Arztkollege über Kellermayr: "Sie hat sich davor gefürchtet, getötet zu werden"

Der Angeklagte vor Gericht

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Dieser Fall hat Österreich bewegt und weit über die Grenzen des Landes für Aufsehen gesorgt. Die ausgewiesene Corona-Ärztin und Maßnahmenbefürworterin Lisa-Maria Kellermayr hat sich im Juli 2022 das Leben genommen.
Drohmails, Postings auf Sozialen Medien wie X (vormals Twitter) und explizite Morddrohungen haben der jungen Frau - sie war erst 36 Jahre alt - schwer zu schaffen gemacht.
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums.
Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u.a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133).
Die Staatsanwaltschaft Wels, die ursprünglich schon die Ermittlungen eingestellt hatte, ist nun doch überzeugt: Jener Mann, der ab heute vor Gericht steht, habe mit seinen Nachrichten ursächlich dazu beigetragen, dass Kellermayr Suizid begangen hat.
Der Kellermayr-Prozess
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Erster Prozesstag zu Ende: Morgen werden Mitarbeiterinnen befragt
Mit harter Kost ist der erste Prozesstag zu Ende gegangen. Die Videos von Lisa-Maria Kellermayr wirken nach. Der Anwalt des Angeklagten ist aber nach Abschluss des ersten Tages überzeugt, dass die ersten Einvernahmen gezeigt hätten, dass der Deutsche nicht für den Tod der jungen Ärztin verantwortlich gemacht werden können.
Wie geht es weiter? Morgen, Donnerstag, werden die Mitarbeiterinnen von Lisa-Maria Kellermayr über die Zeit befragt, in der die Ordination zu einer Hochsicherheitszone samt Sicherheitspersonal ausgebaut wurde und ob sie sich durch die Drohungen gegen ihre Chefin auch bedroht gefühlt haben. Und Polizisten und Mitarbeiter des Verfassungsschutzes werden vom Gericht über das Verfahren befragt.
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Angeklagter zeigt Emotionen
Der Verteidiger sagt, die Vorführung der Videos von Lisa-Maria Kellermayr sei nötig, um einen Einblick in ihre Psyche zu geben. Während die Videos laufen, zeigt der Angeklagte Emotionen und weint, als Kellermayr einen Einblick in ihre Gefühlswelt gibt.
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Erschütternde Videos von Kellermayr
Die Öffentlichkeit wird dann mit Ausschnitten aus einem rund halbstündigem Video konfrontiert, das Lisa-Maria Kellermayr von sich im Jahr 2017 gemacht hat. Sie habe ihr ganzes Leben gekämpft, sei in der Schule gemobbt worden, jetzt auch in der Arbeit, leitet sie ein. Man würde sie fertigmachen, sagt sie. Die Details daraus sind für das Gerichtsverfahren relevant, nicht aber für ein breite Öffentlichkeit.
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Die Entscheidung: Die Öffentlichkeit wird nicht ausgeschlossen.
Nach wenigen Minuten ist die Richterin zurück, auch die passenderweise eingelegte Pause ist beendet. Die Entscheidung des Gerichts: Der Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit wird abgewiesen. Zwar sei die Familie Kellermayr auch Opfer dieses Strafverfahrens. Das öffentliche Interesse stehe aber in diesem Fall über dem berechtigten Individualinteresse der Familie Kellermayr.
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Zeugenprogramm abgeschlossen, Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit
Die Richterin will nun die Videos zeigen, die sich mit den Suizidversuchen von Lisa-Maria Kellermayr befassen. Ihr Vater hat dazu den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt. Die Richterin zieht sich mit den beiden Schöffen zur Beratung darüber zurück.
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Ex-Gesundheitsminister aus Oberösterreich in Kellermayr-Chats
Ab März 2022 war der nächste Zeuge mit Kellermayr im Kontakt. Allerdings nur über über soziale Medien, etwa über "Twitter-Space". Thema war vorerst die Morddrohung von „Claas“, auch jene mit dem Volkstribunal. Problematisch sei es für Kellermayr ab der zweiten Nachricht von „Claas“ geworden. Und dass eine Person, die ihr gegenüber Drohungen ausgesprochen haben, nur eine Autostunde von Seewalchen entfernt lebe: Diese Nähe habe ihr Angst gemacht.
