Vor Ort gibt es außerdem "exorziertes Weihwasser", eine Seltenheit in heimischen Gotteshäusern. Warum und für wen, wird nicht erklärt.
Telefonisch wollte sich Leopold Gruber nicht zur Thematik äußern, schriftlich bezog er allerdings Stellung. Auf die Frage, ob der denn die Aufregung rund um den Text verstehe, antwortete er dem KURIER in einer Mail: "Ich verstehe die Aufregung nicht. Die Ausgaben dieses Blattes werden meines Wissens an alle Pfarrämter versendet. Der Text ist nicht neu. Er lag seit mindestens zwei Monaten auf dem Schriftenstand. Ich habe während dieser ganzen Zeit keine einzige negative Reaktion bekommen. Deshalb sehe ich keinen Grund, die Sache in der Pfarrgemeinde zu thematisieren."
Dass dieses Blatt an alle Pfarrämter versendet wird, bestreitet Michael Kraml von der Diözese Linz: "Das ist keine offizielle Kirchenzeitung, ich kenne dieses Blatt nicht. Die darin transportierte Meinung widerspricht der offiziellen Meinung des Papstes und der Kirche, wenn es um Umweltschutz und Nachhaltigkeit geht."
Papst für Umweltschutz
Wäre der Papst nicht krank geworden, wäre er ja 2023 selbst als Redner bei der Klimakonferenz angewesend gewesen, so Kraml: "Außerdem gibt es mit 'Laudato Si'' und 'Laudate Deum' zwei unmissverständliche Positionen des Papstes, dass die Natur in aller Dringlichkeit zu schützen sei." Und das exorzierte Weihwasser? "Das ist eine alte Gebetsformel aus dem Mittelalter, die noch hin und wieder verwendet wird. Es wird dieselbe Wirkung haben wie jedes andere Weihwasser auch", sagt Michael Kraml von der Diözese Linz.
Lokalaugenschein in Grein: "Ich glaube, diese Flugblätter liest sowieso niemand. Aber den Klimawandel kann man nicht leugnen, man muss sich nur umsehen", sagt die 29-jährige Christina Koch, die gerade mit ihrem Baby unterwegs ist. Eine ähnliche Meinung vertritt der 60-jährige Karl: " Ich komme nie in die Kirche, ich habe davon nichts gehört. Aber prinzipiell sind solche Aussagen Blödsinn. Ich hatte selbst eine Baufirma. Die ganzen Parkplätze, die Blechdächer heizen alles noch mehr auf und das Regenwasser versickert nicht mehr. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt."
Schwierig & konservativ
Von einigen hört man, der Pfarrer sei schwieirg und sehr konservativ: "Mich wundert nicht, dass er sowas auslegt", sagt ein Pensionist aus Grein. Und Hermann und Margarete, die gerade auf Urlaub in der Region sind, meinen: "Diese Aussagen zum 'Klima-Wahn als kollektive Geisteskrankheit' passen wohl in die Faschingszeit!"
Pfarrer Leopold Gruber bekommt offenbar Anderes zu hören: "Ich habe seit den Berichten in den Medien viele und nur positive Rückmeldungen bekommen. Die Personen bedanken sich und solidarisieren sich mit mir. Sie sind unter anderem dankbar dafür, dass auch kritischen Positionen zum Thema „Klima“ Raum gegeben wird."
Rainer Barth, ÖVP-Bürgermeister von Grein, nimmt die aktuelle Aufregung gelassen. Nach dem Wirbel um die Orgasmus-Päpstin - jene Lehrerin, die in ihrer Freizeit Workshops und Seminare für mehr sexuelle Zufriedenheit anbot - kann ihn kaum mehr etwas aus der Ruhe bringen: "Ich habe ein gutes Verhältnis mit dem Pfarrer, teile aber natürlich die Meinung nicht. Im Gegenteil, wir sind in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit Vorreiter bei uns in der Region."
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