Einen solchen hat sie mit ihrer Kandidatur für die ÖVP in Kaltenleutgeben aus dem Amt bugsiert. Und damit dafür gesorgt, dass sie selbst als Vor- und neues Rollenbild stehen kann. Dabei war am Anfang schon Skepsis zu spüren: „Eine Frau hat mich gewählt und gesagt, sie glaubt nicht, dass das gut geht.“
Mittlerweile ist die Skepsis verschwunden. Was sie anders macht als ihr alter Vorgänger? „Schon alleine bei der Digitalisierung haben wir Jungen einen anderen Zugang. Er hatte einen dicken Laptop, den er nicht benutzt hat, ich antworte auf Anfragen gleich am Handy“, schildert Geieregger. „Und ich denke immer die Zukunft mit.“ Etwa bei der Planung der Kinderbetreuung, oder bei Jugendeinrichtungen, „da nehme ich die Jungen auch in die Verantwortung.“
Geieregger ist Vollzeit-Bürgermeisterin, hat kein Auto und ist quasi immer da: „Ich wohne gegenüber dem Rathaus, aber brauche manchmal eine Stunde, bis ich ins Büro komme.“ Was sie für sinnvoll halten würde: das Bürgermeisteramt als Hauptberuf für alle.
Gerade findet Österreichs erstes Jungbürgermeisterinnentreffen in Wien statt. „Stargast“ ist Michael Salomo, Oberbürgermeister der deutschen Stadt Heidenheim, Partnerstadt von St. Pölten. Er ist 34, war jüngster Bürgermeister Deutschlands und hat auch einen über 60 Jahre alten Mann nach 24 Jahren per Wahlsieg um sein Amt gebracht. Erst war er Bürgermeister einer kleinen Gemeinde, bald Oberbürgermeister der 50.000-Einwohnerstadt Heidenheim. „Die tägliche Arbeit ist die gleiche, aber wir setzen andere Prioritäten“, benennt er die Unterschiede zu älteren Amtskollegen. Und weil es in den bestehenden Strukturen des Städtebundes schwierig war, als Junger reinzukommen, hat er einfach das Netzwerk Junge Bürgermeister gegründet. „Mit 12 Kollegen, jetzt sind wir 740“, schmunzelt er.
Digitalisierung ist eine Priorität. In der neuen Bibliothek ist eine Computerspielschule integriert, da bauen die Kids Heidenheim digital neu: „Da sieht man schon andere Zugänge.“
Klimaschutz ist Salomo wichtig, weniger Bodenversiegelung etwa – er setzt in Heidenheim auf Verdichtung bestehender Industriebrachen. Sein Einsatz für Flüchtlinge hat ihm ein zerkratztes Auto eingebracht und böse anonyme Schreiben. Dennoch will er jedem jungen Menschen nur raten, sich politisch zu engagieren: „Das ist der coolste Job, ein Beruf, so interessant wie das Leben.“
Dem pflichtet Bernadette Geieregger gerne bei. Und wenn sie von der Party im Zuge eines Jubiläums ihrer Gemeinde erzählt, wo sie mit jungen Partygästen über Politik geredet und mit ihnen gefeiert hat, denkt man unwillkürlich an die 37-jährige finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin.
Kommentare