Neue Technische Uni in OÖ „schmälert Kuchen für alle“

Die neue TU soll voerst in das Gelände der Johannes Kepler Universität integriert werden.
Kanzler Kurz kündigte Einrichtung für Oberösterreich an. Neben Jubel gibt es aber auch Kritik.

Oberösterreich bekommt eine neue Technische Universität (TU). Das bestätigte am Freitag Bundeskanzler Sebastian Kurz in seiner Erklärung. Bereits am Donnerstag sickerten Pläne durch. Genaue Details sind jedoch ungewiss. Gewiss ist, es gibt nicht nur lobende Worte für das Projekt, dessen Dringlichkeit sich laut Kurz in der Krise gezeigt habe.

Man habe gesehen, dass Österreich in der Digitalisierung hinterherhinke. Um widerstandsfähiger zu werden, wolle er in diese besonders investieren, sagt Kurz. Die stetig steigende Wertschöpfung in diesem Bereich müsse nach Österreich gezogen werden. „Um dafür nötige Fachkräfte auf universitärer Ebene zu sichern, wollen wir nicht nur bestehende TUs stärken, sondern auch eine weitere TU bauen – und zwar in Oberösterreich“, sagte der Kanzler schließlich.

Digitalisierung und digitale Transformation – diese Schwerpunkte sollen an der neuen TU deshalb unterrichtet werden. Das Projekt soll bis 2024 verwirklicht werden. Während Landeshauptmann Thomas Stelzer es als „großen Wurf für Oberösterreich“ und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) es als „Jahrhundertprojekt“ bezeichnen, stehen andere dem Projekt skeptisch gegenüber.

Genügend Unis vorhanden

„Wir müssen aufpassen, dass wir uns durch zu viele kleine Einheiten nicht selbst schwächen“, argumentierte etwa Harald Kainz, Präsident der TU Austria. „Wenn ich aus einem Kuchen viele Stücke machen möchte, werden die halt alle sehr schmal.“ Zudem gäbe es derzeit keinen Mangel an Studienplätzen in diesem Bereich.

Auch die grüne Wissenschaftssprecherin Eva Blimlinger sorgt sich um die bestehenden Unis: „Es geht darum, die 22 österreichischen Universitäten ausreichend und gut zu finanzieren. Erst dann sollten wir über die allfällige Neugründung einer Universität nachdenken“, sagt sie. Denn gerade in Oberösterreich sei mit der Johannes-Kepler-Universität (JKU) und der Fachhochschule Oberösterreich – mit dem Campus Hagenberg – eine wunderbare Grundlage für den Ausbau in Richtung Digitalisierung gegeben.

Ähnlich sieht das Sabine Seidler, Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz: „Als Rektor der JKU würde ich mich fragen, was ich falsch gemacht habe, wenn mir eine zusätzliche TU vor die Nase gesetzt wird.“ JKU-Rektor Meinhard Lukas bezeichnete das Projekt am Donnerstag als „spannende Idee“.

Linz als potenzieller Standort

Einen wirklich konkreten Zeitplan für die neue TU gibt es aber ohnehin noch nicht. Derzeit laufen Gespräche zwischen Stelzer und Bildungsminister Heinz Faßmann. Offen ist offiziell etwa der genaue Standort: „Mithilfe eines Gründungskonvents mit Experten wird über Details wie den Standort entschieden“, heißt es dazu aus Stelzers Büro. Man wolle auch die JKU eng einbinden. Linz als Standort liegt somit nahe.

Auch Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sieht die TU in Linz: „Ich gehe davon aus, dass man die Synergieeffekte mit der JKU nutzt. Auch sind die größten Kooperationspartner in Linz angesiedelt.“ Erst 2014 bekam Linz eine medizinische Fakultät an der JKU dazu.

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