Schule neu denken: Interesse am Lernen fördern
Das Hauptproblem der Schule ist, dass 20 bis 40 Prozent nach 8-12 Jahren nicht ordentlich lesen, schreiben und rechnen können. Eine Institution mit solchen Ergebnissen ist absolut untragbar. Es wird aber immer nur beklagt, es geschieht nichts dagegen. Es entsteht, weil die Schule nicht lehrt, sie ist eine Notenfabrik. Sie arbeitet unter dem Motto „Friss oder Stirb“. Sie wirft den Lehrstoff hin. Ob und wie es die Kinder begreifen, ist ihr und ihrer Eltern Problem. Die Aufgabe der Schule muss aber sein, es jedem Kind beizubringen.
Hier kommt immer der Einwand, das geht nicht, wenn ein Lehrender 30 Schüler mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen hat. In alternativen Schulen hat man Lösungen gefunden. Kinder können z.B. Gruppen bilden, bessere helfen denen, die es noch nicht können. Gerade die mit Problemen brauchen Erfolgserlebnisse. Es darf daher nicht die absolute Leistung beurteilt werden, sondern der jeweilige Fortschritt.
Es wird seit Ewigkeiten betont, dass nicht das Faktenwissen wichtig ist, sondern das Verständnis für Zusammenhänge. Fakten kann man jederzeit nachschlagen. Es wird dauernd davon gesprochen, dass die Lehrpläne entrümpelt werden müssen. Warum machen wir es noch immer umgekehrt? Weil man das ja nicht prüfen und benoten kann. Der Lehrstoff hat nur den Zweck, eine Prüfung zu bestehen. Danach kann man wieder alles vergessen. Jede KI kann das besser.
Psychologisch gesehen ist das System mit Prüfungen, Tests und Schularbeiten völlig falsch. Es ist ein einziger Stress. Aber unter Stress kann man nicht sinnvoll lernen oder Wissen reproduzieren. Bei Stress läuft nur das Alarmprogramm. Die Ratio ist völlig ausgeschaltet. Wenn wir wirklich Erkenntnisse erhalten wollen, müssen wir die Zusammenhänge und den Sinn erkennen. Nur Dinge, von denen wir uns eine Vorstellung, ein Bild machen können, haben wir wirklich verstanden. Und nur Fakten, die damit verbunden sind, können wir auch wieder abrufen. Das geht aber nur über das Interesse. Nur was mich interessiert, nehme ich wirklich auf und verbinde es mit positiven Gefühlen. Daher beschäftige ich mich gerne damit und entwickle es weiter.
Aufgezwungenes Schulwissen, wenn überhaupt etwas davon übrig bleibt, bringt höchstens eine Erinnerung an Schularbeitsangst und Stress und wird schon aus diesem Grund verdrängt und aussortiert. Gegenstände wie Mathematik, Physik, Chemie sind für viele eine einzige Plage. Man muss sich halt irgendwie auf „Genügend“ darüber retten. Und es nach der Schule möglichst schnell vergessen. Oder die schönen Gegenstände der Allgemeinbildung. Die werden eher so vermiest, dass man nach der Schule nur schwer oder nie mehr einen Zugang findet. Jedes Kind hört gerne Geschichten. Der Geschichtsunterricht dient jedoch sehr oft lediglich dazu, Jahreszahlen prüfen zu können.
Das Schlimmste ist die Zerstörung jeglicher Kreativität. Kreative, meist sehr intelligente Kinder sind lern- und wissbegierig. Mechanisches Lernen ist ihnen aber meist ein Gräuel. Das heutige Schulsystem passt überhaupt nicht zu diesen Kindern. Sie werden nur gelangweilt und oft für ihr Leben geschädigt. Schule muss Interesse wecken, muss lehren, die Fähigkeiten und Talente fördern.
Josef Künzel ist Unternehmensberater, Verkaufstrainer und Inhaber eines Unternehmens im Bereich Banktechnik. Er beobachtete Leiden und Frust wegen der Schule in der eigenen Familie.
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