Knalleffekt um Ballonunfall mit sieben Schwerverletzten in NÖ
Der schwere Ballonunfall im niederösterreichischen Kirchschlag nimmt eine überraschende Wendung. Nach KURIER-Recherchen prüft die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt nun sogar eine Neuaufnahme des im Frühjahr eingestellten Strafverfahrens. Bei dem Absturz im vergangenen Jahr waren sieben Menschen schwer und zwei leicht verletzt worden.
Und: Wie sich jetzt herausstellt, wäre möglicherweise doch das schlimmste zu verhindern gewesen.
"Am 12. November 2022 startete der Pilot mit acht Fluggästen an Bord gegen ca. 08:46 Uhr von einer Reitwiese in der Nähe des ,Achtersees' in Bad Fischau-Brunn. Der Pilot hatte eine Ballonfahrt von Bad Fischau-Brunn in die Gegend von Kirchschlag in der Buckligen Welt bis in das Burgenland geplant. Die Fahrt verlief anfangs ruhig und mit geringer Fahrtgeschwindigkeit", hält der Bericht der Untersuchungsstelle des Verkehrsministeriums (SUB) fest.
Und weiter heißt es "Kurz vor der Gemeinde Untereck wies der Pilot die Passagiere darauf hin, dass eine Landung in ca. 15 min bevorstehen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Ballon eine Fahrtgeschwindigkeit von ca. 44 km/h (24 Knoten). Da der Pilot eine aus seiner Sicht mögliche Landefläche gefunden hatte, entschied er sich, früher als geplant, zur Landung anzusetzen. In der Landezone herrschte Wind aus nordwestlicher Richtung mit bis zu ca. 30 Knoten."
Doch dann ging alles schief.
Ballon-Pilot war nicht angegurtet
Der Ballon setzte hart auf, "beim ersten Bodenkontakt wurden drei Passagiere und der Pilot aus dem Korb geschleudert. Der Pilot hatte zum Zeitpunkt des Unfalles das für den Landevorgang vorgeschriebene Pilot Restraint (Sicherheitsgurt, der mit dem Ballonkorb verbunden ist) nicht angelegt".
Deshalb radierte das Fluggerät rund 50 Meter über einen Acker und hob führungslos mit fünf Insassen wieder ab.
Die Passagiere versuchten daraufhin, den Ballon selbst zu steuern und die Kontrolle zu übernehmen, während eine Insassin per Handy mit dem Piloten am Boden sprach. Dennoch stürzte der Heißluftballon rund 1,8 Kilometer weiter in einen Wald.
Im Frühjahr wurde das Verfahren eingestellt, weil laut einem Gutachten das Wetter allein Schuld an dem Unfall getragen haben soll. Das neue Untersuchungsergebnis stellt dies nun aber ganz anders da. So war zu wenig Druck im Brenner, auch die Notlandung wurde offenbar nicht sachgemäß durchgeführt.
Wobei die Untersuchung des Verkehrsministeriums bereits vor einigen Wochen fertiggestellt wurde, aber weder die bis heute traumatisierten Passagiere, die noch einen Zivilprozess führen, noch die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt darüber informiert wurden. Die Justiz erfuhr erst vom KURIER von dem Ergebnis der staatlichen Untersuchung.
Im Laufe dieser Woche soll jetzt geprüft werden, ob das Verfahren gegen den Piloten wieder aufgenommen wird. Denn laut dem Ministeriumsbericht soll er gleich mehrere Fehler begangen haben. Der 47-Jährige, der lediglich 27 Stunden Flugerfahrung mit dem Ballon hat, beruft sich hingegen auf einen falschen Wetterbericht.
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