Landwirtschaft: Dürre lässt Preise steigen

Landwirtschaft: Dürre lässt Preise steigen
Die geringen Niederschläge dieses Jahres bringen Milch- und Rübenbauern in Bedrängnis

Die europäische Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Die EU-Agrarminister haben sich dazu am Dienstag für Beratungen in Schloss Hof (NÖ) zusammengefunden. Auch der Klimawandel und seine Folgen für die Produktion von Lebensmitteln standen dabei im Fokus. In Österreich machte dieses Jahr vor allem die Dürre den Bauern zu schaffen, die sich direkt auf die Preise auswirkt.

„Die Niederschlagsdefizite betrugen 30 bis 80 Prozent“, sagt Adolf Marksteiner von der Landwirtschaftskammer Österreich. „Das bedeutet ein Ernteminus von fünf Prozent bei Getreide und von 20 bis 40 Prozent, je nach Region, bei Viehfutter und Silomais.“ Die Preise im Getreidesektor seien daher bereits um 20 Prozent angezogen, im Bereich Rindfleisch hätten die Preise hingegen um zehn Prozent nachgegeben. „Denn: Wenn weniger Futter da ist, wird nicht unbedingt notwendiges Vieh abverkauft“, sagt Marksteiner.

Vorwurf an Handelsketten

In Salzburg warnt die Landwirtschaftskammer vor steigenden Futterpreisen. „Zahlreiche Betriebe müssen heuer teuer Futter zukaufen und wissen nicht, wie sie über den Winter kommen werden. Dennoch fordern die Handelsketten von den Milchverarbeitern weitere Preisabsenkungen“, sagt Georg Wagner, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Salzburg. Die Handelsketten weisen diesen Vorwurf zurück. „Wir wissen nicht, wo das herkommt. Momentan ist bei uns gar nichts auf dem Tapet, weder in die eine noch in die andere Richtung“, sagt Nicole Berkmann, Sprecherin von Spar. Beim Rewe-Konzern (Billa, Merkur, Penny, Adeg) heißt es, dass man aus wettbewerbsrechtlichen Gründen über anstehende Preisschwankungen nichts sagen könne.

Der Konflikt um den Milchpreis geht aber tiefer und hat seine Ursache nicht nur in der Dürre. Die Bauern fühlen sich vom Handel übervorteilt. „Der Handel schmückt sich gerne mit der Regionalität – wenn es jedoch um die Unterstützung unserer Familienbetriebe in einem sehr schwierigen Jahr geht, will man davon nichts wissen“, sagt Wagner.

Auch diese Kritik kontern die Handelsketten. „Das ist völliger Humbug. Da werden zwei Dinge vermischt, die nichts miteinander zu tun haben. Wir sind für Regionalität und haben ausschließlich österreichische Milch im Sortiment. Das hat aber gar nichts damit zu tun, dass wir als Händler für die Konsumenten günstige Preise zu verhandeln haben“, erklärt Spar-Sprecherin Berkmann.

Bauern-Demo bei EU-Agrarministertreffen

Neue Versicherungen

Die Dürre hat auch Auswirkungen auf andere Sparten der Landwirtschaft: Die Rübenbauern hatten etwa mit 22 Prozent weniger Ertrag zu kämpfen. Dafür gab es aber noch andere Gründe: Der Rüsselkäfer vernichtete große Teile der Anbauflächen. Gleichzeitig wurde Druck auf die Bauern im Pflanzenschutzbereich ausgeübt, weil bestimmte Insektizide nicht mehr verwendet werden dürfen. Hinzukommt noch ein genereller Zuckerpreisverfall – kostete vor zwei bis drei Jahren eine Tonne Zucker noch 550 bis 700 Euro, sind es heute nur mehr 346. „Wenn man ein Viertel weniger Ertrag hat, schmerzt der schlechte Preis umso mehr“, sagt der Geschäftsführer vom Rübenbauernbund Markus Schöberl. Marksteiner zieht aus dem heurigen Jahr die Lehre, dass es dringend notwendig sei, neben Frost- auch Dürreversicherungen ernst zu nehmen. Und: „Der landwirtschaftliche Betrieb der Zukunft wird sich wohl am Markt langfristig sein Einkommen suchen müssen, das wir nicht allein mit Direktzahlungen sichern können.“

Milchpreis schwankt

In einem sind sich Bauern und Handelsketten einig. Die Schwankungen auf dem Milchmarkt haben zugenommen. Für die Bauern ist die Unsicherheit ein echtes Problem. Früher habe es nur alle vier bis fünf Jahre Preiseinbrüche gegeben. „Mittlerweile müssen wir beinahe jährlich mit Preissenkungen rechnen“, sagt Georg Wagner, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Salzburg.

Eine Prognose, wie sich der Milchpreis entwickelt, ist aber trotz der Dürre, die für steigende Preise spricht, schwierig, sagen Marktbeobachter.  Ein Mitgrund für die bisher  im heurigen Jahr vergleichsweise niedrigen Preise ist die vermehrte Milchanlieferung der Bauern, im ersten Halbjahr stieg sie um 5,1 Prozent. 

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