KURIER-Leser helfen Syrien-Flüchtlingen
Wien, Erdbergstraße 186, Karl-Heinz Grundböck zeigt sich zufrieden. Der Sprecher des Innenministeriums erlebt in diesen Tagen ein anderes Österreich: Menschen kommen und erkundigen sich, wie sie helfen können. Ohne sich zu fürchten. Ohne die alten Ängste zu beschwören. Einer sagt: "Mein Boot ist noch nicht voll." Andere geben Sachspenden ab.
Am Montag sind in Wien die ersten Flüchtlinge aus Syrien gelandet. Seither wurden in der ehemaligen Zollwacheschule 250 Männer, Frauen und Kinder einquartiert. Weitere 350 werden erwartet und sollen in der ehemaligen Wirtschaftsuniversität in der Althanstraße ein Notquartier finden. Die Flüchtlinge werden im Auftrag und unter strenger Aufsicht des Ministeriums von jener Schweizer Firma betreut, die auch im Flüchtlingslager Traiskirchen zum Zug kam. Grundböck betont, dass die Erstversorgung der Menschen gesichert ist. "Gestern wurden die ersten Winterjacken geliefert. Aber natürlich kann man auch Sachspenden bei uns abgeben."
Zeit spenden
Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, wendet sich an die KURIER-Leser, mit der Bitte, nicht nur Geld und Kleidung, sondern Zeit zu schenken. Besonders gesucht: Freiwillige, die beim Deutschlernen helfen und Nachhilfestunden für die Schule geben möchten und vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bei ihren Freizeitaktivitäten begleiten. Eine dringende Bitte um honorarfreie Expertise ergeht an Ärzte, speziell Gynäkologinnen, Kinderärzte und Allgemeinmediziner.
Auch Klaus Schwertner freut sich über die Hilfsbereitschaft seiner Landsleute. "Die Zahl der Anrufer, die sich erkundigen, wie sie helfen können, wird nicht kleiner. All die stillen Helfer hört man nicht." Und natürlich werden bei der Caritas und zum Beispiel bei der Asylkoordination gerne Geldspenden angenommen, unter anderem, um für die Flüchtlinge neue Matratzen anzuschaffen oder das Projekt Connecting people zu unterstützen.
Lesen Sie im KURIER am Sonntag: Wie Leser helfen – und weitere Spendenadressen für alle Bundesländer.
Ein weiterer Grund für Anna Rakoš Engagement ist die Lebensgeschichte ihres Vaters, der aus Kroatien flüchten musste. "Er konnte ein gutes Leben haben, weil er nett und gut aufgenommen wurde. Das hatte auch auf mein Leben direkte Auswirkung."
Beide haben selbst erlebt bzw. erleben noch immer, wie es ist, wenn man anderswo ein neues Leben beginnt. Dabei ist ihr Anderswo das jeweilige Nachbarland. So eine Erfahrung prägt. Dabei ist es auch für Truxa und Kronister, die mit beiden Beinen im Berufsleben stehen, kaum vorstellbar, wie es ist, wenn man als Kind in einem anderen Kulturkreis ankommt, ohne Rückflugticket, ohne Eltern, die man jederzeit um Hilfe rufen kann, ohne ein Wort all dieser fremden Erwachsenen zu verstehen.
"Für uns ist der Mohamed ein ungeheuer mutiger Mensch und eine echte Bereicherung für unser Leben", erklären die beiden Paten, die im Sommer ihr Haus im Süden von Wien für den 17-Jährigen aus Afghanistan geöffnet haben und damit nebenbei auch seine Schulängste bekämpfen konnten. Inzwischen sind die beiden nicht nur Paten, sondern auch anerkannte Pflegeeltern. Ein großes Glück im Unglück!
Anny Knapp, Obfrau der "Asylkoordination Österreich", bekommt derzeit unzählige Mails. Viele Menschen melden sich bei ihr, weil sie gerne Flüchtlinge bei sich zu Hause aufnehmen möchten. Das freut die Expertin für Asylrecht, gleichzeitig betont sie aber, dass es einiges zu beachten gibt: "Im Prinzip kann man den Flüchtlingen eine Wohnung anbieten. Wichtig ist, dass es einen Mietvertrag gibt, sonst gibt es in der Regel keine Mietunterstützung." Heißt: So lange die Flüchtlinge noch keine positive Entscheidung über ihren Asylantrag haben, bekommen sie nur 120 Euro Unterstützung aus der Grundversorgung für den Wohnungsaufwand. Bei einer Familie beträgt sie 240 Euro.
