„Ich verstecke einen Flüchtling“

„Ich verstecke einen Flüchtling“
Immer öfter tauchen in Österreich Flüchtlinge, die von der Abschiebung betroffen sind, unter. Großteils mit Hilfe von Österreichern.

Es ist der Sommer 2015, Tausende Menschen machen sich auf den Weg nach Westeuropa, die Flüchtlingskrise ist auf dem Höhepunkt. Die Bilder von ankommenden Flüchtlingen am Westbahnhof prägen im September das Land. Eine Welle der Solidarität rollt durch Österreich. „Wir sind zusammengesessen und haben gesagt: Wir müssen etwas tun“, erzählt Carmen Binder. Vier Jahre später wird sie Flüchtlingen helfen, illegal über die Grenze nach Frankreich zu kommen und dabei Gesetze brechen. Was ist da geschehen?

Wir treffen Carmen Binder in einem belebten Park im Zentrum Wiens. Sie ist eine offene, herzliche Frau etwa 170 Zentimeter groß, blonde Haare, ihre Augen blitzen auf, wenn sie lacht. Wenig später sind sie wieder ernst. Sie ist eine Frau, die sich mit Sorgen auskennt. Sie erzählt von ihren zwei Töchtern, ihrem Leben in dem kleinen Dorf in Niederösterreich. Und von dem jungen Mann, der bei ihr wohnt – und gesucht wird.

„Es gab anfangs so eine positive Stimmung in der Bevölkerung”, sagt Carmen Binder. In ihrem Dorf haben viele Leute Flüchtlinge unterstützt und gespendet. Familien, die neben ihren eigenen Kindern auch einen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling aufnahmen. „Wir haben anfangs echt gedacht, wir geben nur ein paar Monate Deutschkurse. Und dann wird sich das Thema von selbst erledigen. Dass es bis heute andauert, hat niemand geglaubt. Wir sind da alle reingerutscht“, sagt sie.

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