Ischgl schlug offenbar konkrete Corona-Warnung in den Wind

Ischgl schlug offenbar konkrete Corona-Warnung in den Wind
E-Mail-Verkehr mit dem Tourismusverband Ischgl wirft ein neues Licht auf die Corona-Infektion von Isländern.

Der Rechercheblog semiosis.at hat am Montag den brisanten eMail-Verkehr einer niederländischen Urlauberin mit dem Ischgler Tourismusverband (TVB) veröffentlicht. Sie lieferte bereits am 6. März einen Beleg dafür, dass sich Isländer mit Covid-19 infiziert hätten. Einen Tag später wurde bekannt, dass der Barkeeper einer Après-Ski-Bar in dem Wintersportort positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Der Niederländerin reichte jedoch bereits die Meldung vom Vortag von mehreren aus Ischgl nach Island heimgekehrten Ischgl-Urlaubern und der nachfolgenden Reisewarnung der dortigen Gesundheitsbehörden, um den geplanten Trip in das Bergdorf zu stornieren.

Wie berichtet, waren die Tiroler Gesundheitsbehörden am 5. März laut ihrem Bekunden noch davon ausgegangen, dass sich die Isländer auf ihrem Rückflug infiziert hatten. Die Niederländerin zeigt sich in ihrem eMail zunächst schockiert darüber, dass in Ischgl das Risiko nicht ernst genommen werde.

Der TVB versichert, dass „die Behörden die Situation sehr gut unter Kontrolle“ haben und verweist auf die vermutete Infektion der Isländer im Flugzeug. Die Niederländerin wiederum bittet darum, dass man von Ischgl aus die Behörden in Island kontaktiere. Das macht sie laut dem eMail-Verkehr schließlich selbst.

Symptome in Ischgl

„Ich habe gerade die isländischen Behörden angerufen“, schreibt die besorgte Frau und berichtet: „Sie sind absolut sicher, dass die Infektion in Ischgl und nicht beim Flug passiert ist, da die zehn Patienten bereits vor ihrem Rückflug Symptome gezeigt haben. In dem Fall waren sie bereits während ihrem Aufenthalt in Ihrem Dorf ansteckend.“

Was macht der TVB? Er verweist gegenüber der Frau erneut auf die Tiroler Behörden. Die warten schließlich, wie berichtet, am 8. März mit einer aus heutiger Sicht krassen Fehleinschätzung auf, was ein mögliches Infektionsrisiko durch den positiv getesteten Barkeeper betrifft: „Eine Übertragung des Coronavirus auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich“, teilte die Landessanitätsdirektion mit.

Inzwischen haben sich Après-Ski-Bars in ganz Tirol als Viren-Schleudern entpuppt. Ischgls Bürgermeister Werner Kurz war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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