Kampf um Mandate: Mit 10 Euro zum Königsmacher bei den Grünen

Sonja Pitscheider und Georg Willi rittern um Platz 1 bei den Innsbrucker Grünen
Zulauf von außen wird Duell um grünen Bürgermeister-Kandidaten für Innsbruck entscheiden. Viertel der Mitglieder ist neu. Das sorgt für Diskussionen.

Die Innsbrucker Grünen rechnen am kommenden Montag mit der größten Wahlversammlung ihrer Geschichte. Für die Partei geht es immerhin um eine richtungsweisende Entscheidung für die Gemeinderatswahlen im Frühjahr 2018.

Der Tiroler Nationalratsabgeordnete Georg Willi möchte sich zum Bürgermeister-Kandidaten nominieren lassen. Er rechnet sich Chancen aus, den Sessel des Stadtchefs von der bürgerlichen Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) auch tatsächlich erobern zu können.

Die amtierenden grüne Vize-Bürgermeisterin Sonja Pitscheider, die in den vergangenen sechs Jahren in Regierungsfunktion war, möchte ihren Platz aber nicht so ohne Weiteres räumen und selbst als Spitzenkandidatin ins Rennen gehen. Am Montag stellt sie sich Willi in einer Kampfabstimmung bei einer Bezirksversammlung der Innsbrucker Grünen.

Über Wohl und Wehe der beiden Widersacher dürfen dabei auch 112 Mitglieder entscheiden, die im Dezember noch nicht bei den Grünen waren. Das ist ein beträchtlicher Zulauf. Denn ein Viertel der 433 stimmberichtigten Mitglieder sind somit Neo-Grüne. Das hat damit zu tun, dass die beiden Kandidaten außerhalb der Partei kräftig Sympathisanten angeworben haben.

Georg Willi gibt das unumwunden zu. "Ich wurde von vielen gefragt, wie sie mich unterstützen können. Bei Sonja wird das auch so sein." Der Nationalratabgeordnete geht aber davon aus, dass der Mitgliederzulauf auch mit den anstehenden Listenzusammenstellungen für Nationalrats-, Landtags- und Gemeinderatswahlen zu tun hat. Auch über diese Tickets entscheidet die Basis, die merklich gewachsen ist.

Billige Mitgliedschaft

Bei keiner anderen Parlamentspartei ist der Zugang zur Mitentscheidung über Mandatskandidaten so niederschwellig wie bei den Grünen. In Tirol müssen potenzielle Königsmacher gerade einmal einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von zehn Euro bezahlen und sind im Spiel.

Bei den ebenfalls stark basisorientierten Neos beträgt der Jahresbeitrag 90 Euro. Neben den Stimmen der Mitglieder haben zudem auch jene des Parteivorstands bei Entscheidungen über Kandidaten für Wahlen Gewicht.

Hubert Weiler-Auer, Parteichef der Tiroler Grünen, hat trotz der wundersamen Mitgliedermehrung keine Bedenken, dass die Entscheidung über Kandidaten nun maßgeblich von außen beeinflusst wird. „Das ist eine Grundsatzdiskussion bei den Grünen“, gesteht er ein. „Wir waren lange keine Mitglieder-Partei. Aber wir haben gesagt, es ist gut, wenn wir die Türen aufmachen.“ Gefahrenpotenzial für Manipulationen sieht Weiler-Auer keines. „Für jede Mitgliedschaft braucht es einen Vorstandsentscheid.“

Knappes Rennen

Das Rennen zwischen Pitscheider und Willi dürfte äußerst knapp ausgehen. Die Partei liegt in Innsbruck in der letzten Umfrage mit 28,6 Prozent klar auf Platz eins. Den haben die Grünen in der Landeshauptstadt erstmals bei den Landtagswahlen 2013 erobert und seither bei allen Wahlgängen verteidigt.

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