Königsmacher Köfer: Angebot an linkes und rechtes Bündnis

Gerhard Köfer will am 4. März die ÖVP überholen und Platz drei erobern
Team-Kärnten-Spitzenkandidat stellt an potenzielle Partner eine konkrete Forderung: das Finanzreferat.

Understatement ist kein Stilmittel, das Gerhard Köfer zuzuschreiben ist. Der 56-jährige Spitzenkandidat des Team Kärnten (vormals Team Stronach) legt sich im KURIER-Interview die Latte für die Landtagswahl am 4. März ziemlich hoch.

KURIER: Man hört, Ihr Wahlziel am 4. März sei Platz drei. Das hieße, Sie müssten den Stimmenanteil von 11,2 Prozent aus dem Jahr 2013 verdoppeln und die ÖVP überholen. Eine mehr als mutige Ansage.

Gerhard Köfer: Es gibt eine Umfrage, die nicht von uns lanciert wurde, und die uns auf Platz drei ausweist. Da war unser Wert 15 plus. Ich gehe davon aus, dass Parteien wie FPÖ oder ÖVP niemand mehr im Land haben möchte. Wir haben miterlebt, was es heißt, eine FPÖ-dominierte Regierung mit Duldung der ÖVP oder SPÖ zu haben.

Das Team Kärnten betreibt seit einem halben Jahr Intensivwahlkampf mit Plakaten, Spots und Inseraten. Wie lässt sich dies finanzieren?

Irrtum. Der Wahlkampf läuft seit dem Tag der letzten Wahl, fünf Jahre, täglich. Wir haben natürlich die Möglichkeiten wahrgenommen, im Sommer günstige Werbeeinschaltungen wie zum Beispiel diese Rolling-Boards zu buchen und müssen nicht jetzt, vor der Wahl, erklären, was wir wollen. Jetzt kommen von anderen alte Vorschläge wie Gratiskindergärten oder Mietsenkungen.

Ihre Wahlplakate sind ungewöhnlich – Köfer mit Dreitagebart als Mechaniker, Harley-Fahrer, im Fitnessstudio. Was soll das?

Ich will nicht mit Anzug und Trachtenjacke auftauchen, das bin ich nicht. Ich bin authentisch, trete auf, wie ich bin und verstelle mich nicht.

Sie sind Mechaniker?

Schrauber. Ich versuche, Dinge zu reparieren; bin sehr bemüht, aber zugegeben nicht immer erfolgreich.

Angenommen Ihr Plan geht auf, dann sind Sie ja mehr als nur Zünglein an der Waage bei Koalitionsverhandlungen. Können Sie mit allen und unter allen Voraussetzungen?

Dass die FPÖ zulegt (von 16,9 Prozent, Anm.) ist klar. Dass sie stark zulegt, glaubt aber höchstens die FPÖ selbst. Man wird uns möglicherweise brauchen. Ich habe keine Präferenz nach links oder rechts. FPÖ und ÖVP mit uns wäre genauso gut möglich wie SPÖ und Grüne mit uns. Wir sind neutral und schauen uns das an. Ich bin der Schiedsrichter in allen möglichen Koalitionsvarianten.

Sie haben den ehemaligen Rektor der Uni Klagenfurt, Heinrich Mayr, als Berater engagiert. Wäre er als Landesrat denkbar?

Jetzt geht einmal der Gerhard Köfer als Spitzenkandidat in die Wahl in der Absicht, Kärnten zu verändern. Gesetzt den Fall, es gäbe eine Koalition, dann geht man davon aus, dass es zwei Landesräte geben kann. Mayr ist für alles ein Kandidat, aber wir haben Experten in allen Bereichen.

Gibt’s ein Wunsch-Referat, denn Straßenbau wie jetzt in der Konzentrationsregierung war ja bei den desolaten Straßen und beschränken finanziellen Mitteln sicher keines?

Ja, das Finanzreferat, weil ich in 16 Jahren als Spittaler Bürgermeister gezeigt habe, dass man eine öffentliche Einrichtung ohne Schulden führen kann. Dieses Referat ist anstrebenswert, um Kärnten zu entschulden. Straßenbau war vor mir ein Skandalreferat – Stichwort Korruptionsvorwürfe unter FPÖ-Führung.

