Mit Tierblut benetzt
Im Jägerlatein weist das angesteckte Stück Nadel- oder Laubholz auf der rechten Seite des Hutes den erfolgreichen Schützen aus. Es gilt als ehrende Geste dem Wild gegenüber, deshalb wird der Bruch, der vom Pirschführer oder Jagdleiter überreicht wird, vor dem Anstecken auch mit einem Tropfen Blut (in der Jägersprache: "Schweiß") des Wildes benetzt.
Dabei beteuert Dornauer, selbst gar nicht geschossen zu haben. Den Hut habe er quasi nur aus Jux und Tollerei mit dem eigentlichen Schützen "getauscht“. Beim Erleger des 72 kg schweren 3er-Hirschen handelt es sich um einen bekannten Tiroler Hotelier. Dessen Name scheint auch ganz offiziell in der Abschussmeldung des 1.300 Hektar großen Jagdguts Stüblergut im steirischen Murtal auf.
Benko stach Mateschitz aus
2020 hatte Benko den verstorbenen Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz im Rennen um das wertvolle Stück Land ausgebremst und eines der attraktivsten Jagdreviere Österreichs für rund 30 Millionen Euro mit seiner Signa-Gruppe erstanden.
Am 28. September, rechtzeitig zur Hirschbrunft, waren René Benko, Georg Dornauer und der Hotelier zusammen mit dem Oberförster und Jagdverwalter des Stüblerguts in dem Revier auf der Pirsch. Das ist soweit rechtens und erlaubt, so fern Dornauer dabei nicht gegen das aufrechte Waffenverbot verstoßen hat. Laut eidesstattlicher Erklärung des Tiroler Hoteliers war Dornauer zwar anwesend, habe aber "im Sinne eines Waffengebrauchs“ nicht an der Jagd teilgenommen.
Sprich, er habe selbst nicht an einer Waffe Hand angelegt. Ob das stimmt, prüft aktuell nun auch die Staatsanwaltschaft Graz.
Mit der Abschussmeldung im Jagdbuch steht auch der Oberförster und Jagdverwalter des Stüblerguts dafür rechtlich gerade, dass die Angaben gegenüber der Behörde – in dem Fall der zuständigen Bezirkshauptmannschaft – stimmen.
Nicht sehr waidmännisch
Was den Huttausch anbelangt, hat man in Jagdkreisen wenig Verständnis für ein solch "unwaidmännisches Verhalten“. Eingefleischte Traditionsjäger bezeichnen diesen "respektlosen Umgang“ sogar als Affront. Wie eine Nachfrage beim NÖ Jagdverband zeigt, hält man es mit den jagdlichen Traditionen sehr streng. "Brauchtum wie die Brüche entstammen der alten Jagdkultur und sind bis heute ein wichtiger Bestandteil vieler Jagdtraditionen.“ Zu Dornauers patschertem Auftritt wolle man sich wegen der laufenden Ermittlungen aber bewusst nicht äußern.
Dass Jagdgäste für einzelne Abschüsse in Reviere eingeladen werden, oder dafür viel Geld bezahlen, ist in Österreich und anderen Ländern gängige Praxis. Abschüsse dürfen aber nur Jäger tätigen, die eine in Österreich gültige Jagd- oder Jagdgastkarte vorweisen können.
Die Österreichischen Bundesforste bieten als größter Waldbesitzer Österreichs besondere "Jagderlebnisse mit bundesforstlicher Pirschbegleitung“ an. "Unter anderem geht es hierbei um Einzelabschüsse von meist höherwertigen Trophäenträgern“, heißt es bei den Bundesforsten.
Repräsentative Großjagden
Unter den 1.600 Jagdverträgen, die die Bundesforste vergeben haben, sind auch repräsentative Großjagden und Kleinreviere. Auch die Stadt Wien geht in ihren Quellschutzwäldern am Hochschwab, auf der Rax oder am Schneeberg mit Jagdgästen zusammen auf die Pirsch. "Nur mehr in Einzelfällen", wie es auf anfrage des KURIER heißt.
Häufiger werden an Abschussnehmer "Jagdpakete" in der Dauer von einem Jahr für bestimmte Reviere vergeben, erklärt die Forstdirektion.
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