Zäune im Nadelöhr am Grenzpass

(Symbolbild)
Bis Ende Mai soll am Brenner die Infrastruktur für Kontrollen stehen. Platz gibt es wenig.

Veselin Borisov ist so etwas wie die Verkörperung der Europäischen Union. Zumindest in der Form, wie sie vor der Flüchtlingskrise existierte. Der gebürtige Bulgare hat einen deutschen Pass. Er kommt gerade aus seiner Wohnung auf der österreichischen Seite des Brenners, als der KURIER ihn trifft. Sein Fußweg führt ihn zur Arbeit im nur wenige Meter entfernten Outletcenter auf der italienischen Seite der Grenze.

"Ich hoffe, ich werde nicht immer meinen Pass zeigen müssen", sagt Borisov, auf die vielleicht in Bälde startenden Grenzkontrollen angesprochen. Wie das Management genau aussehen soll, darüber hält sich Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bedeckt, erklärt jedoch im KURIER-Gespräch: "Da wird es Container, Zäune, Vereinzelungsanlagen und Gebäude brauchen, um das abwickeln zu können."

Der Brenner ist ein natürlicher Flaschenhals. Zwischen hohen Felswänden bleibt auf österreichischer Seite an der engsten Stelle gerade einmal genug Platz für Autobahn, Bundesstraße und Bahnschienen. Das Aufstellen von Zäunen wird eher beschränkt sein. "Der Zaun ist nicht dazu da, die Tore nach Österreich zu verschließen, sondern es zu ermöglichen, eine kontrollierte Einreise sicherzustellen", erklärt Tirols Landespolizeikommandant Helmut Tomac.

Mögliche Abwicklung

Details über das Grenzmanagement will auch Tomac noch nicht ausplaudern. Auf italienischer Seite zeigt man sich über bislang kommunizierte Pläne gesprächsbereiter. Demnach soll das Gebäude an der Bundesstraße, in dem Borisov wohnt und in dem sich auch eine Wachstube befindet, als Registrierungsstelle dienen. Im Hinterhof des Gebäudes würden dafür Container aufgestellt.

Container könnten auch dahinter auf einer Grünfläche neben einer Tankstelle aufgebaut werden. Dort sollen offenbar registrierte Flüchtlinge auf Busse warten, die sie in Unterkünfte in Tirol bringen könnten.

Im Bereich des alten österreichischen Zollamtsgebäudes werden die Sichtkontrollen an der Bundesstraße stattfinden. Auf der anderen Seite des Passes verläuft die Autobahn. Auch hier werden Sichtkontrollen stattfinden. Für den Pkw-Verkehr bleiben zwei Spuren offen. Für Lkw gibt es bereits jetzt eine eigene Spur.

Das Hauptreisemittel der Flüchtlinge über den Brenner war aber zuletzt stets der Zug. Beim Lokalaugenschein ist kein Migrant am Bahnhof zu sehen. Sollte sich das wieder ändern, dann hätte Franz Kompatscher, der Bürgermeister von Brenner, einen Wunsch: "Die Flüchtlinge sollten über das Bahnareal und nicht durch das Dorf zur Registrierung gebracht werden." Bislang konnten sich Italien und Österreich aber, wie berichtet, noch nicht über ein Prozedere einigen.

Für die Straße scheinen Staus vorprogrammiert. "Ob ich dann noch auf den Brenner komme, weiß ich nicht", sagt Michael Kirchler. Der Pensionist macht, was viele Tiroler gerne tun: Nach einer Reise oder einem Ausflug auf der Rückfahrt vom Süden am Brenner ein paar italienische Spezialitäten kaufen. Stau hin oder her, für die Kontrollen hat Kirchler aber Verständnis.

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