Immer mehr Wirte wollen für Wasser kassieren

Immer mehr Wirte wollen für Wasser kassieren
Gastronomen begründen den neuen Vorstoß mit hohen Mieten und Personalkosten - plus Umfrage.

Wasser wird immer öfter zum kostbaren Gut – zumindest in der Gastronomie. Erst vor Kurzem sorgte das „Griechenbeisl“ im ersten Bezirk für Aufregung. 3,10 Euro wird dort für ein Glas Wasser verrechnet. Im nahen „Kuchldragoner“ kostet ein halber Liter Wasser gar 3,60 Euro. Nun aber zieht ein Traditionsbetrieb nach: Die Cafetier-Familie Querfeld verlangt ab sofort in drei ihrer Kaffeehäuser Geld für Wasser. Ein halber Liter im Café Landtmann, Museum und Mozart kostet 2,50 Euro.

Schon vor einem Jahr wollte Landtmann-Chef und Obmann der Wiener Kaffeesieder Berndt Querfeld erstmals Geld für sein Wasser, allerdings als Spende für ein Sozialprojekt. „Wir servieren mehr Gläser Leitungswasser als Mineralwasser“, sagte Querfeld damals.

Kosten

Daran hat sich nichts geändert. Querfelds Schwester Andrea Winkler: „Wir geben noch immer mehr Wasser aus als sonstige Getränke. Wir machen unser Geschäft aber mit dem Verkauf von Speisen und Getränken.“ Selbstverständlich gelte die neue Regel nicht für das Glas Wasser zum Kaffee. Auch die Wasserschüssel für den Hund bleibe gratis. Vor allem die steigenden Mieten in der Innenstadt und hohe Personalkosten setze den Cafetiers aber zu, meint Winkler: „Wir können es uns nicht mehr leisten, darauf zu verzichten.“

Auch andere Cafés, wie etwa das Diglas, verlangen mittlerweile Geld für ihr Wasser. Allerdings nur 60 Cent für ein großes Glas. In vielen Tourismusregionen Österreichs wird ebenfalls bereits für Wasser kassiert. Die Preise variieren dabei zwischen 50 Cent und 3 Euro (siehe unten).

Image-Schaden?

Andere Wiener Cafetiers sind skeptisch. „Das Glas Wasser ist noch immer ein Akt der Höflichkeit gegenüber dem Gast“, sagt Christine Sedlar, Chefin des Café Prückl. Im Café Central hält man am Gratis-Wasser fest.

Willy Turecek, Gastronomie-Obmann in der Wirtschaftskammer sieht im Vorstoß von Querfeld jedoch eine Vorbildwirkung. „Klar könnte das für andere Unternehmer Anlass sein, selbst über Geld für Wasser nachzudenken.“

Touristiker sehen bereits den guten Ruf von Wien ruiniert. „Gastronomen, die Wasser verrechnen, schädigen unser Image“, sagt Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner. Das Glas Wasser zähle zum traditionellen Service in Wiener Kaffeehäusern. „Das Image wird nun leichtfertig verspielt.“

Haben Sie bereits für ein Glas Leitungswasser in einem Restaurant bezahlen müssen? Berichten Sie uns über Ihre Erfahrungen per E-Mail an newsroom@kurier.at

Vier Euro wollte man im Vorjahr im Schloss Maria Loretto in Klagenfurt, Kärnten, für einen Liter Wasser. Nach Protesten verlangt man nun nur 50 Cent „Servicepauschale“.

In Oberösterreich ist Leitungswasser in Wirtshäusern entlang des Donauradweges häufig kostenpflichtig. In der Regel werden 40 bis 50 Cent für den Liter verlangt.

In der Stadt Salzburg prüfte die Arbeiterkammer 30 Wirte. Nur fünf von ihnen verrechneten etwas fürs kühle Nass: 60 Cent für ein kleines Glas Wasser verlangte etwa das Gasthaus „Wilder Mann“.

In Graz in der Steiermark war das Gasthaus „Alte Münze“ mit 80 Cent für einen Viertel Liter Wasser Spitzenreiter.

Keine Ausnahmen macht man auch im Stiftsrestaurant Göttweig in Niederösterreich. Wer ein kleines Glas Leitungswasser zum Wein oder Kaffee dazu möchte, zahlt 50 Cent Aufpreis. Als Einzelgetränk kostet ein halber Liter Wasser 1,80 Euro.

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