Hilfsbereitschaft kennt kein Alter

Die rüstigen Karlis aus Grödig: Karl Edlbacher (62) und Karl Wirnsberger (61) sind trotz ihres Alters voll einsatzfähig.
Der Salzburger Verband will die Ü-65er länger im aktiven Dienst haben. Was sagen die Oldies dazu?

Ob man seinen Mitmenschen hilft, soll keine Frage des Alters, sondern des Willens sein", sagt Dietmar Graschl, ein 68-jähriger Feuerwehrmann aus St. Veit an der Glan, Kärnten. Ein löblicher Ansatz, tatsächlich ist es aber eine Frage des jeweiligen Landesgesetzes: Feuerwehrleute müssen in einigen Bundesländern ab 65 Jahren in den Reservedienst wechseln, dürfen also nicht mehr aktiv an Einsätzen teilnehmen.

Der Salzburger Landesfeuerwehrverband hat unter Zuspruch der Kärntner jetzt eine Initiative gestartet, um die Altersgrenze auf 70 anzuheben. Warum? "Weil wir die Leute brauchen", sagt Markus Schwab, Kommandant der Feuerwehr Grödig. "Am Wochenende sind genügend Einsatzkräfte verfügbar. An Werktagen, wo viele berufstätige Pendler nicht sofort verfügbar sind, ist es oft schwierig." Die Pensionisten seien daheim und einsatzbereit. "Und wenn sie dann noch so rüstig sind wie unsere zwei Karlis, warum nicht?", setzt er nach.

Begräbnisse

Die zwei Karlis, das sind Karl Wirnsberger (61) und Karl Edlbacher (62) – die "Oldies" bei der Grödiger Feuerwehr. Überschreiten sie einmal die magische 65, seien sie quasi nur noch berechtigt, ihre Uniform bei Ortsbegräbnissen spazieren zu tragen. Das reicht den beiden nicht. Denn der Freiwilligendienst sei so etwas wie ein "Vogel", den man nicht abstellen könne, erklärt Wirnsberger. "Wie soll ich denn still sitzen, wenn die Sirene geht? Der Drang, zu helfen, endet nicht mit meinem 65. Geburtstag."

Vom Wespennest bis zum Großbrand haben die beiden einen reichen Erfahrungsschatz vorzuweisen. Davon könnten die Jungen nur profitieren, sagen sie. Die Gefahr, als "der alte Depp" zu gelten, "der keine Ruhe geben will", bestehe natürlich. Deshalb hat Wirnsberger nach 15 Jahren als Kommandant auch die Führung abgegeben. "Die Jungen sollen das Heft in die Hand nehmen. Wir Alten wollen helfen, soweit es uns körperlich und geistig möglich ist. Und wenn es nur ist, dass wir am Funker sitzen."

Was sagen die Ehefrauen dazu, dass ihre Männer in der Pension keine Ruhe geben? "Meine sperrt mir sogar die Haustür auf, damit ich schneller rauskomme, wenn ein Einsatz ist", sagt Edlbacher lachend.

Motivation

In Vorarlberg erübrigt sich die Diskussion: Dort gibt es keine Altersgrenze. Im Frühjahr hat die Aktion "Feuerwehr 60 plus" gestartet. Ziel sei es, erklärt Landeskommandant Hubert Vetter, die Oldies nicht nur mit Gerätepflege und Verwaltung zu beschäftigen, sondern sie für den aktiven Einsatzdienst zu motivieren. Die Altersgruppe sei die am stärksten wachsende und habe großes Potenzial. Im Ländle gibt es 7500 erwachsene Feuerwehrleute bis 60 Jahre, die Zahl der älteren liegt bei 1700.

Welchen wichtigen Beitrag sie leisten, habe man etwa 2006 gesehen, als am Bodensee Vogelgrippefälle auftraten. "Damals mussten die Enten am Ufer eingesammelt und desinfiziert werden. Das haben unsere Senioren erledigt und wir mussten keinen Feuerwehrmann aus der Arbeit holen", erzählt Vetter, selbst 56 Jahre alt.

In der Steiermark wurde die Erhöhung der Altersgrenze mit einer Gesetzesnovelle bereits 2011 umgesetzt. Ein Mitglied kann bis 70 Jahre aktiv Dienst tun. Ausnahme sind Kommandopositionen: Die darf man weiterhin nur bis 65 bekleiden, um eine Überalterung der Führungsriege zu vermeiden.

Begründet wurde die Erhöhung vom Landesverband mit der Tatsache, dass Menschen heute allgemein viel aktiver sind. So etwa Franz Graupp aus Untergralla, der 68 Lenze zählt. Im zivilen Leben ging der Schichtdienstler mit 57 Jahren in Pension. Bei der Feuerwehr ist das für ihn aber unvorstellbar: "Ich hab’ da so ein Helferlein-Syndrom." Erst am Mittwoch habe er bei einem Autounfall geholfen, bei dem ein eingeklemmter Fahrer geborgen werden musste.

Eine Mischform gibt es in OÖ: Dort wechseln Feuerwehrleute mit 65 Jahren in den Reservestand, bleiben aber dort voll im Einsatz. Eine Einschränkung, die überall gilt: Ab einem gewissen Alter dürfen sie keine Einsätze mit Atemschutz machen (aus gesundheitlichen Gründen) und auch nicht an Bewerben teilnehmen. Bei letzterem wünscht sich der stv. Kommandant Robert Mayr eine Gesetzesanpassung.

Der Kommandant des Salzburger Landesfeuerwehrverbands Leo Winter über den Vorstoß, das "Pensionsalter" für Florianis auf 70 anzuheben.

KURIER: Warum ist es so wichtig, die Oldies länger zu halten?

Leo Winter: Wir brauchen auch in Zukunft genügend Kräfte, um unsere Aufgaben zu erfüllen. Es gibt im Land Salzburg aktuell um die 10.000 Aktive und 5000 Nicht-Aktive. Es geht nicht darum, die 5000 zurückzuholen, sondern nur, ihnen den aktiven Dienst länger zu ermöglichen, wenn sie das möchten. Das ist aber nur ein Teil der Projektarbeit, die bei uns 2011 begonnen hat. Wir bemühen uns auch, die Jugend mehr zu binden.

Sind die Ü-65er auch fit genug?

65 ist ja heute kein Alter mehr. Die Lebenserwartung steigt, die Leute sind viel aktiver als früher. Das Pensionsalter für Berufstätige wird auch stetig angehoben. Wir wollen nur mit der Zeit gehen. Der positive Effekt ist, dass wir dann mehr Menschen mit Erfahrung zur Verfügung hätten.

Wie geht es formell weiter?

Unsere Vorschläge zur Änderung des Landesfeuerwehrgesetzes werden gerade beim Land juristisch geprüft. Dann liegt es an der Politik, das in die Wege zu leiten. Es gibt positive Signale.

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