Sie haben Augen und sehen doch nichts, sind ab und zu merkwürdig geformt und vielfältig in der Verwendung: Ob Püree, Chips, Pommes, Gratin, Salat oder einfach Natur – Die Rede ist von Erdäpfeln. Endlich beginnt die Ernte der Heurigen, war am Montag von der oö. Landwirtschaftskammer zu hören, die gleichzeitig klarstellte: „Man isst sie mit der Schale.“
Insgesamt 14.580 Hektar Speiseerdäpfel wurden heuer bundesweit angepflanzt – sieben Prozent weniger als 2020. Der Großteil in NÖ: „Niederösterreich ist einfach das Erdäpfelland Nummer Eins“, sagt Manfred Schauer, Obmann der Eferdinger Landl-Erdäpfelbauern. 10.819 Hektar wurden dort angebaut. Es folgen das Burgenland mit 1.327 und OÖ mit 960 Hektar. Größtes Anbaugebiet dort: das Eferdinger Becken.
Rechnet man nur die Vermarktung frischer Erdäpfel – ohne Chips- und Pommes-Erdäpfel – rückt OÖ sogar an zweite Stelle. Denn während in NÖ 24 Prozent zu Chips und Pommes verarbeitet werden, sind es in OÖ nur fünf. Auf oö. Erdäpfel im Chips-Sackerl müssen Konsumenten somit noch verzichten.
Chips-Knappheit?
Die Betonung liegt auf „noch“: Denn die oö. Erdäpfeln würden von verarbeitenden Betrieben immer mehr gefragt: „In OÖ haben wir mehr Niederschläge“, erklärt Schauer. Die Rohstoffsicherung wär damit sicherer als in den anderen Bundesländern. „Im Dürrejahr 2019 waren bestimmte Chips-Sorten im Regal schon sehr knapp“, meint Schauer.
Natur sind sie aber ohnehin gesünder: Erdäpfel bestehen fast zu 80 Prozent aus Wasser, sind praktisch fettfrei und sättigen gut. Mit etwa 70 Kalorien pro 100 Gramm enthalten sie zudem weniger Kalorien als die gleiche Menge an Brot, Reis oder Nudeln.
Warten mussten Liebhaber auf die „Zitrone des Nordens“ – wie Erdäpfel wegen des hohen Vitamin-C-Gehalts auch genannt werden – heuer aber länger: „Wir haben noch nie so früh angebaut, teils schon im Februar, und so spät geerntet wieder heuer“, sagt Schauer. Geschuldet sei dies den kalten Monaten März, April und Mai.
Klara die Erste
Dafür fällt die Ernte der Heurigen relativ zeitgleich mit der Öffnung der Gastronomie zusammen. Diese habe den Erdäpfelbauern vergangenes Jahr gefehlt. Den Absatz habe man dennoch um 50 Prozent steigern können. Grund dafür sei Solidarität gewesen: „Die Menschen kochen mehr und setzen dabei auf regionale Lebensmittel. Der Ab-Hof-Verkauf lief genau so prächtig aus wie die Vermarktung über die Lebensmittelgeschäfte“, zieht Ewald Mayr, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Eferdinger Landl, eine positive Bilanz.
In Zahlen gegossen: Mehr als 21 Euro pro Monat gibt ein Österreicher für Frischgemüse und Erdäpfel aus. „Vor fünf Jahren lagen wir bei 14 Euro, eine Steigerung um 50 Prozent. Allein im Vergleich zum pandemiefreien Jahr 2019 ist eine Steigerung um 25 Prozent zu verzeichnen“, so Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Karl Grabmayr. Heuer hofft man auf eine weitere Steigerung und bessere Erdäpfel-Preise.
Bei der Vermarktung der oö. Erdäpfel soll für die kommenden drei Jahre übrigens die neue Erdäpfel-Prinzessin Klara I. helfen.
Kommentare