Denn im Gegensatz zu Wien liegt die JKU nicht verteilt auf mehrere Gebäude mitten in der Stadt, sondern rund 15 Autominuten vom Zentrum entfernt. U-Bahnen, die nahezu im Zwei-Minuten-Takt zur Uni fahren? Fehlanzeige. Zwei Straßenbahnlinien führen zur JKU. 220-mal pro Tag werde diese laut Linz AG angefahren. 25 Minuten dauert die Fahrt vom Hauptbahnhof – dabei passiert man knapp 15 Haltestellen. Nur mit der Schnellbuslinie kann man diese in den frühen Morgenstunden „überspringen“.
Für viele der 21.000 Studenten ist es deshalb ein langer Weg zu ihrem Studienplatz. Das weiß auch Katharina (28), die gerade mit einer Freundin am Teich entlangspaziert. Sie hat ihr Studium bereits abgeschlossen und arbeitet nun an der JKU: „Es kommt immer darauf an, von wo man kommt. Für jene aus dem Mühlviertel ist es schwierig. Ich komme aus Sankt Valentin. Am Anfang bin ich Zug gefahren, danach bin ich auf den Campus gezogen.“
Die Uni entstand erst ab 1964
Und genau das ist in Linz anders: Denn im Gegensatz zu Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck entschied sich Linz von Anfang an für eine sogenannte Campuslösung und gliederte die Universität absichtlich von der Stadt aus. Die JKU ist damit eine kleine Stadt neben der Stadt. Geschuldet ist dies vor allem dem jungen Alter der Uni: „An sich hat es schon im 19. Jahrhundert intensive Bestrebungen gegeben, eine Universität nach Linz zu holen. Diese wurden aber von verschiedenen Seiten immer abgeblockt. 1964 bis 1966 kam es schließlich zur Verwirklichung“, weiß Zeithistoriker Roman Sandgruber.
Im Vergleich dazu: Die Wiener Universität geht auf das Jahr 1365 zurück, danach folgt Graz als zweitälteste Universität Österreichs 1585. Auch Salzburg hat eine lange Tradition, die jedoch unterbrochen wurde: „Die Benediktineruniversität aus dem 18. Jahrhundert wurde im 19. Jahrhundert stillgelegt, parallel zu Linz 1964 aber wieder reaktiviert“, erklärt Sandgruber.
Seither besteht trotz Zusammenarbeit auch ein kleiner Konkurrenzkampf. So stieß es etwa auf Unverständnis, als Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Ende August bekannt gab, dass in Linz bis 2023 eine neue Technische Universität entstehen soll (siehe unten). Denn Salzburg hatte ähnliche Pläne.
Einige Meilensteine
Für Sandgruber sind die Investitionen der vergangenen Jahrzehnte in den Unistandort Linz jedoch nachvollziehbar: „Man investierte in einen Aufholprozess, der lange notwendig war.“ 1975 erhielten etwa die Rechtswissenschaften eine eigene Fakultät. Nur zwei Jahre später wurde der Turm der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät (TNF-Turm) – und damit das höchste Gebäude des Campus’ – in Betrieb genommen. 2009 eröffnete der JKU Science Park. 2014 wurde schließlich die Medizinische Fakultät gegründet. Ein Jahr später folgt das LIT (Institute of Technology) – um nur einige Meilensteine zu nennen.
„Die Universität Linz hat sich glänzend entwickelt. Die Studentenzahlen sind rasch gestiegen“, sagt Sandgruber. Für die angestrebte Campuslösung sei es teilweise aber zu schnell gegangen: „Man wollte, dass die Studenten am Campus wohnen. Durch das Wachstum wurden aber die Heime zu klein, die meisten beschlossen zu pendeln. Resultat war eine Uni am Stadtrand, die eigentlich ein großer Parkplatz war“, so Sandgruber.
Viele der Studenten scheinen aber genau das „untypische“ der JKU zu lieben: So auch die kurzen Wege über den Campus – entlang des Teichs mitsamt seinen Enten.
Neue Technische Universität mit neuen Strukturen
Vorreiter in der Digitalisierung – immer wieder rühmt sich das Land Oberösterreich damit - und das auch nicht ganz zu Unrecht: 1969 nahm die technisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität in Linz den Betrieb auf und bot Studenten österreichweit das erste Informatik-Studium. Bis 2023/24 soll nun eine ganz neue Technische Universität (TU) in Oberösterreich entstehen. Die Schwerpunkte: Digitalisierung und Informatik.
Ende August kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) das Vorhaben an. Vergangene Woche traf er mit Bildungsminister Heinz Faßmann, Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Meinhard Lukas, Rektor der JKU, zusammen.
Vieles haben sie vor, vieles ist aber nach wie vor unklar: So wollen sie exzellente Forscher in die neue TU holen. International müsse sie deshalb „glänzen“, eine rein englischsprachige Ausrichtung soll dabei helfen. Vorerst sind jedoch noch nicht einmal Grundsatzfragen, wie Finanzierung und Standort, geklärt.
Für Letzteres ist – aufgrund vorhandener Synergien mit der JKU – Linz der heiße Favorit. Aber auch Wels hat eine Campuslösung parat. Fraglich ist ebenso, ob es überhaupt ein Campus werden wird. Man möchte neue Strukturen und Wege beschreiten, auch ein neuer rechtlicher Rahmen könnte nötig sein. Eine Vorbereitungsgruppe beschäftigt sich nun mit all den Fragen.
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