Da Vinci Code um Straußenei-Globus führte nach Graz
In seinem Thriller „The Da Vinci Code“ schickt Bestsellerautor Dan Brown seinen Helden auf eine gefährliche Rätseljagd, in der eines der berühmtesten Werke des titelgebenden Rennaissance-Künstlers im Zentrum steht: „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci.
Zu dem berühmtesten Universalgelehrten aller Zeiten führt auch die Spur, der Globen-Sammler Stefaan Missinne durch die Jahrhunderte gefolgt ist. Am Mittwochabend war der Belgier mit einem mysteriösen Artefakt – oder vielmehr einer Replik – für einen Vortrag an der Universität Graz zu Gast. Und nahm die Besucher auf eine Schnitzeljagd bis zurück ins Jahr 1504 mit.
Die bekannte Welt
In dieses Jahr datiert der studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler einen rund elf Zentimeter großen Globus aus den runden Hälften zweier Straußeneiern. Er zeigt fein graviert die Welt, wie man sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch die Expeditionen von Kolumbus und anderen Seefahrern kannte.
Den Globus hat der in Österreich lebende Sammler 2012 auf einer Fachmesse in London entdeckt. Inzwischen steht für Missinne längst fest: Der Urheber des Straußeneier-Globus ist niemand geringerer als Leonardo da Vinci.
Auf den Spuren Leonardo da Vincis in Florenz
Die entscheidenden Hinweise will Missinne in der Grazer Universitätsbibliothek gefunden haben. Dort werden alle Faksimiles von da Vincis Aufzeichnungen verwahrt: Der Sammler hat darin etwa Ähnlichkeiten zu einem auf dem Globus-Ozean treibenden Schiff zu Darstellungen von da Vinci gefunden.
Viele Puzzlestücke
Es ist nur eines von vielen Puzzlestücken, die Missinne zusammengesetzt hat, um Entstehungszeit und Urheber zu ergründen. „Ab 1490 experimentierte Leonardo mit dem Entwurf von Globen“, führte Missinne in Graz aus. 1504 sei dann der Straußenei-Globus entstanden. Eine konkrete Signatur findet sich auf ihm allerdings nicht.
Suche nach Leonardo da Vincis DNA
Allerdings würden die Schraffuren am Globus darauf hindeuten, dass sie „von einem linkshändigen Künstler“ gemacht worden seien – und Leonardo sei „der einzige Linkshänder in der Werkstatt“ gewesen, wie Missinne betonte.
Straußengehege in Pavia
Die Herkunft der beiden Eier, die zusammengefügt den Globus ergeben ist aus seiner Sicht auch geklärt und würde ebenso einen Zusammenhang zu da Vinci herstellen: Sie sollen aus einem Schloss in Pavia stammen. Dort habe es zur fraglichen Zeit eine „Struzzeria“ – ein Gehege mit mehreren Sträußen – gegeben.
Und Missinne hat nicht nur Beweise, dass der Globus „aus natürlichen Eierschalen“ aus Pavia besteht, sondern er habe auch einen Passagierschein gefunden, der belegt, dass da Vinci 1502 dort zugegen war.
Frisurenforschung
Bemerkenswert ist auch einer der Hinweise, die der Belgier zur Entstehungszeit des Straußenei-Globusses heranzieht. Laut Missinne gebe unter anderem die Frisur eines Seemanns, der durch den Ozean schwimmt, einen wichtigen Hinweis zur Datierung: Eine italienische Frisurenspezialistin habe sie in die Jahre 1498 bis 1505 geschätzt.
Der Globus trägt Beschriftungen mit den Namen zahlreicher Länder und Regionen - „Galia“, „Hispania“ und „Italia“ etwa dort, wo man heute Frankreich, Spanien und Italien vermuten würde. Es sind auch „Sinarum Regio“ (China) „Iudae“ (Israel), „Asia Minor“ (Türkei) und selbst die indische Hafenstadt „Caliqut“ eingetragen.
Im Bereich des heutigen Nordamerikas schlängeln sich noch die dunklen Wellen des Ozeans. Das heutige Kuba ist mit „Isabel“ beschriftet. Mundus Novus“, „Terra Sanctae Crucis“ und „Terra de Brasil“ machen Südafrika aus, wie Missinne am Mittwoch auf Einladung des Zentrums für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Graz erklärte.
Prototyp für zwei ähnliche Exemplare
Als bisher älteste Globen mit Darstellung der Neuen Welt gelten zwei ähnliche Exemplare: Der etwa gleich große kupferne Hunt Lenox-Globe befindet sich in der New York Public Library, der Globus Jagellonicus in Krakau. Sie werden ebenfalls in die ersten Jahre des 16. Jahrhunderts datiert.
Der Straußenei-Globus befindet sich im Besitz von Missinne selbst. Der in Belgien geborene und heute in Österreich lebende Sammler datiert ihn in das Jahr 1504 und hält ihn für den Prototypen, von dem dann der Abguss des kupfernen in New York gemacht worden sein soll.
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