Kassasturz beim Flughafen Klagenfurt: Minus liegt bei 6,6 Millionen Euro

Kassasturz beim Flughafen Klagenfurt: Minus liegt bei 6,6 Millionen Euro
Minus doppelt so hoch, wie angenommen. Landesaufsicht erschüttert. 15 Millionen an Investitionen in kommenden Jahren für Fortbestand.

Nach jahrelangem Hin- und Her, heftigen Verstimmungen in der sonst harmonischen schwarz-roten Koalition und etlichen negativen Schlagzeilen ist der Flughafen Klagenfurt seit 22. Mai wieder vollständig in öffentlicher Hand.

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Am Freitag wurde nun eine erste Bilanz gezogen, was man denn da überhaupt nach fünf Jahren vom ehemaligen Mehrheitseigentümer, Franz Peter Orasch und Lilihill zurückgekauft hat. 

Landeshauptmann Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP), Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten), Geschäftsführer Maximilian Wildt und der Vorstand der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) Martin Payer luden dafür zur Pressekonferenz.

Um "alle Karten auf den Tisch zu legen und die Vergangenheit aufzuarbeiten", betonte Gruber.

Verheerende Bilanz

Der LH-Vize verkündete gleich zu Beginn die ernüchternden Zahlen: Der Fehlbetrag in der operativen Jahresplanung liegt bei 6,6 Millionen Euro. "Das ist das doppelte Minus, das bisher von Lilihill angegeben wurde", sagte Gruber. Es gelte nun weiter den Erhalt des Flughafens zu sichern, betonte Gruber.

Wie viel Geld man dann tatsächlich benötigen würde bzw. nachschießen müsste, dürfte sich im Winter zeigen. Bei den 6,6 Millionen Euro handelt es sich um den Verlust.

Voraussetzung aus Landessicht sei nun der Fokus auf den Flugbetrieb. 

Millionen für Erhalt bereitstellen

15 Millionen Euro müssten laut Klagenfurts Bürgermeister Scheider in den kommenden Jahren allerdings investiert werden, um den Flughafen zu retten. Es handelt sich dabei um Geld für Gebäudesicherheit, Detektoren, die Sanierung von Rollwegen oder Wasserleitungen. Zu investieren sei diese Summe in den kommenden fünf Jahren. 

KBV-Vorstand Payer analysierte dann den genaueren Kassasturz: "Seit 2017, also dem Jahr der Teilprivatisierung, sind die Umsätze um zwei Drittel eingebrochen. Neben dem Einnahmenproblem haben wir aber auch gesehen, dass der Flughafen nicht so effizient geführt wurde, wie angegeben. Das Controlling hat etwa im Jahr 250.000 Euro gekostet, das Callcenter 40.000 Euro." 

Probleme hausgemacht

Es gelte nun ein anderes Problembewusstsein an den Tag zu legen. Sein Fazit: "Die Probleme am Flughafen waren hausgemacht."

Bei einem Punkt würde nach dem neuen Geschäftsführer Wildt jedenfalls nicht gespart: An der Sicherheit. Überlegt wird hingegen die Flughafen-Grundstücke zu nutzen. Eine Idee: PV-Anlagen auf den Flächen, die dann auch genutzt werden könnten, um die Stromkosten des Flughafens zu senken.

Die nun erforderlichen Millionen würden in der Koalition laut LH-Vize Gruber jedenfalls für "Diskussionsbedarf" sorgen.

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Zum Hintergrund: Als der Flughafen Klagenfurt 2018 teilprivatisiert wurde und die Lilihill-Gruppe von Franz Peter Orasch 74,9 Prozent übernahm, zog das Land die Call Option sozusagen als Sicherheitsnetz ein. Sollte der Flughafen je in Turbulenzen geraten, ermöglicht sie einen Rückkauf durch die öffentliche Hand. Diese wurde im Mai gezogen.

Nachdem Orasch versprochene Investitionen nicht getätigt hatte und die Passagierzahl das Minimalziel von 100.000 Passagieren pro Jahr nicht erreicht hatte.

Fokus auf Sommerflugplan

Der aktuelle Geschäftsführer Wildt betonte, dass nun auch Einsparungspotenzial am Flughafen geprüft werde. Auch die Verträge mit Ryanair würden geprüft. Ein Winterprogramm mit der Billigfluglinie gäbe es aber.

"Wir versuchen allerdings im Winter noch ein wenig Programm zu schaffen. Mein Fokus liegt aber ganz klar auf Sommer und dem kommenden Mai", sagte Wildt.

Ob und wann ein Hub in Frankfurt geschaffen werden könnte, blieb hingegen offen. Auch, ob Geld von Lilihill aufgrund der hohen Ausgaben zurückgefordert werden könnte.

Zielsetzung 2 bis 5 Jahre

Es bleibt also spannend, wie es nach der Entprivatisierung des kleinsten Verkehrsflughafens Österreichs, jener mit  der Kennung KLU, nun weitergeht. Entscheidungen müssten laut dem LH-Vize aber in den kommenden 2 bis 5 Jahren fallen. Erst dann dürfte wirklich klar sein, ob es ready for take off oder Bruchlandung heißt.

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