41,7 Millionen Euro
Das zeigt der Fall eines Millionärs, der mit seiner Beteiligung an einem Anbieter für Sportwetten reich wurde und über den im Vorfeld der heurigen Hahnenkamm-Rennen zuerst von Puls24 berichtet wurde. Innerhalb von zwei Jahren hat der Deutsche – das zeigen Kaufverträge, die dem KURIER vorliegen – 41,7 Millionen Euro in den Ankauf von vier Liegenschaften investiert. Allesamt keine Protzbauten, aber in bester Hanglage auf der Sonnenseite der Stadt Kitzbühel.
An einer der Adressen hat der Unternehmer auch seinen Hauptwohnsitz, wie ein Blick ins Zentrale Melderegister zeigt. Für den Erwerb der drei anderen Liegenschaften wurden jeweils – man kennt es aus dem Signa-Reich von René Benko – eigene Gesellschaften gegründet.
„Dieser Fall ist schon einzigartig in dieser Form“, sagt Andreas Fuchs-Martschitz, Stadtrat der Liste Unabhängige Kitzbüheler, die in Opposition zur ÖVP von Langzeit-Bürgermeister Klaus Winkler steht. „Kitzbühel ist zur Handelsware verkommen.“
Früher hätten Auswärtige in Kitzbühel Häuser und Wohnungen gekauft, um „die schöne Landschaft zu genießen. Heute haben wir Glücksritter hier, die aus viel Geld noch mehr Geld machen wollen“, so Fuchs-Martschitz, der dadurch eine Preisspirale in Betrieb sieht, die Wohnen für Einheimische unleistbar macht.
Dass Immobilien durch eigens gegründete Gesellschaften gekauft werden, „das lehne ich ab“, sagt Bürgermeister Winkler. Grund und Boden sei das höchste Gut. Deshalb „müsste es eine legistische Regelung geben, dass Objekte für private Wohnzwecke nur von Privatpersonen gekauft werden können“, fordert er.
Auftrag an Kanzlei
Im konkreten Fall wird aber in einem der Kaufverträge festgehalten, dass ausgerechnet die Steuerberatungskanzlei Winklers mit der Berechnung der Immobiliensteuer beauftragt werden soll. „Das haben wir nur für den Verkäufer gemacht, waren aber in der Gestaltung und Projektierung nicht involviert“, hält der Bürgermeister fest.
In den nunmehr 20 Jahren seiner Amtstätigkeit hat es von verschiedenen politischen Mitbewerbern immer wieder Kritik an der Doppelrolle Winklers als Steuerberater einerseits und Bürgermeister – und somit oberste Bauinstanz – andererseits gegeben. Der 59-Jährige spricht von „oppositionellen Rundumschlägen“ und betont: „Ich trenne die Dinge ganz klar.“ Fuchs-Martschitz ortet hingegen „schwere Unvereinbarkeit“.
Eine ähnliche Debatte gab es schon vor einigen Jahren bei einem Immobilien-Geschäft durch den deutschen Pudding-Milliardär Richard Oetker. Der hat 2014, ebenfalls über eine eigens gegründete Gesellschaft, zunächst ein abrissreifes Haus am Schwarzsee um 2,9 Millionen Euro erworben, stattdessen eine große Villa erbaut und diese dann wiederum 2019 um 10,25 Millionen verkauft – über besagte Gesellschaft. Und die hatte ihren Sitz an der Adresse von Winklers Steuerberatungskanzlei.
Persönliche Vollmacht
Der Bürgermeister erklärte seinerzeit gegenüber dem KURIER, „dass er weder den Baubescheid unterschrieben habe, noch meine Kanzlei direkt an diesem Immobiliengeschäft beteiligt war.“ Gegenüber anderen Medien versicherte Winkler, dass er Oetker auch gar nicht kenne. Ein dem KURIER vorliegender Notariatsakt zu der Gründung der Immo-Firma, über die der Deal abgewickelt wurde, zeigt nun: Der Milliardär erteilte Winkler persönlich eine Vollmacht, um etwa Firmenbucheintragungen vorzunehmen.
Für Winkler kein Hinweis auf ein Naheverhältnis, vielmehr ein bei Freiberuflern üblicher Vorgang. „Das hat nichts direkt mit dem Geschäft zu tun. Ich weiß gar nicht, wie der Herr Oetker ausschaut.“
Das mitunter aus kleinen Häuschen zur Gewinnsteigerung wuchtige Villen werden, um den Gewinn zu steigern, ist aus Sicht Winklers nicht die Wurzel des Problems in Kitzbühel. „Was spielt es für eine Rolle, ob eine Wohnung 100 oder 200 Quadratmeter hat?“
Natürlich sei der Profit größer. „Aber mein Augenmerk liegt darauf, dass ich den sozialen Wohnbau für die Einheimischen fördern muss.“ Kitzbühel habe in den vergangenen 12 Jahren 400 neue Wohnungen geschaffen „und wir bauen zur Stunde 150 neue“, betont der Bürgermeister.
Baukompetenz zur BH
Und lässt dann noch in der Debatte um mögliche Unvereinbarkeiten von Gemeindechefs, die sich aus ihrer Kompetenz als Baubehörde ergeben, aufhorchen: „Der Bürgermeister soll Everybodys Darling sein, jedem alles Recht machen und ist nebenbei noch Behörde. In Wahrheit gehört die Baukompetenz vom Bürgermeister weg zur Bezirkshauptmannschaft. Dann hat man diese Diskussionen nicht.“ Eine derartige Kompetenzverschiebung galt für die ÖVP, der Winkler angehört bisher stets als No-go.
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