Wenn Wasser zum Luxus wird

Alfred Linha vom Griechenbeisl
Bei der aktuellen Hitzewelle greifen viele Österreicher gerne zu einem Glas Leitungswasser. In manchen Gaststätten kann das teuer werden. Der KURIER sucht das teuerste Leitungswasser Österreichs.

Große Aufregung herrschte diese Woche rund um das „Griechenbeisl“ am Fleischmarkt in Wien. In Wiens ältestem Restaurant werden für ein großes Glas Leitungswasser 3,10 Euro verrechnet – allerdings nur, wenn jemand auch sonst nur wenig konsumiert, wie Besitzerin Sabine Wagner-Krötlinger beschwichtigt.

„Ich verstehe natürlich die Aufregung. Wir sind ausschreibungspflichtig, handeln aber nach ganz, ganz viel Gefühl“, sagt sie. Wer für Leitungswasser etwas verlangt, muss das nämlich auch in seiner Karte ausweisen. „Wenn jemand drei Bier bestellt und dazu ein Glas Wasser möchte, dann denken wir nicht einmal darüber nach, etwas dafür zu verlangen“, sagt sie.

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Haben Sie auch bereits ähnliche Erfahrungen gemacht? Kennen Sie ein Restaurant, eine Bar in dem das Leitungswasser zu viel kostet? Wir suchen Österreichs teuerstes Leitungswasser in einem Lokal. Schicken Sie uns Ihren Wasser-Abzocker bitte einfach per Mail an newsroom@kurier.at.

Jeder Fünfte verrechnet

Dass das Thema aufregt, zeigt sich Jahr für Jahr um diese Zeit. Immerhin 20 Prozent der Wirte verlangen mittlerweile etwas für Leitungswasser. Das zeigte eine Studie der Wirtschaftskammer aus dem vergangenen Sommer. „Von jenen Wirten, die etwas verlangen, machen aber wiederum 80 Prozent Ausnahmen und servieren Wasser zu Kaffee, Wein oder an Kinder kostenlos“, sagt Gernot Liska vom Fachverband Gastronomie der Wirtschaftskammer.

Keine Ausnahmen macht man allerdings im Stiftsrestaurant Göttweig (NÖ). Wer ein kleines Glas Leitungswasser zum Wein oder Kaffee dazu möchte, zahlt 50 Cent Aufpreis. Als Einzelgetränk kostet ein halber Liter Wasser - wohlgemerkt Leitungswasser - 1,80 Euro. „Der Aufwand wenn ein Mineralwasser oder ein Glas Leitungswasser serviert wird, ist ident“, argumentiert Geschäftsführer Martin Scherhag. „Teilweise gibt es natürlich Beschwerden, aber sie werden weniger. Die Leute akzeptieren, dass sie für die Dienstleistung bezahlen.“

Die teuersten Mineralwässer der Welt

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Stilles Wasser
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dpa-Zentralbild/Arno BurgiILLUSTRATION - Klares Wasser wird am 20.03.2012 in Dresden in ein Glas geschüttet. Der «Weltwassertag» ist ein Ergebnis der Weltkonferenz über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Er wird jährlich am 22. März bega
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Laut Wirtschaftskammer verlangen 30 Prozent der Wirte weniger als 25 Cent für einen viertel Liter Wasser, die Hälfte verlangt bis zu 50 Cent für ein kleines Glas. Mehr als 1,25 Euro verlangen dafür nur noch zwei Prozent der Wirte. Der Preis des „Griechenbeisls“ ist aber „absolut unüblich“, sagt Gernot Liska von der Wirtschaftskammer. Ob und wie viel verlangt wird hängt weniger von regionalen als von situationsbedingten Unterschieden ab, meint er: „Betriebe, die direkt an Radwegen liegen, neigen an heißen Tagen eher dazu, etwas zu verlangen.“

"Unterlassene Hilfeleistung"

Dass Wasser aus der Leitung etwas kosten soll, dafür hat nicht jeder Verständnis. „Ich habe schon in vielen Lokalen gearbeitet, aber noch nie für ein Glas Wasser etwas verlangen müssen“, sagt Kellner Alexander Ackermann von Restaurant „ef16“, das ebenfalls am Wiener Fleischmarkt liegt. „Wenn es heiß ist, grenzt das ja fast an unterlassene Hilfeleistung“, meint er.

Große Unterschiede

Auch wenn man meinen könnte, dass hinter dem Preis für Leitungswasser vor allem eine Touristen-Abzocke steckt, zeigt sich in der Wiener Innenstadt ein anderes Bild. Weder im Café Weinwurm noch bei DO&CO, die beide direkt am Stephansplatz liegen, kostet Leitungswasser. Nur die gegenüber liegende Aida verlangt 50 Cent für einen Viertel Liter, wenn jemand „stundenlang an einem kleinen Kaffee sitzt“, wie ein Mitarbeiter erklärt. Auch im Café Sacher ist Wasser gratis. Wer allerdings die Pizzeria Venezia in der Kärntner Straße besucht, muss einen Euro für einen halben Liter berappen. Beschwerden gibt es keine, heißt es.

Meistens gratis in Salzburg

In den anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich: einige verlangen etwas, die meisten nicht. Eine Erhebung der Arbeiterkammer Salzburg ergab, dass in der Stadt Salzburg nur fünf von 30 untersuchten Wirten etwas verrechnen: 50 bis 60 Cent für ein kleines Glas. So zum Beispiel im Gasthaus „Wilder Mann “ oder beim „Bier Heuriger Eder“. Auch in Graz erhob die Arbeiterkammer im vergangenen Jahr die Getränkepreise. Hier war das Gasthaus „Alte Münze“ mit 80 Cent für einen Viertel Liter Spitzenreiter. Erhebungen aus anderen Bundesländern gibt es zu diesem heiklen Thema nicht.

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