Als Tirols Landeshauptmann Günther Platter am Mittwochabend vor die Presse trat, verkündete er „eine einschneidende Maßnahme“ und erklärte: „Ab Samstag wird der Skibetrieb in Ischgl für zwei Wochen untersagt.“ Es gehe um den Schutz von Bevölkerung, Mitarbeitern und Gästen. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits 35 von 57 bis dahin in Tirol positiv getesteten Personen einen Bezug zu Ischgl – weitere sollten folgen. Allein am Donnerstagabend 15.
Nur einen Tag später wurde bekannt: Das ganze Bundesland Tirol schließt alle Skigebiete ab Montag. Ebenso werden alle Beherbergungsbetriebe nach dem 16. März behördlich gesperrt. Der Montag wurde deshalb gewählt, damit die Gäste geordnet ihre Rückreise antreten können, hieß es. „Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen“, sagte Landeshauptmann Günther Platter. „Aber wir übernehmen Verantwortung für alle Tiroler und für alle, die sich in Tirol aufhalten“, meinte er.
Ausgangspunkt war das „Kitzloch“, eine der vielen Après-Ski-Bars, für die der Ort berühmt und berüchtigt ist. In die meisten der Lokale werden die Gäste direkt über die Talabfahrten des riesigen Skigebiets gespült. Hier lassen es die Feierwütigen bis spät in die Nacht hinein auf engem Raum krachen. Auch wenn sich Ischgl in den vergangenen Jahren versucht hat, von seinem Image als Partyhotspot etwas zu lösen: Das Nachtleben ist neben den schneesicheren Pisten nach wie vor das Aushängeschild.
„Die Situation ist soweit übersichtlich. Man darf jetzt nicht extrem nervös sein“, hatte Andi Steibl, Chef des Tourismusverbandes des Ortes mit 1,4 Millionen Nächtigungen pro Winter, noch am Montag gegenüber dem KURIER zu den Corona-Fällen gemeint. Nach der verordneten Lift-Sperre entschloss sich der Ort jedoch am Donnerstag für ein vorzeitiges Aus der Saison, die bis 3. Mai laufen hätte sollen.
„Ich bin jetzt eigentlich erleichtert und überzeugt, dass wir genau das Richtige gemacht haben“, sagt Steibl nach der folgenschweren Entscheidung. Er ist überzeugt: „Wir sind jetzt die Ersten. Aber die Kollegen von anderen Orten werden nachziehen.“ Die Gäste hätten Verständnis für den Schritt. „Wir haben heute noch 13.000 Skifahrer auf den Pisten“, erzählt der TVB-Chef, der von einem „enormen wirtschaftlichen Schaden“ spricht. 4.000 Mitarbeiter sind ihre Jobs los. Inzwischen mehren sich auch die Corona-Fälle in der Arlberg-Region.
Tirol ist Pulsgeber der Ausbreitung des Virus. Die Nähe zu Italien, die Intensität des Tourismus und der Uni-Standort Innsbruck mit 33.000 Studenten sind fruchtbarer Boden für den rasanten Anstieg der Fallzahlen. In Tirol wurden am 25. Februar die zwei ersten Corona-Fälle Österreichs identifiziert. Der Barkeeper in Ischgl am Wochenende war Nummer sieben. Bis Donnerstagabend wurden im Bundesland 109 Menschen positiv getestet. Die gute Nachricht: Bisher waren praktisch noch alle Verläufe mild, da die meisten Infizierten im Studentenalter waren.
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