Missbrauch in der Kirche: "Vertuschungsversuche wird es immer geben"

Der Protestant Udo Jesionek (84) befasst sich seit Jahren mit der Aufarbeitung von Missbrauch.
Österreich sei Vorbild im Umgang mit Missbrauch. Und das Zölibat eine Ursache für sexuelle Gewalt in der Kirche, sagt Udo Jesionek, Mitglied der Klasnic-Kommission.

Das Münchner Missbrauchsgutachten hat die katholische Kirche erschüttert. Sexuelle Gewalt an Minderjährigen wurde vertuscht und Täter wurden geschützt. Sogar der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird belastet. Wie groß das Ausmaß der kirchlichen Krise ist, zeigen die Hunderten Anträge auf Kirchenaustritte, die seit Veröffentlichung des Gutachtens in Bayern eingegangen sind.

Auch in Österreich haben zahlreiche Skandale die dunklen Geheimnisse der Kirche an die Oberfläche katapultiert. Vor zwölf Jahren wurde deshalb die „Unabhängige Opferschutzanwaltschaft“ unter der Leitung von Waltraud Klasnic ins Leben gerufen. Udo Jesionek, Mitglied der Klasnic-Kommission und Präsident der Verbrechensopferhilfe „Weisser Ring“, erklärt im Interview, wie es um die Aufklärung kirchlichen Missbrauchs in Österreich steht.

KURIER: Waltraud Klasnic sagte nach Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens, man sei in Österreich bezüglich Aufarbeitung kirchlichen Missbrauchs um Jahrzehnte voraus. Sind wir tatsächlich ein Vorbild?

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