Sie wurden ja selbst wegen Amtsmissbrauchs verurteilt (Köfer erhielt 2016 eine bedingte Haftstrafe von sieben Monaten, weil er es 2005 als Spittaler Bürgermeister verabsäumt hatte, über die Frage der Aufstellung eines Handymastes eine Gemeinderatssitzung einzuberufen, Anm.).

Ja, aber nur, weil ich nicht wie die FPÖler in solchen Fragen eine Diversion anstrebe, und mich freikaufe. Ich stand aufseiten der Bürger, hab’ eine Sitzung zu spät einberufen und wollte wissen, ob ich im Recht war. Die Richterin hat "Nein" gesagt. Muss ich zur Kenntnis nehmen.

Königsmacher Köfer: Angebot an linkes und rechtes Bündnis
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Wenn der Worst Case eintritt, also das Team Kärnten nicht einmal die Fünf-Prozent-Hürde für den Landtag schafft: ist Gerhard Köfer politisch Geschichte und arbeitet, wie einst für die Polit-Pension angekündigt, als Energetiker?

Ja, wahrscheinlich schon. Aber damit beschäftigen wir uns nicht. Um mich braucht sich kein Mensch Sorgen machen, ich hätte auch ein Leben nach der Politik. Wir sind überzeugt, dass der Wähler keine Parteien mehr will sondern Partien – also Bewegungen wie die unsere. Parteien versprechen – wie die FPÖ: die verspricht derzeit jedem, der mit ihnen in Kontakt tritt, Jobs und Karrieren. Eine Masche, die vielleicht bei dem einen oder anderen zieht.

Vor allem bei Ihren Leuten – wie bei der Landtagsabgeordneten Isabella Theuermann oder Ihrer Stellvertreterin, Renate Haider, die zu den Freiheitlichen gewechselt sind. Gibt das nicht zu denken, wenn die anderswo bessere Karrierechancen orten und von einer One-Man-Show beim Team Kärnten sprechen?

Bei der FPÖ ist es mit Gernot Darmann und Christian Leyroutz halt eine Zwei-Mann-Show, bei der SPÖ kennt man nur Peter Kaiser, bei den Grünen nur Rolf Holub und bei der ÖVP nicht einmal Christian Benger. Man wird ja sehen, welche Bedeutung unsere Ehemaligen bei der FPÖ erlangen werden. Die stehen auf keiner Liste.

Sie geben sich als Aufdecker und kündigen an, die Bürger würden erfahren, was in der Regierung hinter den Kulissen schief lief und läuft. Was denn?

Es gibt zwei Wahrheiten: Die der Koalition, die der Presse Dinge geschönt mitteilt, obwohl sie so nicht stattgefunden haben. Und Skandale, die wir aufklatschen wie den Laibach-Bus, Zahlungen für den Vorlass von Literat Josef Winkler, die Sperre des Hubschrauber-Stützpunktes in Klagenfurt oder die Erhöhung der Bürgermeister-Gehälter. Und als Skandal werden sich noch die Heta-Verhandlungen erweisen. Es gibt einen Regierungsakt, der beweist, dass das Land bzw. die SPÖ in einer heiklen Phase der Verhandlungen um eine Heta-Lösung gar nicht am Tisch gesessen ist. Der Bund hat Anfang 2016 von sich aus Gespräche mit Heta-Gläubigern aufgenommen und eigenständig Verhandlungen weitergeführt. Das Land wurde von diesen Verhandlungen erst im Nachhinein informiert. Das heißt, Finanzminister Hans Jörg Schelling war so clever, für den Bund zu verhandeln und Kärnten über den Tisch zu ziehen.

Will ein Finanzreferent Köfer die 1,2-Milliarden teure Heta-Lösung mit dem Bund nachverhandeln? Das wäre ja illusorisch.

Nein, FPÖ und ÖVP sollen ihre Verbindungen nach Wien nutzen. Irgendein Bonus, irgendeine Besserstellung – und sei es im Rahmen des Finanzausgleichs – muss für Kärnten herausschauen.

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