleiche.“ Binnen Minuten drang in der Nacht zum Dienstag Wasser in das Haus ein und ruinierte alles, was im Keller aufbewahrt wurde.

Massive Überflutungen im Raum Graz
Grambach, Alois Leutgeb
Hart traf es auch Alois Leutgeb: Der Geschäftsführer eines medizintechnischen Betriebs schätzt den Schaden durch das Hochwasser auf „mehrere 100.000 Euro“. In Grambach wurde der Katastrophenfall ausgerufen, ebenso in Fernitz und Gössendorf: Die Gemeinden in Graz-Umgebung waren besonders von den heftigen Unwettern betroffen. Ganze Siedlungen wurden überschwemmt, in Hausmannstätten traf es das Gemeindezentrum, in Gössendorf die Volksschule: Der Unterricht fällt mehrere Tage aus.

Ärger

Die Bewohner sind verärgert. „Vor vier Jahren war das Gleiche“, betont Hans Wolf aus Gössendorf. „Und nichts ist gemacht worden.“ Sein Haus stand Dienstagfrüh knöcheltief unter Wasser. Rückhaltebecken sind in Gössendorf erst in der Planungsphase.
Insgesamt dürften in Graz und Umgebung 700 Gebäude von den Überschwemmungen betroffen sein.

Auch die Landwirte traf es: Teilweise wurde die Saat richtiggehend von den Äckern geschwemmt. Vorerst wird der Sachschaden auf fünf Millionen Euro geschätzt. Es seien nach ersten groben Schätzungen rund 1500 Hektar Agrarfläche überflutet worden. Im nordöstlichen Teil des Bezirks Bruck/Mürzzuschlag waren punktuell Grünflächen betroffen. In der Oststeiermark waren die Flusstäler der Feistritz, Safen, Lafnitz und der Raab sowie das Ilztal großräumig betroffen. Hier wurden besonders Mais- und Kürbiskulturen in Mitleidenschaft gezogen.

Mur führt Hochwasser

Massive Überflutungen im Raum Graz
tierheim graz
Vom Katastrophenalarm blieb Graz Dienstag noch verschont, aber die Behörden sind alarmiert: Die Mur führt mit mehr als fünf Metern Hochwasser. Alle Rad- und Gehwege entlang des Flusses sowie die Murpromenade und Unterführungen wurden gesperrt. Die Brücken müssen erst ab einem Pegelstand von sieben Metern gesperrt werden, das war zuletzt im Juli der Fall. Gesperrt wurden aber Teile des Schlossbergs, schuld sind entwurzelte Bäume. Das Tierheim „Arche Noah“ musste rund 50 Hunde in Sicherheit bringen: Der Freibereich mit den Zwingern war überschwemmt.

Die Prognosen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik verheißen Besserung ab morgen, Donnerstag: Für die Nacht auf Mittwoch werden erneut Niederschlagsmengen von bis zu fünfzig Liter pro Quadratmeter befürchtet. (Mehr zum Wetter) Und das nach einer Nacht, in der es seit Aufzeichnungsbeginn noch nie derartige Niederschläge in so kurzer Zeit gegeben hat: Innerhalb von 90 Minuten gingen 69 Liter pro Quadratmeter nieder.

Das führte vor allem in den Bezirken Andritz und St. Peter zu massiven Problemen: Rinnsale schwollen zu Bächen an, Rückhaltebecken erreichten die Grenzen ihrer Kapazität. Die beiden Becken in Andritz hielten nicht stand und liefen über: Der Gabriachbach flutete Straßen, Keller und Garagen. Am Andritzbach gibt es noch nicht einmal so ein Becken, es ist erst in Bau. Die Anrainer sind sauer auf die Politiker. „Zum dritten Mal steht mein Wohnzimmer unter Wasser“, ärgert sich Herbert Schnurrer. „Aber die machen nix.“

Auch am Dienstag gab es am Nachmittag weitere Unwetter. Dieses Mal war der Raum Wien betroffen. Gegen 16.30 Uhr zogen über Teile der Stadt dicke Regenwolken. Laut Wetterbeobachtern gingen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter nieder.

Bilder aus den betroffenen Regionen

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