Mangel an Pflegekräften: "Das Land soll Gas geben"

Pflegekraft hilft alter Frau mit Rollator im Pflegeheim
In steirischer Prognosestudie für 2030 fehlen vorerst valide Zahlen.

Franz Ferner, Geschäftsführer der Volkshilfe Steiermark und Sprecher des „Bündnis gute Pflege“ klang nach dem „Pflegedialog“ samt Studienpräsentation ungeduldig: „Wir wissen, dass wir ein personelles Problem haben und das es wachsen wird. Große wissenschaftliche Erkenntnis ist das keine.“

Valide Zahlen waren am Donnerstag jedenfalls von den Autoren der Studie „Bedarfsprognose für Pflege- und Sozialberufe für die Steiermark bis 2030“ keine zu erfahren: Die Untersuchung sei noch nicht abgeschlossen, die neuesten Beschäftigtenzahlen im Pflegebereich kämen erst. Mit jenen aus 2019 zu rechnen wäre nicht seriös, wie Wolfgang Habacher, Geschäftsführer der damit beauftragten EPIG GmbH. begründete.

Die Vorsicht mag in der harschen Kritik des Landesrechnungshofes liegen, der eine vorangehende EPIG-Studie aus 2019 untersuchte – und zerriss: Die darin herangezogenen „Parameter sowie die geplanten und strukturellen Entwicklungen in den Versorgungsbereichen sind überholt“, hielten die Prüfer im April fest. Für die Erstellung des Bedarfsplans bis 2030 zahlt das Land Steiermark rund 90.000 Euro.

Eines lässt sich aber aus den Interviews, die Studienautoren mit Pflegekräften führten, herausfiltern: Diese wünschen sich dringend bessere Planbarkeit, also die Zusicherung, dass Dienstpläne halten. Und Entlastung von Organisation und Administration, damit genügend Zeit für den eigentlichen Beruf bleibt – der Arbeit mit Menschen. Ein Lösungsansatz wären Assistenzkräfte in Pflegeheimen.

Mehr Plätze in der Ausbildung

Ein Punkt, an dem Volkshilfe-Chef Ferner einhakt: Alle Betreiber und Heime zusammen genommen ginge es um 700 zusätzliche Stellen. „Das ist etwas, wo das Land sagen kann, wir warten nicht drei Jahre, sondern geben Gas.“ Die Landesrätinnen, Doris Kampus (SPÖ) für Soziales und Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) für Gesundheit und Pflege, setzen bereits auf diverse Ausbildungsschienen. „Wir haben die Ausbildungsplätze ausgebaut, aber das Problem, diese Plätze auch zu befüllen“, bedauert Bogner-Strauß. Derzeit seien 1.400 Interessierte bereits in Ausbildung, im Herbst beginnen 552 weitere. Zudem wurde das sogenannte monatliche Taschengeld für die Betroffenen im Februar von 100 auf 300 Euro erhöht, im Herbst sind es durch Bundesänderungen 600 Euro.

Bezüglich der Assistenzkräfte ist eine Ausbildungsvariante über das Arbeitsmarktservice geplant. Das ist den Heimbetreibern aber zu wenig. „Wir brauchen hier eine Entkopplung von der Arbeitsmarktpolitik“, fordert Ferner. „Wir haben stürmische Zeiten, wir brauchen ganz konkrete Handlungsansätze.“

Kommentare