Sie habe Angst um sich selbst gehabt, aber auch um ihre Mitarbeiterinnen und ihre Patientinnen. Sie habe sich immer mehr verfolgt gefühlt – etwa, als jemand in ihrer Ordination im Aufzug ihren Namen überklebt habe. Aber auch dieser Zeuge sagt: Ein „Volkstribunal“, wie vom Angeklagten angekündigt, würde er aber nicht als konkrete Drohung gegen Leib und Leben einordnen.
Dann kommt ein prominenter Name ins Spiel: In Chatgruppen wurde darüber diskutiert, im Falle eines Suizids von Lisa-Maria Kellermayr eine Liste an Namen zu veröffentlichen, die Kellermayr Hilfe versprochen und dieses Versprechen nicht gehalten hätten. Unter anderem taucht dabei der Name des früheren Gesundheitsministers Rudi Anschober, ein Oberösterreicher, auf. Man habe „sie zum Schweigen bringen“ wollen steht in einer Nachricht.
Da hakt der Vater von Lisa-Maria Kellermayr ein: Könnte es sein, dass die Polizei über Anschober versucht habe, dass sie keinen öffentlichen Disput mit der Polizei mehr ausfechtet? Der Zeuge bejaht.
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"Der letzte Stoß für den Suizid war die finanzielle Belastung"
Als nächstes kommt ein Studienkollege Kellermayrs zu Wort. Er hat unregelmäßig mit ihr telefoniert – über die Welt, das Leben, die Praxisgründung. Und später auch über die Drohungen. Vor allem über das Volkstribunal und die Morddrohungen, erinnert er sich: „Sie hatte Angst, dass jemand in ihre Ordination eindringen und ihr etwas antuen könnte.“ Mit dem Begriff Volkstribunal sei unterschwellig eine große Gefahr mitgeschwungen, ist er überzeugt. Sie war eine schillernde Persönlichkeit und hat alles, was sie getan hat, mit 200 Prozent gemacht.“ Auf die diesbezügliche Frage der Richterin sagt der Zeuge: „Der letzte Stoß für den Suizid war sicher die finanzielle Belastung, davor waren die Drohungen eine große Belastung.“ -
Zeuge: "Kellermayr hat sich tatsächlich davor gefürchtet, getötet zu werden."
Als Zeuge sitzt nun jener Arzt vor Gericht, der Lisa-Maria Kellermayr manchmal in ihrer Ordination in Seewalchen vertreten hat. Er habe sie als sehr engagierte, kompetente Kollegin kennengelernt. Die Sicherheitseinrichtungen in der Ordi seien sehr hoch gewesen, erinnert er sich. Kellermayr habe ihm auch mehrere Mails gezeigt, als er sie vertreten hat. Darunter auch welche mit Morddrohungen. „Ich habe keinen Grund gefunden, aufgrund dieser Mails eine Vertretungstätigkeit abzulehnen.“ Dabei handelte es sich allerdings um Mails vom nicht gefassten „Claas“, nicht vom Angeklagten. Der Zeuge ist überzeugt: "Frau Kellermayr hat sich tatsächlich davor gefürchtet, getötet zu werden.“ Und zwar wegen der Drohmails.
Er erinnert sich auch an Nachrichten der Ärztekammer - darin habe man Kellermayr mitgeteilt, dass eine Nachfolge für die Ordination rasch gefunden werden könne, wenn sie nicht mehr weitermachen könne. Kellermayr sei diesbezüglich sehr bedrückt gewesen. Von einem Volkstribunal - dieses hat der Angeklagte Kellermayr angedroht - habe er in den Gesprächen mit Kellermayr nie etwas gehört.
