Immobilien in Österreich: Das Burgenland wohnt anders
Etwa 70 Prozent der Burgenländer sind Eigentümer der Immobilie, die sie bewohnen. Das ist der höchste Wert aller Bundesländer. So weit, so bekannt. Aber wussten Sie, dass in Eigentum wohnende Menschen viel zufriedener mit ihrer Wohnsituation sind als jene in Miete? Oder dass nur ein Prozent aller Burgenländerinnen und Burgenländer ihre Nachbarn nicht ausstehen können? Ein Überblick über so manche pannonische Kuriosität.
Die lieben Nachbarn
Wer Ruhe sucht, sollte vielleicht ins Burgenland ziehen, denn Kontaktlosigkeit mit der Nachbarschaft steht ganz im Osten des Landes besonders hoch im Kurs: Ein Drittel der Burgenländer gibt an, keine Berührungspunkte zu den Nachbarn zu haben. Etwas mehr als ein Drittel (38 Prozent) ist dafür sehr glücklich mit den Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Dass manche der Menschen in der Nachbarschaft nerven, findet knapp mehr als ein Viertel (28 Prozent). Aber gerade einmal ein Prozent kann die Anwohnerschaft nicht ausstehen.
Bestand
80,6 Prozent der Wohngebäude haben nur eine Wohnung
Neubau
84 Prozent der Neubauwohnungen werden von gemeinnützigen Bauträgern errichtet
1,9 Millionen Euro
Um diesen Betrag wurde 2023 das teuerste Einfamilienhaus des Landes in Bad Sauerbrunn verkauft
Weg, aber wohin
Laut einer Umfrage der ARGE Eigenheim sind nur 73 Prozent der Burgenländer mit ihrer Wohnsituation „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ (Österreich 80 Prozent).
Besonders auffällig ist eine Diskrepanz zwischen Eigentümern und Mietern. Während 89 Prozent der Eigenheimbesitzer und 91 Prozent der Eigentümer einer Wohnung zufrieden sind, ist das bei Mietern nur zu 70 Prozent der Fall. Bei Sozialwohnungen liegt der Anteil gar nur bei 46 Prozent.
Hauptgründe für die Unzufriedenheit sind laut der Studie die hohen Nebenkosten (51 Prozent) und Mietkosten (48 Prozent), obwohl diese im Vergleich zum Rest von Österreich die niedrigsten sind. Im Vergleich zu anderen Bundesländern streben aber trotz der hohen Unzufriedenheit nur 16 Prozent an, ihre Wohnsituation zu ändern. Das ist der geringste Wert aller Bundesländer.
Die niedrigsten Kosten
Ganz unten in der Rangliste liegt das Burgenland auch im Bereich der durchschnittlichen Betriebskosten. Die sind nämlich im Bundesländervergleich mit 1,9 Euro pro Quadratmeter am niedrigsten.
Spitzenreiter ist Salzburg mit 2,8 Euro. Mit durchschnittlich 7,2 Euro pro Quadratmeter sind hierzulande auch die Mieten am günstigsten.
Im Burgenland stehen derzeit einige teure Top-Objekte zum Verkauf
Auch wenn das Transaktionsvolumen am burgenländischen Immobilienmarkt im Vorjahr um 23 Prozent eingebrochen ist, fanden doch einige hochpreisige Objekte neue Besitzer, wie eine Analyse der Grundbuchexperten von „Immounited“ und „willhaben“ zeigt.
Teuerster Deal im Vorjahr war mit Abstand der Verkauf eines Grundstücks in Kittsee: 14,5 Millionen Euro wurden dafür gezahlt. Dahinter liegt der Verkauf des Hotels Aktivpark in Güssing: 4,2 Millionen Euro hat die gesamte Anlage gekostet.
Die teuerste Wohnimmobilie wurde in Bad Sauerbrunn veräußert: 1,9 Millionen Euro wechselten für ein Einfamilienhaus den Besitzer. Im nur wenige Kilometer entfernten Rohrbach wurde ein Grundstück mit einer Fläche von etwas mehr als 200.000 verkauft, im Vorjahr die größte verkaufte Fläche im Land.
Was der Markt bietet
Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Preise war das Burgenland bei Immobilienkäufern immer schon beliebt. Angesichts der derzeitigen Zinslage und wegen schwierigerer Finanzierungen könnte der Bedarf nach günstigeren Objekten demnächst auch wieder steigen, hoffen einige Branchenexperten.
Angebote im hochpreisigen Sektor gibt es jedenfalls zuhauf, wie ein Blick auf die Immo-Portale von KURIER und willhaben.at zeigt. 3,2 Millionen Euro kostet etwa ein Weingut am Rande von Eisenstadt, für ein als „Architekten Hideway“ bezeichnetes Anwesen in Podersdorf werden 2,6 Millionen Euro verlangt und um 2,5 Millionen Euro kann man ein Anlageobjekt in Bruckneudorf – sechs vermietete Reihenhäuser mit Stellplätzen – erwerben.
Dazu gesellen sich neben weiteren Luxusimmobilien wie ein Haus mit Pool am Neusiedler See (2,4 Millionen) Angebote für ein Mehrfamilienhaus in Gols (1,8 Millionen), für einen „autarken Landsitz“ in Mischendorf (1,7 Millionen) oder eine „traumhafte Villa mit Pool“ in Stoob (1,5 Millionen Euro).
Die günstigsten Preise
Im Vorjahr präsentierte sich der burgenländische Immobilienmarkt vergleichsweise günstig, verzeichnete jedoch starke Rückgänge bei Verkaufszahlen und Preisen. Das geht aus aktuellen Grundbuchauswertungen der Immobilienfirma „Re/Max“ und einer Untersuchung von willhaben und Immounited hervor.
Mit durchschnittlich 209.770 Euro für ein Einfamilienhaus war das Burgenland das günstigste Bundesland. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete dies einen Preisrückgang von 4,7 Prozent. Der Österreichschnitt liegt bei etwa 330.000 Euro. Die Anzahl der verkauften Einfamilienhäuser sank deutlich um 23,2 Prozent (Österreich minus 16,4 Prozent). Dieser Rückgang war überraschend, da er stärker ausfiel als in teureren Bundesländern wie Salzburg.
Aber natürlich gab es auch im Burgenland Bewegung am Immobilienmarkt (siehe Infobox). So verzeichnete etwa Eisenstadt-Stadt die meisten Wohnimmobilientransaktionen pro Einwohner in ganz Österreich.
Experten führen den Rückgang der Transaktionen auf die gestiegenen Finanzierungskosten zurück.
Besonders hochpreisige Bundesländer waren betroffen. Die geringeren Preise im Burgenland könnten jedoch in Zukunft vermehrt Käufer anziehen, die nach erschwinglichen Immobilien suchen, wagen Experten einen positiven Ausblick in die Zukunft.
Ob sich dieser Trend fortsetzt, beschleunigt oder abebbt, bleibt abzuwarten.
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