Lafnitz: Ein Grenzfluss als Vorbild in Sachen Klimaschutz

Lafnitz: Ein Grenzfluss als Vorbild in Sachen Klimaschutz
Der südburgenländische Fluss wird zum „Musterfluss“ für ökologischen Hochwasserschutz. Durch Rückbauten und den Ankauf von Pufferzonen wird der Natur mehr Raum gegeben.

Die Lafnitz, einst ein Grenzfluss zwischen Österreich und Ungarn, erweist sich heute als Vorbild für naturnahen Hochwasser- und Klimaschutz. Durch ihre Lage konnte der Mittellauf des Flusses weitgehend naturbelassen bleiben, während der Ober- und Unterlauf durch menschliche Eingriffe stärker verändert wurden. 

„Die Lafnitz hatte das Glück, ein Grenzfluss zu sein und blieb somit vom Siedlungsdruck weitgehend verschont“, erklärt Josef Wagner, Gruppenvorstand für Ländliche Entwicklung, Agrarwesen und Naturschutz.

Während der Unterlauf vor 60 Jahren reguliert wurde, um landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen, blieb der Mittellauf nahezu unberührt. Diese natürlichen Abschnitte ermöglichen es dem Fluss, sich bei Hochwasser um bis zu 20 Meter zu verschieben. „Dort macht man keine Ufersicherung mehr, außer es ist Infrastruktur gefährdet“, so Wagner. Stattdessen werden Pufferzonen angelegt und Fischwanderhilfen gebaut, um die ökologische Funktion des Flusses zu unterstützen.

Schutz und Ökologie

Aktuell laufende Projekte wie „Horizon“ und „LIFE.IRIS“ setzen darauf, Hochwasserschutz mit ökologischen Maßnahmen zu kombinieren. „Alles, was das Gewässer betrifft, ist für das Klima gut“, betont Wagner. Der natürliche Zustand des Flusses sorgt dafür, dass Wasser länger in der Landschaft bleibt und Sedimente nicht weggespült werden. Dies schafft nicht nur neue Lebensräume, sondern wirkt auch als CO2-Speicher.

Der Klimawandel zeigt bereits Auswirkungen auf die Region, auch wenn statistische Änderungen im Lafnitztal noch nicht stark spürbar sind. „Die Niederschläge haben kleinräumig eine höhere Intensität und die Wassertemperatur steigt an“, beobachtet Wagner. Die Kombination aus Rückhalteanlagen und naturnahen Flussabschnitten erweist sich daher als zukunftsweisend, um extreme Wetterereignisse abzufedern und die Natur zu schützen.

Flüsse in Gefahr

Die Regulierung und Begradigung von Flüssen hat über Jahrzehnte hinweg den natürlichen Flusslauf vieler Gewässer in Österreich verändert – mit dramatischen Folgen für die Umwelt. Wie Experten des WWF warnen, gefährden solche Eingriffe die Biodiversität, erhöhen das Hochwasserrisiko und beeinträchtigen die Fähigkeit der Landschaft, CO2 zu speichern. In Gebieten wie der Lafnitz haben die Eingriffe bereits zu einem Rückgang der Fischbestände geführt.

Laut dem Gewässerentwicklungs- und Risikomanagementkonzept (GE-RM) des LIFE.IRIS-Projekts sind besonders Querbauten wie Wehre für Fische ein Hindernis: Sie blockieren nicht nur die Wanderung der Tiere, sondern verhindern auch den natürlichen Abtransport von Gesteinsmaterial. „Dadurch verschlammen Ufer und Schotterinseln, was wertvolle Lebensräume vernichtet“, erklärt der WWF.

Renaturierung

Die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen diese Probleme. Höhere Temperaturen und niedrigere Pegelstände in Trockenphasen führen zu einer Erwärmung der gestauten Flächen. Dies bedroht jene Tiere, die keine Möglichkeit haben, sich in kühlere Gewässerbereiche zurückzuziehen.

Um den negativen Entwicklungen entgegenzuwirken, setzen Projekte wie LIFE.IRIS auf Renaturierungsmaßnahmen. Dazu gehört unter anderem die Ausweitung von Flussbetten und das Anlegen von Überflutungsflächen, die dem Wasser mehr Raum geben und den Hochwasserschutz stärken sollen. Auch das Einbringen von Totholz und die Entfernung von Uferverbauungen sollen die Artenvielfalt wieder erhöhen. „Feuchtgebiete und Flussauen spielen eine Schlüsselrolle bei der Speicherung von CO2“, betont der WWF.

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