Ihr gegenüber habe Kellermayr auch nie einen Suizid angekündigt, ist sich der Zeuge sicher.
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Drohungen auch auf X (vormals Twitter)
Neben der langen und ausführlichen Mail-Konversation verliest die Richterin aus dem Akt auch die Einträge auf X (vormals Twitter). „Wir werden solche Kreaturen wie Sie vor ein noch einzurichtendes Volkstribunal bringen“, hat der Angeklagte gepostet und damit Lisa-Maria Kellermayr gemeint.
Und weil ein Zeuge, der für später geladen ist, schon da ist, wird dieser vorgezogen. Es handelt sich um einen Arzt, der Lisa-Maria Kellermayr in der Notaufnahme einmal kennengelernt und sie in der Ordination vertreten hat.
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Pause ist vorbei: Richterin verliest die Kommunikation
Weil noch keine weiteren Zeugen da sind, startet die Richterin mit der Verlesung des Aktes. Zuallererst sind die Nachrichten an der Reihe, die sich der Angeklagte und Kellermayr geschickt haben. "Wenn Menschen wie Sie mich hassen, freut mich das", antwortet Lisa-Maria Kellermayr etwa auf eine Schreiben des Angeklagten. "Ich hasse Sie nicht, ich bemitleide Sie", antwortet dieser.
Bis lang in die Nacht diskutieren die beiden miteinander, werfen sich Unfreundlichkeiten an den Kopf und tauschen Vorwürfe aus. "Sie sind nicht der einzige Covidiot, den ich zur Anzeige bringe", schreibt sie, er antwortet: "Sie werden offiziellen Besuch bekommen." Auch am nächsten Tag wird weitergeschrieben - das war im Februar 2022.
Der nächste Kontakt ist Ende März. Da diskutieren sie über wechselseitige Strafanzeigen. Am Abend kommt eine zwei Seiten lange Nachricht des Angeklagten, in der der Angeklagte ihr mit einer Strafanzeige wegen Volksverhetzung - mit elendslangen Ausführungen über seine Sicht zur Corona-Impfung. Samt neuerlicher Drohung: "Sie werden ins Gefängnis kommen."
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"Ja, ich war stolz auf meine Tochter"
Nach über einer Stunde ist die Zeugeneinvernahme des Vaters zu Ende. Zum Schluss wird er noch emotional: "Es ist unzumutbar, wie mit uns umgegangen wird." Dass jetzt Dinge herausgeholt werden, die 20 Jahre zurückliegen, tue ja nichts zur Sache: „Es geht darum, wie ihr Zustand zum Zeitpunkt des Todes war.“ Abschließende Frage des Verteidigers: „Waren sie stolz auf ihre Tochter?“ Kellermayr: „Ja.“ Dann wird die Verhandlung bis 13 Uhr unterbrochen. -
Vater bringt Zweifel an Selbstmord vor
Auf Nachfrage des Staatsanwalts legt der Vater ein neues Foto über die Situation am Ort vor, wo seine Tochter den Suizid verübt habe. Denn er glaubt vielmehr, dass es sich um einen Mord gehandelt haben müsste. Das versucht er anhand einer von ihm vor dem Prozess zusammengestellten Auflistung an Ungereimtheiten darzustellen.
Der Staatsanwalt hält dem nach einer kurzen Pause entgegen, dass das mit der Krankengeschichte seiner Tochter nicht in Einklang zu bringen sei.
