Von einer Sperre der Hängebrücke im Zillertal hält Willi Seifert wenig, wohl aber von einer Regulierung der Zufahrt über die Mautstraße etwa über ein Online-Reservierungssystem. Die Brücke, die sich in dem Tiroler Naturpark über den Stausee des Schlegeisspeichers spannt, ist weder lang noch besonders hoch, beschreibt Naturpark-Geschäftsführer Seifert. „Aber wenn man an der richtigen Stelle steht, dann ist das schon ein Motiv.“
Kein lockerer Spaziergang
So viel Motiv, dass diese Brücke mit dem türkisenblauen Teich darunter schon 110.000-mal auf Instagram verlinkt wurde. Was dabei meist nicht zu sehen ist: Um in die hübsche Kulisse zu gelangen, ist eine mehrstündige Wanderung nötig, Kondition und Bergschuhe sind also gefragt und nicht Flips-Flops und Sommerkleidchen. Auch solche Postings gab es schon, die suggerierten, es handle sich um einen lockeren Spaziergang.
Seifert schätzt, dass an schönen Sommertagen 100 bis 200 Personen nur deshalb den Berg nach oben steigen, um dort zu posieren und zu posten. „Das hat momentan schon Ausmaße angenommen, die gewisse Fragen aufwerfen, Kapazität der Brücke, Sicherheit der Leute. Manche unterschätzen den Berg leicht, andere haben überhaupt keine Ahnung.“
Von Dachstein bis Krimmler Wasserfälle
Im Februar, mitten im Winter, hätten Touristen nach der Brücke gefragt. „Teilweise haben die Leute keine Vorstellung, um welches Gelände es sich hier handelt.“
Medienbeobachtungsfirmen werten die „Hashtag-Präsenz“ von Tourismusmagneten aus. Unter den Wasserfällen lagen heuer die Krimmler Wasserfälle in den Hohen Tauern in Salzburg an erste Stelle: Bis Mitte August trugen rund 23.000 Postings ihren Hashtag, gefolgt von den Myrafällen in Niederösterreich (12.200) und dem Tiroler Stuibenfall (9.000)
Auch die virtuelle Präsenz der heimischen Bergwelt kann sich sehen lassen: Mit rund 130.000 Nennungen lag der Dachstein im steirisch-oberösterreichischen Grenzgebiet mit „Treppe ins Nichts“ und „Skywalk“ an der Spitze, gefolgt vom Arlberg (101.000) und dem Kitzsteinhorn (90.000).
Zahlen, die Schladming-Dachstein-Tourismuschef Matthias Schattleitner nur zu gerne liest. „Man kann immer alles als Fluch und Segen zugleich sehen. Aber die Vorteile von Instagram überwiegen.“ In der Region arbeite man daran, selbst Fotopunkte zu schaffen. „Man muss das aktiv angehen, dann kannst du was steuern. Sonst wirst du gesteuert.“
Reiseplanung nach Postings
Ein Teil der Gäste mache die Reiseplanung bereits nach Anregungen aus Instagram, weiß Schattleitner. „Je jünger die Zielgruppe, desto höher diese Wahrscheinlichkeit.“ Allerdings seien die Insta-Jünger nicht leicht zu locken: „Ob etwas zieht oder nicht, entscheidet immer noch die Crowd.“
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