Insgesamt sei also die Unterstützung für Asylwerber, wenn sie privat wohnen, sehr niedrig. Gibt es kein Mietverhältnis, wird auch keine Unterstützung zum Wohnen und nur der Lebensunterhalt ausbezahlt.
Kontaktaufnahme
Um Flüchtlinge zu finden, die bei einem wohnen könnten, empfiehlt sie die Kontaktaufnahme mit betreuenden Organisationen. "Die kennen die Flüchtlinge und könnten diese ansprechen und mit ihnen gemeinsam überlegen, ob das Angebot passt."
Ein wichtiger Punkt ist laut Knapp auch die Meldepflicht der Flüchtlinge. "Sie müssen binnen drei Tagen eine Meldebestätigung haben, das hat sonst Auswirkungen auf ihren Asylbescheid." Und: "Man muss sich darauf einstellen, dass man anfangs vielleicht ein paar Betreuungsaufgaben übernimmt." Das geht von Arztbesuchen bis zu Behördengängen. Damit das Zusammenleben funktioniert, sollten die Wohneinheiten etwas separiert sein, oder einen eigenen Eingang oder Stockwerk haben. "Das Wohnangebot sollte auch ein bisschen länger bestehen, weil man den Leuten nicht zumuten kann, dass sie sofort in der Lage sind, etwas Neues zu finden."
Besonders betroffen sind Flüchtlinge, die nach einem positiven Asylbescheid binnen vier Monaten aus dem Flüchtlingsheim ausziehen müssen. "Sie brauchen dringend eine Wohnlösung, während des Asylverfahrens können sie nicht arbeiten und kommen mittellos auf den Wohnungsmarkt."
Info: Die Asylkoordination bietet in ihrem Projekt "Connecting People" aktuell ab November wieder eine Schulung für Patenschaften mit jungen Flüchtlingen: www.connectingpeople.at
So können Sie den Menschen aus Syrien helfen:
ZEITSPENDEN
Caritas Wien
Tel.: 01 / 259 20 49
Asylkoordination Österreich/Connecting people
Tel.: 01 / 53 212 91 14
SACHSPENDEN
Bitte abgeben beim Portier der Flüchtlingsunterkunft des Innenministeriums in 1030 Wien, Erdbergstraße 186.
GELDSPENDEN
Caritas
Erste-Bank-Konto: IBAN: AT472011189089000000
BIC: GIBAATWWXXX
Verwendungszweck: Matratzen
Asylkoordination Österreich
BAWAG-Konto: IBAN: AT081400001810665749
BIC: BAWAATWW
Verwendungszweck: Spende connecting people
Caritas Niederösterreich:
Raiffeisenbank-Konto: IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000
BIC: RLNWATWWOBG
Verwendungszweck: Flüchtlingsdrama Syrien
Raiffeisenlandesbank
IBAN: AT203400000001245000
BIC: RZOOAT2L
Kennwort: Hungerhilfe
Raiffeisenbank Feldkirch Nr. 40006
IBAN: AT32 3742 2000 0004 0006
BIC: RVVGAT2B422
Kennwort: Nothilfe Syrien
IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144 BIC: GIBAATWWXXX Kennwort: Syrien
Spendenkonto Erste Bank: IBAN: AT97 2011 1287 2204 5678
BIC: GIBAATWWXXX
Verein Ute Bock Hypo Bank Tirol
IBAN: AT625700052011017499
BIC: HYPTAT22
Hilfswerk Austria International
PSK-Spendenkonto
IBAN: AT71 6000 0000 9000 1002
BIC: OPSKATWW
Kennwort: „Syrien“
Verein Projekt Integrationshaus
Bank Austria
IBAN: AT07 1200 0006 7140 0000 BIC: BKAUATWW
Zeit- und Wissensspenden:
Tirol: Melden Sie sich bei der Caritas unter 0512 -7270-41 oder unter http://www.freiwillige-tirol.at/projekte
Da das Thema Asyl/Flüchtlinge immer wieder sehr kontroverse Diskussionen auslöst, wollen wir dieses Forum offen halten. Gleichzeitig soll dieses Forum auch dazu dienen, Missverständnisse auszuräumen, Vorwürfe gegen Institutionen abzuklären, Ängste zu nehmen.
Daher haben wir Experten der Caritas gebeten, mit den Userinnen und Usern via Forum in einen Dialog einzusteigen.
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