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Kellermayrs Vater: "Sie war ein lebhafter Typ, engagiert und zielstrebig"
"Sie war ein sehr lebhafter Typ, sie war engagiert, zielstrebig und hartnäckig“, erinnert sich der Vater als Zeuge vor Gericht an seine Tochter Lisa-Maria Kellermayr. Im Gymnasium sei sie oft gemobbt worden – wegen ihres Gewichts. Der Vater erinnert an eine Operation an der Halswirbelsäule im Jahr 2018, sie habe oft große Schmerzen gehabt. Damals lebte sie in Berlin, in der Zeit und auch früher habe es Suizidversuche gegeben. Aber ihre Suizidversuche seien immer so angelegt gewesen, damit sie Hilfe erhalte, sagt er. „Wir haben die Hoffnung gehabt, dass sich das zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr gibt“, erinnert sich der Vater: „Meiner Meinung nach war sie ab 2019 völlig fit“, das macht daran fest, dass sie in Berlin im April 2021 einen Halbmarathon gelaufen sei. Auch habe sie während Corona anfangs als einzige Ärztin in OÖ Patientinnen mit Covid in voller Schutzausrüstung zuhause besucht und oft bis in die Nacht gearbeitet. Die Kontakte zur Tochter waren während Corona nicht übermäßig intensiv. Am 5. Juli 2022, drei Wochen vor dem Tod, hat es ein intensives Gespräch über ihre Situation gegeben. „Wir haben über die finanziellen Verhältnisse geredet“, ein Verein sei gegründet worden, um ihr finanziell zu helfen. „Sie hat sechs Monate mit der Angst gelebt, getötet zu werden“, ist der Vater überzeugt, das sei eine enorme Belastung, zusätzlich zu ihrer Arbeit in der neuen Praxis und im hausärztlichen Notdienst gewesen. Dass sie im Juli schwach geworden ist, muss man verstehen. Auf die Frage der Richterin nach den Nachrichten des Angeklagten sagt Kellermayrs Vater: "Ein Tribunal, wie vom Angeklagten angekündigt, habe er nicht als lebensbedrohlich erachtet.
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"Bin nicht der, der gesucht wurde"
Er ist überzeugt, nicht am Tod von Frau Kellermayr schuld zu sein: "Sie hat geantwortet, sie hatte keine Angst vor mir." Aber er verstehe, dass ein Schuldiger gesucht wird: "Vielleicht gibt es gar keinen Schuldigen. Sie hat sich nicht wegen meiner Korrespondenz das Leben genommen."
Die Aussagen von „Claas“, die immer wieder öffentlich mit seinen vermischt worden seien, bezeichnet er als „widerwärtig“, er habe ihr gegenüber nur klarstellen wollen, dass er diese Nachrichten nicht geschrieben hätte.
Über den Gesundheitszustand von Kellermayr habe er keine Kenntnis gehabt: "Ich bin nicht der der gesucht wurde, ich bin der, der gefunden wurde, der Sündenbock für den tragischen Tod von Frau Kellermayr. Ihr Schicksal rührt mich, aber ich trage keine Schuld. Ich vertraue dem Gericht."
© Michaela ReibenweinNur eine einzige Frage beantwortet der Angeklagte selbst: "Ich bin nicht schuldig."
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"Der Tod ist eine Tragödie"
Abschließend betont der Anwalt, dass sein Mandant "keine Schuld am Tod von Frau Kellermayr" habe. Er habe am 6. August sein großes Bedauern über den Tod der Frau ausgedrückt. Dann ergreift Anwältin Sonja Fasthuber das Wort. "Mein Mandant wird sich nicht äußern", nur auf die Frage der Richterin, ob er sich nicht schuldig bekennt, antwortet er mit "Ja.".
Die Anwältin verliest seine Stellungnahme: „Ihr Tod ist eine Tragödie, die mich nicht kalt lässt. Meine Nachricht war so kalt, wie das Klima damals war.“ Ihm habe Angst gemacht, dass Ungeimpfte am Leben nicht mehr teilhaben können. Und weiter: "Ich war überzeugt, dass Menschen, die sich so verächtlich über andere äußern, sich strafbar machen. Ich habe sie nicht gezielt ausgesucht, sie war eine von vielen, ich habe sie ausgesucht, weil sie sich abfällig geäußert hat über Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen."
