Überflutungen nach heftigen Unwettern
Heftige Unwetter haben in der Nacht auf Mittwoch wieder Hunderte Feuerwehrleute weiten Teilen Österreichs - vor allem in Niederösterreich, der Steiermark, Oberösterreich und Salzburg - in Atem gehalten.
Unwetter in OÖ: Bad Ischl als "Schlachtfeld"
Am stärksten erwischt hat es Bad Ischl im oberösterreichischen Salzkammergut. Laut Feuerwehr, die allein dort zu 115 Einsätzen gerufen wurde, glich die Kaiserstadt "einem Schlachtfeld". In Bad Ischl mussten sich die Helfer zu den Einsatzorten erst einmal durchkämpfen. Weil der Regen so stark war, die Straßen überflutet oder von Bäumen blockiert, gab es kaum ein Weiterkommen mit Fahrzeugen.
Bilder: Unwetterschäden in Österreich
Die Feuerwache Perneck entging selbst nur knapp einer Überflutung. Die Einsatzkräfte hatten zuerst ihr eigenes Depot zu sichern, bevor sie ausrücken konnten.
Viele Ortsteile waren ohne Strom, da umgeknickte Leitungen Bäume beschädigt hatten und ein Strommast in Brand geraten war. Zwei Wohnhäuser mussten evakuiert werden, nachdem der Sturm auf einem Hang mehrere Bäume entwurzelt hatte. Besonders dramatisch war die Situation auch in der Ortschaft Mitterweißenbach, wo durch den Stromausfall das Beatmungsgerät eines Patienten ausfiel, bis die Feuerwehr die Versorgung wieder in Gang setzte.
Salzburg
Betroffen von dem Unwetter waren vor allem der Pinzgau, der Tennengau, die Stadt Salzburg und der Flachgau. 32 Feuerwehren waren am Abend im Einsatz. Laut Landesfeuerwehrkommando Salzburg zählten das Saalachtal und der Flachgau von Großgmain über das Gaisberg-Gebiet bis Strobl am Wolfgangsee zu jenen Gebieten, die von der massiven Gewitterzelle am meisten betroffen waren.
Starkregen in Niederösterreich
Schloss Hernstein überflutet
Heftige Gewitter haben ab Dienstagnachmittag im Bezirk Baden zu großflächigen Überschwemmungen und Sturmschäden geführt. In Hernstein wurde in kürzester Zeit ein Großteil der Parkanlage überflutet, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando am Mittwoch. Das Wasser erreichte das Alte Schloss und drang sintflutartig in die Garage und einige Räumlichkeiten des Seminarhotels ein.
Am stärksten betroffen war laut dem Bezirksfeuerwehrkommando das Triestingtal, insbesondere der Raum um Hernstein und die Ortschaft Aigen: Durch den Starkregen traten zahlreiche Bäche und Gerinne über die Ufer, mehrere Feuerwehren standen über Stunden im Einsatz. Felder und Wiesen standen unter Wasser, auch die Straße in das Tal war an vielen Stellen überschwemmt und nur schwer passierbar. In anderen Gemeinden wurden vor allem zahlreiche Keller ausgepumpt und überflutete Straßen gesichert.
Insgesamt standen im Bezirk Baden ab dem späteren Dienstagnachmittag bis in die Nacht bzw. bis am Mittwoch an 36 Einsatzorten 19 Freiwillige Feuerwehren im Einsatz. Dabei mussten unter anderem umgestürzte Bäume oder größere Äste auf Verkehrsflächen beseitigt sowie Gebäude, Freiflächen und Bäche ausgepumpt bzw. gesichert werden.
Auto steckte in Unterführung fest
In Sankt Valentin konnten drei Autoinsassen in letzter Minute gerettet werden, die in einer überfluteten Unterführung feststeckten. Die Insassen der beiden Fahrzeuge in Sankt Valentin hätten aufgrund des Wasserdruckes die Türen nicht mehr selbstständig öffnen können, sagte Philipp Gutlederer von der Feuerwehr Amstetten am Dienstagabend. Mit vereinten Kräften gelang es mehreren Feuerwehrleuten die Eingeschlossenen zu befreien. Bereits kurz danach seien die Fahrzeuge bis zum Dach im Wasser gestanden, so Gutlederer.
Steiermark: Mehr als 300 Einsätze
Die Unwetterfront von Dienstag hat in weiten Teilen der Steiermark die Bewohner und rund 1.500 steirische Feuerwehrleute mit überfluteten Straßen, Kellern und beschädigten Dächern in Atem gehalten. Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld und Weiz wurden mehrere Dächer durch Hagelschlag beschädigt. Die Landesstraße nach Gasen (Bezirk Weiz) war am Mittwoch wegen Murenabgang und Überflutungen noch gesperrt.
