Kind saß im Freien: Polizei ermittelt wegen 1.000 Drohnachrichten

Kind saß im Freien: Polizei ermittelt wegen 1.000 Drohnachrichten
Weil ein Bub einen Test vor Schulgebäude schrieb, gehen die Wogen hoch. 80 Teilnehmer bei Corona-Demo bei Volksschule.

Der Vater jenes Neunjährigen, um den sich die Kundgebung angeblich drehen sollte, distanzierte sich bereits im Vorfeld von ihr: Vor einer Volksschule in der Weststeiermark marschierten heute Früh Demonstranten auf. Sicherheitshalber wurden Sperrgitter aufgestellt, um sicherzustellen, dass Protestierende und Kinder nicht aufeinander treffen, denn die Demo war just ab 7 Uhr früh angemeldet, ein Zeitpunkt, an dem die Schüler zum Unterricht kommen.

Demo vor Voitsberger Volksschule

Pattstellung

Um "Gerechtigkeit" für den Buben sollte es gehen, wie der Organisator angab, der zuletzt auch schon Corona-Demos veranstaltet hatte: Der Neunjährige schrieb vergangene Woche einen 15-minütigen Test im Freien, nachdem die Direktion ein kurzfristig vorgelegtes Attest zur Maskenbefreiung des Kindes nicht akzeptiert hatte. Sie sollte erst geprüft werden: Dieses Attest stammte von einem Grazer Allgemeinmediziner, der bereits sechs Monate lang wegen seiner Skepsis gegenüber der Corona-Schutzimpfung nicht praktizieren durfte.

Ohne Mund-Nasen-Schutz durfte der Neunjährige aber nicht in die Schule, die Eltern bestanden aber darauf, dass er den - nicht benoteten - Test machen dürfe. Die Pattstellung wurde gelöst, in dem er mit Wissen der Eltern und in ihrem Beisein dann im Freien saß - allerdings bei Minusgraden.

Seit ein Foto dieser verstörendenen Szene in sozialen Medien auftauchte, gingen die Wogen hoch - bis hin zur Demonstration Dienstagfrüh: 80 Teilnehmer waren laut Landespolizeidirektion Steiermark dabei, die selbst mit 40 Beamten im Einsatz war. Kurz vor 9 Uhr  löste sich die Kundgebung auf.

Ein Hund schnappte nach einem Polizisten und zerriss ihm die Hose, die Beamte mussten vor allem wegen nicht eingehaltener FFP2-Maskenpflicht einschreiten. Die Stoßrichtung der Demonstranten war eindeutig: "Kinder haben ein Recht auf freies Atmen" oder "Hände weg von den Kindern" - eilig gebastelte Plakate, die sich gegen Corona-Schutzmaßnahmen richten. Insgesamt  kam es laut Polizei zu acht Verwaltungsanzeigen - etwa wegen fehlender Masken - und einer Anzeige nach dem Strafrecht (der Hundebiss).

Doch damit ist die Arbeit der Exekutive - und eventuell im Anschluss auch der Justiz -  lange nicht getan: Die Landespolizeidirektion installierte eine eigene Ermittlungsgruppe, die auch mit Hilfe von IT-Experten gegen bisher großteils noch unbekannte Verfasser von Drohungen oder Hassnachrichten vorgehen soll, die sich vor allem gegen Schulleitung oder Lehrer richteten. "Aktuell sind rund 1.000 solcher Nachrichte sowie unzählige Reaktionen in sozialen Netzwerken bekannt", teilte die Polizei am Dienstag mit.

"Instrumentalisierung" versus "Fehlverhalten"

Die Bezirkshauptmannschaft Voitsberg bewilligte die Demonstration, die allerdings 100 Meter vom Schulgebäude entfernt stattfinden musste. Laut Bildungsdirektion war aber schon tags zuvor klar, dass die erste Schulstunde nicht in gewohnter Form am Dienstag möglich sein würde: Psychologen waren in der Schule, um auf Fragen von Kindern zu reagieren. Antworten gab es auch von Stellen außerhalb des Schulsystems: Der Wiener Rechtsanwalt Nikolaus Rast sah "krasses Fehlverhalten" der Schule, während die steirische Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac "Instrumentalisierung" des Buben rügte, der von seinen Eltern in diese Siutation gebracht worden sei. 

Der Neunjährige wurde übrigens mittlerweile von der betroffenen Schule abgemeldet, er besucht nun eine Klasse in einerm Nachbarort - mit Mund-Nasen-Schutz. Die Bildungsdirektion erkannte das Befreiungsattest nicht an. Dienstrechtliche Konsequenzen für die Lehrerin sowie Direktorin gibt es keine, auch wenn es "in dieser Form sicher nicht üblich ist“, ein Kind im Freien einen Test schreiben zu lassen.

 

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