70 Jahre KURIER: Aus einer vagen Idee wurde eine große Zeitung

Ludwig Polsterer liest direkt an der Druckmaschine den KURIER
Schwierige Geburt. Von der US-Besatzungsmacht gegründet, sollte der Wiener Kurier 1954 eingestellt werden. Da trat Ludwig Polsterer auf den Plan

Die Geschichte des KURIER hat einen Prolog. Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkriegs in Europa gründete die amerikanische Besatzungsmacht in der Bundeshauptstadt Wien eine deutschsprachige Tageszeitung. Am 27. August 1945 wurde der Wiener Kurier geboren. Die Redaktion leitete ein US-Presseoffizier.

70 Jahre KURIER: Aus einer vagen Idee wurde eine große Zeitung

Wiener Kurier erhältlich am Kiosk

Ludwig Polsterer: Vom Industriellen zum Verleger

Einer Unternehmerdynastie (Großmühlen) entstammend, interessierte sich Ludwig Polsterer (Jahrgang 1927) bereits früh für die Medienbranche. Am Anfang stand jedoch der Film und nicht eine Zeitung. Polsterer gründete die Cosmopol-Film. Und in der Cosmopol-Film beriet der spätere Burgtheaterdirektor Ernst Haeusserman (der als US-Offizier nach Österreich zurückgekehrt war) Polsterer. 

Kurios: KURIER-Werbungen von anno dazumal

Von Haeusserman soll auch der entscheidende Tipp gekommen sein, der dazu führte, dass der damals 27-jährige Polsterer in das Zeitungsgeschäft einstieg. Bereits im April 1954 kursierte in Wien das Gerücht, dass die Amerikaner den Wiener Kurier einstellen wollen. Angeblich sinnierte Polsterer, als auch er davon erfuhr: „So eine Zeitung müsste man haben“.

Die Amerikaner wollten aber nicht verkaufen. Polsterer und Haeusserman ließen nicht locker – die Amerikaner gaben nach, unter der Auflage, dass das Blatt in demokratischer Linie weitergeführt wird. Damit stand der Geburt des KURIER nichts mehr im Wege. Ludwig Polsterer musste 3 Millionen Schilling als Kaution hinterlegen. Das Abenteuer KURIER – in österreichischem Eigentum – begann ab 18. Oktober 1954.

70 Jahre KURIER: Aus einer vagen Idee wurde eine große Zeitung

von links: Ludwig Polsterer, Hans Dichand und Hugo Portisch

Der spätere Rivale Hans Dichand

Als erster Chefredakteur wurde Hans Dichand verpflichtet. Er sollte mit seiner Kronen Zeitung (ab 1959) zum erbittertsten Mitbewerber für Polsterer und den KURIER werden. Mit Hans Dichand kam auch der legendäre Hugo Portisch zum KURIER (Chefredakteur von 1958 bis 1967).

Der Zeitzeuge: Hugo Portisch

1972 kündigte Ludwig Polsterer den Verkauf des Verlages an. 400 Millionen Schilling sollte er dafür erzielen. Weil der damalige Partner von Hans Dichand, Kurt Falk, den KURIER übernehmen wollte, man eine „Elefanten-Hochzeit“ KURIER-Krone befürchtete, stieg eine Interessensgruppe aus Industriellen, Agrariern und Banken beim KURIER ein. Der heutige Mehrheitseigentümer Raiffeisen war schon damals unter den neuen Eigentümern.

Hans Dichand, 1955–1958

Hugo Portisch, 1958–1967

Eberhard Strohal, 1967–1973

Hubert Feichtlbauer, 1973–1975

Gerd Bacher, 12. Oktober 1975 – 4. November 1975

Karl Löbl, 1975–1979

Gerd Leitgeb, 1979–1986

Günter Wessig, 1986–1988

Franz Ferdinand Wolf, 1988–1993

Peter Rabl, 1993–2005; zugleich auch Herausgeber.

Christoph Kotanko, ab 2003 gf. CR, ab 2005 CR; bis 31. Juli 2010.

Helmut Brandstätter, 1. August 2010 bis 30. September 2018; 2013–2019 auch Herausgeber

Martina Salomon, 1. Oktober 2018 bis 29. Februar 2024, seither Herausgeberin.

Martin Gebhart, seit 1. März 2024

Heute, 70 Jahre, nach der Gründung, ist der KURIER viel mehr als eine Zeitung – ein Medienhaus mit zahlreichen Online-Portalen, einem TV-Sender, Newslettern, Podcasts etc. Und der runde Geburtstag ist Auftrag, in die Zukunft zu schauen. Auf weitere 70 Jahre!

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