Bernadette Thurner: Genau. Man muss zuerst eine Zeit auf der Intensivstation arbeiten, damit man überhaupt in die Ausbildung kann. Und dann sind das 16 Monate, in denen mal viele Praxiseinheiten machen muss, aber auch Theorie lernt, eine Abschlussarbeit schreibt und Prüfungen macht.
Haben Sie schon einmal bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben?
Nein, zum Glück noch nicht. Das ist ein umfassender Fachbereich, wo man auch nach dem Diplom noch vieles dazulernen kann. Das hebt die Attraktivität. Im Gegensatz zu Normalstationen kann man sich für seinen Patienten Zeit nehmen, kennt ihn gut und betreut nicht zugleich 30 Patienten.
In der aktuellen Krisenlage muss Personal auch aus anderen Bereichen im Spital abgezogen werden. Was heißt das für Pflegekräfte, die zuvor nicht auf Intensivstationen gearbeitet haben?
Wenn man auf Intensivstationen beginnt, wird man drei Monate eingeschult. Jene, die bei uns jetzt aushelfen, werden quasi ins kalte Wasser geworfen. Ich glaube, dass es für andere sehr schwierig ist, weil die nicht so den Umgang wie wir haben mit Beatmung, mit so vielen Medikamenten, die gleichzeitig laufen, mit kritisch Kranken. Das läuft auf Normalstationen ganz anders ab. Die Zusatzausbildung ist ja nicht umsonst.
Vorarlberg hat gerade wieder eine kritische Zahl an Covid-Intensivpatienten. Wie ist die Lage bei Ihnen?
Wir erwarten, dass es wieder so wie letztes Jahr wird, dass eine wirklich strenge Zeit vor uns liegt – mit vielen Einspringstunden oder -tagen, dass Überstunden geleistet werden müssen. Und natürlich ist es eine belastende Zeit mit den Covid-Schutzanzügen, mit der Maske, der Haube, dem Visier. Man ist am Abend einfach nur müde.
Können Sie nachvollziehen, dass es immer noch Menschen gibt, die daran zweifeln, dass die Lage auf den Intensivstationen kritisch ist?
Es ist für mich schwer zu begreifen, dass man die Situation nicht glauben kann, weil wir es jeden Tag sehen und mitbekommen, wie der Verlauf bei den Patienten ist und wie es denen geht.
Was sagen Sie so jemandem?
Da würde ich mir wünschen, sie kommen mal vorbei und schauen sich das selber an. Das geht aber leider nicht, da ja keine Besucher vorbeikommen können. Aber es ist so: Ganz viele sind überarbeitet. Die große Mehrheit der Intensivpatienten in Vorarlberg ist ungeimpft.
Gibt es welche, die die Zeit gerne zurückdrehen würden, um sich impfen zu lassen?
Nicht alle. Einige sagen, dass sie es bereuen, dass sie sich noch nicht geimpft haben. Aber es gibt auch welche, die es immer noch nicht einsehen.
Kommentare