KZ Mauthausen: Das Gedenken an das Grauen
"Es öffnen sich die Tore eines der schwersten und blutigsten Lager: des Lagers Mauthausen. Nach allen Himmelsrichtungen werden wir in freie und vom Faschismus befreite Länder zurückkehren." (Aus dem Mauthausen-Schwur)
Als US-Soldaten am 5. Mai 1945 in Mauthausen ankamen, fanden sie Menschen, die bis aufs Skelett abgemagert waren: Das Konzentrationslager Mauthausen war das größte auf dem Gebiet Österreichs.
Fast 200.000 Menschen aus 70 Staaten wurden dort interniert, die Hälfte wurde ermordet oder überlebte die Bedingungen nicht, die in dem KZ herrschten. Zwei Tage, bevor die US-Amerikaner eintrafen, war das SS-Wachpersonal geflüchtet.
Jedes Jahr findet Anfang Mai auf dem Gelände des ehemaligen KZ, einer nunmehrigen Gedenkstätte, eine Gedenkfeier an diese Befreiung statt, heuer zum 79. Mal. Da in Mauthausen so viele Opfer aus unterschiedlichen Nationen eingesperrt waren, finden das Gedenken unter großer internationaler Beteiligung statt. Die Veranstaltung ist die weltweit größte dieser Art.
Heuer steht sie unter dem Generalthema "Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus", eine Frage, die gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Österreich gestellt wurde.
"Das österreichische Strafgesetz rechnet mit Menschen, aber nicht mit Nationalsozialisten", begründete Justizminister Josef Gerö 1945 den Umstand, dass das im Juni dieses Jahres neu geschaffene Kriegsverbrechergesetz rückwirkend galt – ein Unikum im österreichischen Strafrecht. „Die nazistischen Untaten jedoch verraten eine solche Bestialität, dass man ihnen mit den bisherig geltenden Strafparagrafen nicht gerecht werden kann“, betonte Gerö.
Das österreichische Strafgesetz rechnet mit Menschen, aber nicht mit Nationalsozialisten. Die nazistischen Untaten jedoch verraten eine solche Bestialität, dass man ihnen mit den bisherig geltenden Strafparagrafen nicht gerecht werden kann.
Heuer finden gleich mehrere große Gedenkveranstaltungen zur Befreiung des Lagers statt, das seit August 1938 existierte und bis 1945 49 Nebenlager eingerichtet hatte. Im Herbst 1941 wurde dort der Bau einer Gaskammer begonnen, ein halbes Jahr später wurden die ersten Menschen mit Giftgas ermordet.
Am Donnerstag, 2. Mai, ist ab 15.30 Uhr ein Festakt zur "Vielfalt des Gedenkens“ in Mauthausen geplant. Erwartet werden u. a. Mitglieder der Bundesregierung mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) an der Spitze sowie Vertreterinnen und Vertreter von Opferorganisationen.
Am Samstag, 4. Mai, folgt ein gemeinsames Erinnern mit dem Gusen Gedenkkomitee: In Mauthausens Nebenlager Gusen waren rund 70.000 Menschen interniert, die Hälfte überlebte die Torturen nicht.
Wohnhäuser auf dem ehemaligen Lagergelände
Die Gefangenen aus Gusen mussten für das NS-Regime eine Stollenanlage errichten, Deckname "Bergkristall“. Im Gegensatz zu Mauthausen wurde das Nebenlager Gusen über Jahrzehnte aus dem Geschichtsbewusstsein verdrängt: Das Lager wurde nach dem Krieg abgetragen und Wohnhäuser darauf errichtet.
Erinnern auch in Gusen
Erst 2021 und 2022 kaufte die Republik Grundstücke auf dem Areal des ehemaligen Lagers; das Innenministerium bemühte sich um einen "Masterplan für eine zeitgemäße Gedenkkultur“ auch für Gusen. Seit zwei Jahren finden im Mai dort ebenfalls Gedenkfeiern statt.
Die traditionelle internationale Befreiungsfeier in Mauthausen findet dann wie jedes Jahr am 5. Mai statt. Sie wird vom Mauthausen Komitee Österreich in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen, dem Comité International de Mauthausen sowie mit Unterstützung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen veranstaltet.
Erwartet wird unter anderem die Teilnahme des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen sowie internationaler Delegationen. Jährlich nehmen viele Tausend Menschen an diesem Gedenken teil.
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