Kirche will mit Solidaritätsfonds in der Teuerung Mut machen

Teuerungen im Wohnbereich sorgten für viel mehr Beratungsbedarf bei NÖ Wohnassistenz
Die Diözesen in Salzburg und Innsbruck helfen mit je 500.000 Euro Menschen, die sich das Leben nicht mehr leisten können.

Melanie Fritzer von der Sozialberatung der Caritas Salzburg kennt die Not aus den täglichen Gesprächen: Wie jene fünfköpfige Familie, die gerade um Hilfe ansuchte. „Sie waren vorher noch nie bei uns, wissen jetzt aber nicht mehr, wie sie 1.000 Euro an Betriebskostennachzahlung und die gestiegene Miete bezahlen sollen“, schildert Fritzer, dass immer mehr Familien nichts mehr auf die Seite legen können.

Und Schwester Franziska König von „Armut teilen“ erzählt von einem berührenden Moment der Verzweiflung vor einem Salzburger Wohnblock. „Kinder haben gespielt. Eine Frau sagte zur anderen: ,Ich kann nicht mehr‘.“ Ihr Rettungsanker war „Armut teilen“, eine Initiative, die vor 20 Jahren an der Pfarre Mülln entstand. Und da ist noch der Hilferuf jener Mindestpensionistin, die als Köchin arbeitete und nun Angst haben muss, auf der Straße zu landen.

Hilfe für Menschen an der Armutsgrenze

Ihre Geschichten stehen für rund 14 Prozent aller Österreicher, die an der Armutsgrenze leben. Die Mittel für Nothilfen werden knapper. Die Töpfe von Caritas und „Armut teilen“ werden mit dem neuen Solidaritätsfonds der Erzdiözese aufgebessert: „Die Teuerung schlägt unbarmherzig zu. Wir wollen Wärme in den Wohnungen, und Herzen spenden“, sagt Erzbischof Franz Lackner.

Unter dem Schlagwort „Mut machen“ will die Kirche für Menschen da sein. Sein „Mut zu glauben“, sei während eines Besuchs in Lemberg (Ukraine) gestärkt worden, so Lackner und er erzählt von einer Frau, die trotz Regens vor einem Grab verharrte. Ein starkes Bild im Gegensatz zu einer „Auferstehungsmüdigkeit“, die unsere Zeit begleite, so Lackner.

Der Fonds ist für Salzburg und die zugehörigen Teile Tirols mit 500.000 Euro dotiert. Die Kirche sucht dafür weitere „Mutmacher“. Der Topf soll durch Spenden aufgestockt werden, es gibt die Möglichkeit, den Kirchenbeitrag zweckzuwidmen.

"Mut-Appell" geht an Bedürftige

Auch wenn durch eine hohe Zahl von Austritten die Kirchenbeiträge sinken, sei es ein wichtiges Signal, zu helfen, so der Oberhirte. Finanzkammerdirektor Cornelius Inama bestätigt Umschichtungen im Budget: „Aus dem laufenden Betrieb geht es nicht. Wir müssen dafür Reserven angreifen.“ Der Fonds sei als Signal zu werten, dass der Kirchbeitrag den Einsatz für Menschen ermögliche.

Auch die Diözese Innsbruck stellt 500.000 Euro für Menschen mit erdrückenden Energiekosten-Rückständen zur Verfügung. Bischof Hermann Glettler: „Es sind überraschend viele Menschen mit großen finanziellen Sorgen konfrontiert.“

Schnell und unbürokratisch helfen

Die Hilfe soll in Tirol über die Caritas-Stellen rasch, unbürokratisch und zielgerichtet passieren. Der Mut-Appell richtet sich vor allem auch an Betroffene, keine Scheu zu haben. Salzburgs Caritas-Direktor Johannes Dines ermuntert Menschen, sich in den Beratungsstellen zu melden.

Geholfen wird auf zwei Ebenen: Einer Nothilfe, die pro Familie bis zu 300 Euro betragen kann, und einer nachhaltigen Stabilisierung von bis zu 700 Euro, wenn etwa hohe Energierückzahlungen nicht mehr zu stemmen sind. Mit der Caritas in Kontakt zu treten, soll so einfach wie möglich sein.

Weiters bittet Dines die Politik um ein krisenfesteres Sozialsystem, in dem niemand frieren muss, und hofft auf private Spender. Neben der Caritas helfen Schwester Franziska und ihr Team unbürokratisch in der Stadt Salzburg. „Wir wollen mit unserer Zuwendung Mut machen, sich zu trauen und um Hilfe zu fragen“, appelliert auch sie.

Auch "Option auf Verlängerung"

Und Harald Mattel, Pfarrer in Seekirchen und Bischofsvikar für die junge Kirche in der Salzburger Erzdiözese, hofft auch auf Initiativen aus der Jugend, die den Fonds wachsen lassen mögen.

Der Auftakt sei nur ein erster Schritt, betonen die Verantwortlichen. Die Entwicklung hängt vom weiteren Ausmaß der Teuerung und anderen Krisen ab. „Es gibt die Option auf Verlängerung“, bleibt Erzbischof Lackner, ein bekennender Fußballfan, optimistisch gestimmt.

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