Kaum verschränkte Ganztagsschulen in Österreich

Kaum verschränkte Ganztagsschulen in Österreich
2.400 Ganztagsschulen mit Nachmittagsbetreuung stehen 224 "echten" Ganztagsschulen gegenüber.

In Österreich haben Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss oder Migrationshintergrund immer noch schlechtere Bildungschancen, das hat zuletzt die PISA-Studie wieder gezeigt. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) will durch mehr Ganztagsschulen für mehr Chancengleichheit sorgen, auch die Länder unterstützen einen Ausbau. Verschränkte Ganztagsschulen mit einem Wechsel aus Unterricht, Lern- und Freizeit sind aber laut Ö1 immer noch ein Minderheitenprogramm.

Insgesamt besucht in Österreich ein Drittel der Sechs- bis 14-Jährigen eine ganztägige Schulform, die überwiegende Mehrheit eine sogenannte "offene Ganztagsschule". Dort findet am Vormittag Unterricht statt, in der Nachmittagsbetreuung Lern- und Freizeit. Rund 2.400 Standorte bieten diese Form laut Ö1-"Morgenjournal" vom Montag in Österreich an.

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International wird unter Ganztagsschule allerdings die verschränkte Form verstanden, in der sich Unterricht, Lern- und Freizeit über den Tag abwechseln. Dieses Modell bieten lediglich 224 Standorte an. Als Grund wird von Salzburgs Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) genannt, dass vielen Eltern die verschränkte Form zu unflexibel sei, weil man sein Kind nicht am Nachmittag etwa für den Musikunterricht aus der Schule herausnehmen könne (weil ja Unterricht stattfindet, Anm.).

Zustimmung der Eltern

Unangefochtener Spitzenreiter bei den "echten" Ganztagsschulen ist Wien mit 103 Standorten. In der Bundeshauptstadt ist - anders als in den übrigen Bundesländern - vor einer Umstellung auf die verschränkte Ganztagsschule nicht die Zustimmung von zwei Dritteln der Eltern und Lehrer notwendig.

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Im Ö1-Rundruf plädierten alle Bundesländer für einen Ausbau der Ganztagsschulen, sowohl der offenen als auch der verschränkten Form. Allerdings sei das aktuelle System mit seinen vielen Playern - Schule, Gemeinde, Bildungsdirektion, Land und über die Finanzierung noch der Bund - sehr komplex, beklagte Vorarlbergs Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP). "Für eine Weiterentwicklung bräuchte es eine Vereinfachung des Systems", forderte sie einen Vorschlag des Ministeriums ein. Dort hieß es, man arbeite bereits gemeinsam mit den Ländern an einer Lösung zur langfristigen Finanzierung und besseren Organisation der Ganztagsschulen.

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