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Anwalt: "Suizid war geplant"
Dann wird es höchstpersönlich. Der Anwalt listet die genaue Planung des Suizids anhand von Unterlagen auf, die die Polizei bei Kellermayr sichergestellt habe. „Sie habe keinen Plan B“, steht darin, auch wird ein von ihr erstellter Plan für die mediale Begleitung des Suizids öffentlich gemacht. Der Anwalt verweist auf eine diagnostizierte Persönlichkeitsstörung und legt den Abschiedsbrief an die Polizei vor: „Kein Stress. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mich lebend finden, ist gleich null.“ In dem Brief kommt der heute Angeklagte vor. Für den Anwalt ein Grund für die Strafverfolgung seines Mandanten. Und sie kritisiert darin auch die Polizeiarbeit. Darin schreibt sie auch, dass sie die Ordination „nicht halten könne“. Auch der ehemalige Polizeisprecher wird erwähnt: Er habe „mit aller Kraft auf mich eingedroschen und mich erniedrigt“, schreibt sie. -
Verteidiger listet alle Drohungen auf
Martin Feigl, der Anwalt des Deutschen, ist gut vorbereitet. Er präsentiert zahlreiche Postings, Nachrichten und Kommentare, die auf Lisa-Maria Kellermayr eingeprasselt sind. "Die sind aber nicht vom Angeklagten", stellt er klar. Vor allem lenkt er den Blick auf den Internet-User "Claas". Dieser habe Kellermayr gedroht, die "hinzurichten" und sie und ihre Mitarbeiterinnen "hinzurichten".
Und er bringt eine genaue Zeitleiste: Beginnend mit Kellermayrs Tweet vom 16.11. 2021, dem Retweet der Polizei und dem schon vorhin angesprochenen Auftritt des bislang nicht ausgeforschten "Claas", der die Morddrohungen abgesetzt hat.
Schon am 22.11. wurde ein Sicherheitsdienst eingerichtet: "Lange bevor mein Mandant ihr geschrieben hat."
Der Angeklagte sei nur vom 21.2. bis 30.3. 2022 und noch einmal später mit ihr im Kontakt gewesen - er könne mit dem Suizid der Ärztin nichts zu tun haben.
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Staatsanwalt hält sich mit der Anklage kurz
Der Staatsanwalt ist im Eröffnungsplädoyer überzeugt: "Der Angeklagte hat den tragische Selbstmord mitverursacht.“ Er stützt sich dabei auf eine Beschluss des Oberlandesgerichts Linz in der Anklage und hält nur eine Frage für im Prozess zu klären: "Ist eine kausale Beziehung zwischen Drohungen des Angeklagten und dem Suizid der Ärztin herzustellen?“
Er ist überzeugt: Der beauftragte renommierte Gutachter Prof. Hoffmann habe "ein exzellentes Gutachten erstellt", aus dem hervorgehe, dass der Angeklagte eine Mitschuld am Selbstmord habe. Unter anderem wegen einer Nachricht wenige Tage vor dem Tod: "Dieses Tribunal wird kommen, da bin ich sicher."
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Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit
Vorab hat es einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit gegeben - vor allem im Hinblick auf Videos, die im Prozessverlauf gezeigt werden sollen. Die Richterin sagt, sie will darüber erst entscheiden, wenn die Videos gezeigt werden sollen.
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Angeklagter macht keine Angaben
Der Angeklagte wird von der Richterin befragt, zu seinem Einkommen und Vermögen macht er keine Angaben. In Österreich hat er keine Vorstrafen, in Deutschland gibt es insgesamt 22 Einträge, fünf davon sind einschlägig, liegen allerdings schon länger zurück. Er lebt in München, wo auch ein Verfahren gegen ihn gelaufen ist. Das wurde wegen des Verfahrens in Wels vorübergehend eingestellt. -
Angeklagter mit Sonnenbrille und Haube
Gespannt haben die Medienvertreter auf den Angeklagten gewartet. Dann kommt er - begleitet von Anwältin Sonja Fasthuber - den Gang zum Schwurgerichtssaal entlang. "Ich bitte die Medienvertreter darauf zu achten, dass keine Fotos von mir veröffentlicht werden", sagt er mit fester Stimme. Er trägt eine Sonnenbrille und eine graue Haube. Dann betritt er den Gerichtssaal, die Medienvertreter und Prozessbesucher dürfen jetzt auch hinein.© Josef KleinrathDer Angeklagte kurz vor dem Eintreten in den Schwurgerichtssaal - alle Kameras sind auf ihn gerichtet
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Großes Polizeiaufgebot
Zwar wurde vorab seitens des Gerichtes betont, keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, das Polizeiaufgebot ist aber enorm. Rund zehn Polizisten sind vor dem Schwurgerichtssaal und im Saal, um die Sicherheit für alle Prozessteilnehmer zu gewährleisten. Derzeit waren die Journalisten vor dem Saal auf den Angeklagten.
