Keine Apotheken? Ärztekammer warnt vor neuer Versorgungskrise

In Apotheken sind immer öfter bestimmte Medikamente nicht erhältlich
Mediziner sehen die Versorgung mit Medikamenten in ländlichen Regionen durch neue öffentliche Apotheken gefährdet.

Die Diskussionen zwischen Ärztekammer und Apothekerverband gehen in die nächste Runde. Am Dienstag warnten die Mediziner vor einer "Zuspitzung der Versorgungskrise auf dem Land". Denn immer mehr öffentliche Apotheken an unprofitablen Standorten außerhalb der Ballungszentren geraten wirtschaftlich in Bedrängnis.

Johannes Steinhart, ÖAK-Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, sieht als zentrale Ursache dieser Entwicklung die Gründung neuer öffentlicher Apotheken in ländlichen Regionen. Denn ärztliche Hausapotheken müssen innerhalb von drei Jahren zusperren, wenn sie sich innerhalb von 4 Kilometer der neuen Apotheke befinden.

    Keine Apotheken? Ärztekammer warnt vor neuer Versorgungskrise

    Im Gegensatz zu vor 20 Jahren gebe es heute bereits um 100 ärztliche Hausapotheken weniger, rechnet Steinhart vor und fordert einen "Liberalisierungsschub, der den Medikamtenverkauf in ländlichen Regionen auf eine völlig neue Basis stellt".

    In Österreich gibt es derzeit 1.438 von Apothekern geführte Apotheken und 794 ärztliche Hausapotheken. Von 2009 bis 2018 wurden 155 öffentliche Apotheken neu eröffnet, jedoch 62 ärztliche Hausapotheken geschlossen.

      Keine Apotheken? Ärztekammer warnt vor neuer Versorgungskrise

      Fast jede zweite der neuen öffentlichen Apotheken wurde in Gemeinden mit 1.000 bis 5.000 Einwohnern eröffnet

      61 Prozent der Gemeinden ohne Haus- oder öffentliche Apotheke und 66 Prozent der Gemeinden ohne Kassenarzt liegen im ländlichen Raum.

      Einen weiteren Trend, der die Versorgung in ländlichen Regionen verschlechtert, sieht die Ärztekammer in der anstehenden Pensionierungswelle der Apotheker. Die Politik dürfe nicht länger dabei zusehen, wie der Verdrängungswettbewerb zwischen öffentlichen Apotheken aus gesetzlichen Gründen immer weiter zulasten der ärztlichen Hausapotheken gehe.

      Das sind die Forderungen der Ärztekammer

      • Duales System, kundenfreundliches Nebeneinander von öffentlichen und ärztlichen Apotheken
      • Liberalisierung des Apothekengesetzes
      • Abschaffung des Gebietsschutzes für öffentliche Apotheken
      • Streichung der festgeschriebenen Mindestentfernung zwischen ärztlichen und öffentlichen Apotheken
      • Liberalisierung des Medikamentenverkaufs
      • Maßstab für Regelungen muss der reale Bedarf der Bevölkerung sein

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