Insgesamt wurden seit Dienstagnachmittag bis etwa 22.00 Uhr mehr als 300 Unwettereinsätze der steirischen Landesleitzentrale der Feuerwehr gezählt. An die 170 Feuerwehren waren vor allem in Liezen, Graz-Umgebung, Hartberg, Bruck/Mur, Mürzzuschlag und Weiz ausgerückt. Die südlichen Landesteile blieben von Starkregen, Windböen, Hagel und darauf folgende Murenabgänge und Überschwemmungen verschont, wie Feuerwehrsprecher Thomas Meier am Mittwoch festhielt. Bis in die späten Abendstunden seien Feuerwehrnotrufe eingelangt, erst am Mittwoch gegen 03.00 Früh seien die letzten Mannschaften wieder in ihre Rüsthäuser eingerückt und nahmen teils am Vormittag schon wieder die Aufräumarbeiten auf.
Straßen, Hauseinfahrten, Unterführungen standen unter Wasser, Keller waren überflutet, so dass Pumparbeiten, die Verlegung von Sandsäcken und technische Hilfsleistungen den Schwerpunkt der Einsatztätigkeit der Feuerwehren bildeten. Zahlreiche Straßen mussten von Schlamm und umgestürzten Bäumen freigemacht werden. Im Raum Gleisdorf und in Albersdorf (Bezirk Weiz) und im Raum Blaindorf (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) aber auch der Breitenau (Bezirk Bruck/Mur) wurden Hausdächer beschädigt. Behelfsmäßig wurden sie mit Planen abgedeckt. Im Bezirk Voitsberg machten vor allem entwurzelte Bäume den Feuerwehrleuten zu Schaffen.
Mehr als 100 Einsätze im Burgenland
Im Burgenland waren Dienstagabend mehr als 100 Einsätze von 30 Feuerwehren zur Folge gehabt. Besonders stark betroffen waren die Gemeinden Stinatz (Bezirk Güssing) und Litzelsdorf (Bezirk Oberwart) Primär seien die Unwetter im Süden niedergegangen, sagte ein Sprecher. Dächer seien abgedeckt oder durch Hagel zerstört worden. Stromunterbrechungen habe es ebenfalls gegeben.
"Golfballgroße Hagelkörner" im Bezirk Oberwart
Bei dem Hagelunwetter in Litzelsdorf (Bezirk Oberwart) wurden Dächer teilweise abgedeckt, berichtete die Landespolizeidirektion Burgenland. Zudem beschädigten "golfballgroße Hagelkörner" mehrere abgestellte Autos. Landwirtschaftliche Kulturen waren von dem Unwetter ebenfalls betroffen und wurden größtenteils vernichtet. Außerdem kam es zu kurzfristigen Stromausfällen wegen Blitzschlages. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.
Das Hagelunwetter in Stinatz und Litzelsdorf habe etwa eine halbe Stunde gedauert, berichtete der ORF Burgenland. Die Schäden seien enorm. Selbst die Landessicherheitszentrale in Eisenstadt sei durch einen Blitzschlag kurzfristig "außer Gefecht" gesetzt worden.
Annullierungen am Flughafen Wien
Die heftigen Unwetter haben am Flughafen Wien in Schwechat zu Umleitungen, Verspätungen und Annullierungen geführt. Der Starkwind und die Blitze führten dazu, dass die Bodenabfertigung am Dienstag zwischen 17.00 und 18.00 sowie zwischen 22.30 und 23.00 Uhr jeweils stark eingeschränkt oder kurzzeitig unterbrochen werden musste, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann am Mittwoch der APA.
Diese Unterbrechungen waren aus Sicherheitsgründen unvermeidbar, so Kleemann. Von den Folgen dieser Störungen im Flugbetrieb waren rund 3.500 Passagiere betroffen, von denen rund 400 die Nacht am Flughafen verbrachten und vom Flughafenpersonal mit Decken und Getränken versorgt wurden.
Alleine bei der Austrian Airlines, dem größten Betreiber am Flughafen, mussten wegen dem Unwetter, das ab 17.00 Uhr für heftige Gewitter sorgte, 30 Flüge gestrichen werden. "Kunden können in solchen Fällen auch vom Flug zurücktreten, oder sich für eine zeitnahe Umbuchung entscheiden", sagte AUA-Sprecher Peter Thier der APA.