© Kurier -
Angeklagter hatte zuletzt gesundheitliche Probleme
Der Anwalt des 61-jährigen Deutschen sagt, der Mann sei schwer betroffen gewesen, als er vom Tod der Ärztin hörte. Zuletzt sei er auch gesundheitlich angeschlagen gewesen. "Mein Mandant hatte mehrere Schlaganfälle", schildert Feigl, Aber er sei prozessfähig und könne heute an der Verhandlung natürlich teilnehmen.
Und Feigl bekräfigt, dass der Mann mit Kellermayr kommuniziert habe: "Ja, er hat das nie verheimlicht und alles über seinen Firmenaccount geschrieben." Die detailgetreuen Todesnachrichten seien aber von anderen Internet-Usern gekommen.
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Medieninteresse ist enorm
Das war zu erwarten: Das Medieninteresse am Kellermayr-Prozess in Wels ist enorm. Der Auftakt wurde um knapp drei Wochen verschoben, heute kommt der 61-jährige Angeklagte zum Prozess nach Wels. Österreichische und deutsche Medien haben ihre Kameras aufgebaut.
Die Anwälte des Mannes geben bereits erste Interview. So auch Jessica Hamed, Strafverteidigerin aus Wiesbaden. Sie hat den Mann im Verfahren vor dem Landgericht München I vertreten. "Dort wurde das Verfahren vorläufig eingestellt, weil in Österreich Anklage erhoben wurde."
Und sie berichtet von einem "Präjudiz" im deutschen Verfahren gegen ihren Mandanten: "Das Landgericht München hat die Hausdurchsuchung meines Mandanten als rechtswidrig erkannt."
© Josef KleinrathJessica Hamed
Deshalb wurde er wegen des Verbrechens der gefährlichen Drohung angeklagt. Der Prozess ist für vier Tage anberaumt, neben 28 Zeugen werden zwei Gutachter gehört.
Das Medieninteresse ist enorm, die Anwälte des Angeklagten geben vor dem Gericht die erste Stellungnahmen ab. Martin Feigl, Rechtsanwalt aus Wien, sagt, sein Mandant wird sich nicht schuldig bekennen: "Er hat ihr zwar Nachrichten geschickt, aber von ihm sind keine Todesdrohungen gekommen."

Martin Feigl und Sonja Fasthuber verteidigen den Deutschen im Verfahren in Österreich
Der Mann sei zutiefst betroffen gewesen, als er vom Tod der Ärztin erfahren habe. Sein Thema sei aber immer die Angst vor der Impfung gewesen. "Mein Mandant hat auch an Söder und Lauterbach (zwei damals entscheidende Politiker in Deutschland, Anm.) geschrieben und war aktiv gegen die Impfpflicht tätig."
Feigl erinnert an die Twitter-Nachricht, wo Kellermayr Impf- und Maßnahmengegner als "Covidioten" bezeichnet hatte. Da sei der Deutsche auch auf sie aufmerksam geworden. Der Mann habe größtes Interesse an dem Prozess, sagt Feigl und ist überzeugt, dass er auch nicht verurteilt werde. Der Prozesse werde "viele Hintergründe und intime Details" rund um die Konversation des Angeklagten mit der Ärztin ans Licht bringen. Welche, wollte Feigl noch nicht verraten.
Wir berichten live vom Prozess aus dem Schwurgerichtssaal in Wels.
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