Flut: Hunderte Tiere kämpfen ums Überleben

ARCHIV - Rehe laufen bei Tangermünde auf einem Damm im überfluteten Gelände, aufgenommen am 06.04.2006. Das Hochwasser der Elbe hat Äcker und Wiesen überschwemmt und die Tiere sind teilweise eingeschlossen. Foto:Peter Förster dpa/lah (zu dpa "Hochwasser bedroht Hasen, Vögel und Rehe" vom 07.06.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Au-Tiere suchen auf Dämmen und Inseln Schutz vor dem Hochwasser. Rettungskräfte haben bisher Hunderte Tiere gerettet.

Nicht nur für Menschen, auch für Wildtiere stellen die Überflutungen der vergangenen Tage eine massive Bedrohung dar. "Besonders gefährdet sind Jungtiere", sagte Klaus Hackländer vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Boku. Auch die Feuerwehr kennt das Problem. "Bisher haben wir 156 Tierrettungen dokumentiert", sagte Franz Resperger, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos Niederösterreich. "Wir gehen von hunderten geretteten Tieren aus", sagte Resperger. Das Hochwasser an der Donau in Niederösterreich werde enorme Ausfälle am Wildbestand zur Folge haben, sagt auch Peter Lebersorger, Geschäftsführer des NÖ Landesjagdverbandes. In Salzburg und Oberösterreich rückte die Österreichische Tierrettung rund 300-mal aus, um Tiere zu retten.

Flut: Hunderte Tiere kämpfen ums Überleben
Andreas haunschmid , Ff Kollmitzberg rettet Rehkitz aus Donauau
Die Rehe bei Tulln, dort sind Dutzende Tiere Schulter an Schulter auf einem sogenannten Rettungshügel bei Tulln gefangen, wurden bereits am Mittwoch bei einem "Erkundungsflug mit dem Polizeihubschrauber, bei dem auch Stabsmitglieder der Feuerwehr an Bord waren", entdeckt, erklärte Resperger. Die Tiere hatten sich auf einen für solche Zwecke extra aufgeschütteten Rettungshügel, wie es sie überall entlang der Donauauen gibt, gerettet. Auch am Freitag befand sich das Rotwild noch auf der kleinen Insel, das Wasser rundherum war am Sinken. "Wir gehen davon aus, dass die Rehe überleben werden", sagte Resperger.
Flut: Hunderte Tiere kämpfen ums Überleben
Hochwasser rettungsinsel Wild
Das Wild habe aufgrund seines Instinkts die „hohen Stellen“ - Rettungsinseln oder -hügel - in den Donauauen gefunden, betonte Jäger Lebersorger. Viele Alttiere hätten daher überlebt. Jetzt gelte es, ihnen „Ruhe zu lassen“. Der Mensch sollte daher „die Au meiden, damit sich die Natur wieder einrichten kann“.

Jungtiere betroffen

Flut: Hunderte Tiere kämpfen ums Überleben
Tiere, Rettung, Hochwasser
"Vor allem Jungtiere, die nicht so mobil sind, wie beispielsweise auch Rehkitze, sind besonders gefährdet", sagte Biologe Hackländer. Dazu kommen auch kleinere Nagetiere oder bodenbrütende Vögel. Arten wie beispielsweise der Biber würden gut mit dem Hochwasser zurechtkommen. "Allerdings nicht die Jungtiere in den Bauten, werden die geflutet, ertrinken sie". Im Prinzip würden alle Wildtiere schwimmen können, die Frage sei nur, wie lange? "Sie sind nun mal nicht dafür ausgerüstet", sagte der Experte. Hasen können sich beispielsweise "eine Weile über Wasser halten, aber irgendwann saugt sich das Fell voll, sie entkräften und ertrinken".

Zu wenig Rettungsinseln

Als Ausweichmöglichkeiten bei Hochwasser wurden zwar kleine Inseln innerhalb der Auen aufgeschüttet, allerdings "nicht genügend", sagte der Biologe. Wichtig sei es auch, dass ihnen "von den Menschen die Ruhe gegeben wird, die sie brauchen". Wildtiere dürfen nicht gestört werden, man müsse ihnen "Rückzugsmöglichkeiten bieten". Ansonsten "weichen sie zurück ins Wasser und ertrinken", warnte der Forscher. Auch Jäger Lebersorger richtet einen Appell an die Schaulustigen: "Nach der Flut dürfen die Tiere jetzt nicht auch von den Menschen herumgehetzt werden“. Der Mensch sollte daher „die Au meiden, damit sich die Natur wieder einrichten kann“. Menschen, die Fotos und Filme machen wollten, seien ein noch größeres Problem als das Wasser. Lebersorger sprach sich sogar für ein generelles Betretungsverbot der Auen aus - Einsatzkräfte natürlich ausgenommen.

"Sozialstress"

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Ein Rehbock im Hochwasser im Bereich Asten, OÖ.
Eine Schätzung, wie viele Tiere in den Fluten umgekommen sind, sei nicht möglich, allerdings gebe es definitiv "einen Rückgang der Population", sagt Biologe Hackländer. Probleme sind aber auch auf den Rettungsinseln möglich: "Es erklärt sich von selbst, was passiert, wenn Fuchs und Hase auf dem selben Hügel landen." Dazu komme auch "Sozialstress": "Insbesondere Rehe sind es nicht gewohnt, mit anderen Artgenossen auf einer kleinen Fläche zu sein", erklärte der Biologe.

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