3.000 AUA-Passagiere waren von den Streichungen betroffen, weitere durch Verspätungen, die teilweise mehrere Stunden ausmachten. Den am Flughafen gestrandeten Personen wurde, wie in Fällen von höherer Gewalt EU-weit üblich, angeboten, sich Hotels und Taxis zu suchen.
Arbeitsintensive Nacht in Wien
Die Unwetter der vergangenen Stunden haben für die Wiener Berufsfeuerwehr zwar für eine arbeitsintensive Nacht gesorgt, die Bundeshauptstadt ist aber von größeren Schäden verschont geblieben. Feuerwehrsprecher Christian Feiler berichtete am Mittwoch der APA von einer Häufung kleinerer Einsätze: "Sind sonst rund 100 Einsätze innerhalb 24 Stunden zu verzeichnen, waren es zuletzt an die 160."
50 Einsätze waren dem Starkregen zuzurechnen, der etwa Wasserschäden an Decken verursachte. Doch auch Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen - 30 mehr als sonst - wurden verzeichnet, da die Geräte aufgrund der Witterungsbedingungen überreagiert hatten. Die Einsätze waren über die ganze Stadt verteilt und allesamt kleine "Gruppeneinsätze", Personenschäden gab es keine.
Kärnten: Feuerwehren im Großeinsatz
Zahlreiche Feuerwehren in Mittelkärnten sind am Mittwochnachmittag nach Unwettern im Großeinsatz gestanden. Wie die Landesalarm- und Warnzentrale auf Anfrage mitteilte, verzeichnete man rund 70 Einsätze von 35 Feuerwehren. Im Drautal mussten Häuser nach einem Murenabgang evakuiert werden.
Von Unwettern betroffen waren vor allem die Bezirke Spittal, Feldkirchen und St. Veit, aber auch Völkermarkt und Wolfsberg. Die Einsatz-Szenarien der Feuerwehren reichten dabei von der Beseitigung von umgestürzten Bäumen bis hin zum Auspumpen von überschwemmten Kellern. Auch einige Bäche traten über die Ufer. Wegen beschädigter Stromleitungen waren am Nachmittag zahlreiche Haushalte ohne Strom.
Nachdem in der Gemeinde Irschen im Drautal schon am Dienstag eine Mure abgegangen war, mussten die direkt betroffenen Häuser am Mittwoch evakuiert werden, teilte die Polizei in einer Aussendung mit - laut Medienberichten handelte es sich dabei um zwei Gebäude. Auch ein Campingplatz war nach dem Murenabgang gefährdet. Die Evakuierungen und die Sperre von einigen Gemeindestraßen wurden mit der kritischen Wetterlage begründet. In Irschen waren den Mittwoch über etwa 50 Feuerwehrleute mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
68.000 Blitze
Fast 68.000 Blitzentladungen wurden vom ALDIS (Austrian Lightning Detection and Information System) gestern, Dienstag, österreichweit registriert. Rund zehn Prozent davon sind auch im Boden einschlagen, beim Rest handelt es sich um die häufigeren Luftblitze. Am Mittwoch gab die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) auch die Niederschlagsmengen der vergangenen 24 Stunden bekannt. An zehn Messstellen hat es dabei mehr als 50 Millimeter geregnet, am meisten dabei im steirischen Frohnleiten mit 76,7 Millimeter.
Extreme Wetterverhältnisse dauern an
Die extremen Wetterverhältnisse, die bereits am Montag mit heftige Wärmegewittern zu Überflutungen und Murenabgängen führten, dauern an. Für den Verlauf des Mittwoch wurden vonseiten der ZAMG weitere Regenschauer erwartet, die ab dem Nachmittag das ganze Land betreffen würden. Die Unwettergefahr blieb weiterhin bestehen, vor allem im Südosten wurden kräftige Gewitter und strichweise Hagel erwartet.
Heftiger Regen hat in der Nacht zu Mittwoch in Warschau zwei Metrostationen unter Wasser gesetzt. Die Haltestellen wurden nach einer vorübergehenden Schließung wieder in Betrieb genommen, wie der Sender TVN24 unter Berufung auf die Feuerwehr berichtete.
Die seit zwei Tagen wütenden Unwetter trafen die polnische Hauptstadt besonders hart. Vielerorts standen Straßen und Keller unter Wasser. Es kam zu einem Verkehrschaos. Landesweit musste die Feuerwehr seit Dienstag mehr als 2.000 Mal anrücken, wie die Einsatzkräfte mitteilten. Dächer von mehr als 170 Häusern wurden beschädigt, Hunderte Bäume entwurzelt.
In Schlesien waren etwa tausend Menschen ohne Strom, viele Flüsse hatten erhöhte Wasserstände. Der Wetterdienst gab auch für Mittwoch eine Warnung heraus.
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