Verwüstungen und Sperren nach Unwettern
Heftige Unwetter sind seit Donnerstagabend über einen Großteil des Bundesgebiets hinweggezogen. Der Wind deckte Dächer ab, Straßen wurden durch Bäume blockiert. Viele Haushalte waren ohne Strom.
120.000 Blitzentladungen
Zugausfälle in Ostösterreich
Wegen der heftigen Unwetter wurden auch mehrere Zugstrecken im Burgenland und Niederösterreich unterbrochen. Die ÖBB meldete auf ihrer Homepage am Freitag, dass zwischen Wulkaprodersdorf und Eisenstadt voraussichtlich bis 12.00 Uhr keine Züge fahren können.
Auch die Raaberbahn konnte zwischen Neusiedl am See und Bad Neusiedl am See wird bis zu Mittag nicht verkehren. Die Ostbahnstrecke zwischen Wien Stadlau und Marchegg war unterbrochen. Ausfälle infolge der Unwetterschäden gab es auch zwischen Bad Sauerbrunn und Mattersburg sowie zwischenzeitlich zwischen Bruck an der Leitha und Nickelsdorf.
Behinderungen am Grenzübergang
Am Grenzübergang Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) mussten am Freitagnachmittag ÖAMTC-Angaben zufolge die Pkw-Spuren für die Einreise nach Österreich gesperrt werden. Laut ÖAMTC sollte die Sperre ab 13.00 Uhr gelten. Als Dauer wurden fünf Stunden angegeben. An Kraftfahrer erging wegen der erwarteten erheblichen Verkehrsbehinderungen der Rat, den Grenzübergang Nickelsdorf zu meiden.
Die Bundesländer im Überblick
Wien: 200 Einsätze in der Nacht
Die Wiener Berufsfeuerwehr ist in der Nacht auf Freitag wegen des Unwetters rund 200 Mal ausgerückt. Die meisten Einsätze waren wegen des Sturms und wurden wegen "umgestürzter Bäume oder Bäume, die umstürzten drohen" alarmiert, sagte Feuerwehrsprecher Lukas Schauer. "Uns sind keine Verletzten bekannt", sagte der Sprecher. Immer wieder waren auch Bäume oder Äste auf Fahrzeuge gestürzt.
NÖ: Mehr als 1.200 Feuerwehrleute im Einsatz
119 Feuerwehren mit etwa 1.250 Mann sind am Donnerstagabend bzw. in der Nacht auf Freitag in Niederösterreich im Unwettereinsatz gestanden. Eine Gewitterfront mit heftigen Sturmböen war vom Süden über das Land gezogen, teilte Alexander Nittner vom Landeskommando NÖ mit. Es war die zweite an diesem Tag.
Laut Nittner mussten vor allem Sturmschäden beseitigt werden. Bäume seien in Stromleitungen und auf Straßen gestürzt, u.a. auch auf die Ostautobahn (A4). Keller mussten ebenfalls ausgepumpt werden.
Allein im Bezirk Baden standen 29 Feuerwehren mit etwa 200 Helfern im Einsatz. Eine erste massive Gewitterfront war schon am Nachmittag eingetroffen. Heftige Niederschläge waren von Sturmböen um die 100 km/h begleitet. Straßen und Keller wurden überflutet, Bäume entwurzelt.
Kaum waren die meisten Einsätze abgearbeitet, traf gegen 22.00 Uhr "eine weitere, fast noch heftigere Gewitterzelle" den Bezirk. Die Sturmböen waren derart stark, dass etwa in Trumau und Weigelsdorf sogar Dächer weggerissen wurden. Neuerlich wurden Straßen überflutet, Wasser drang in Häuser ein. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Freitag in der Früh.
In Wiener Neustadt lösten sich Teile des Flachdaches bei einer Tankstelle. Die Feuerwehr meldete insgesamt 30 Unwettereinsätze. Dutzende weitere habe es zudem im Bezirk Wiener Neustadt gegeben. Bis zu 27 Feuerwehren rückten aus. Größtenteils handelte es sich um Einsätze, bei denen Bäume von Straßen entfern werden mussten, berichtete das Bezirkskommando.
Steiermark: Hagel, Sturm und Brände nach Blitzen
Neben der Obersteiermark, wo der Sturm zehn Hektar Wald in Kleinsölk umgeworfen hat, haben die Unwetter am Donnerstagabend vor allem den Osten der Steiermark getroffen. Insgesamt waren bei 216 gemeldeten Einsätzen 170 Feuerwehren eingesetzt. Im Großraum Liezen traten Bäche über die Ufer, ein Autohaus stand unter Wasser.
Der Feuerwehrverband listete als die am meisten betroffenen Bezirke Leibnitz, Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark und Weiz auf. In letzterem wurden zwei Wirtschaftsgebäude von Blitzen getroffen. Eines der Gebäude brannte nahe Birkfeld bis auf die Grundmauern nieder. Beim Einsatz wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt.
In Floing wurden 20 Kühe aus einem brennenden Stall gerettet. Rund 2.000 Haushalte in der Ober-, Süd-und Südoststeiermark waren vorübergehend ohne Strom. Hagel und Sturmböen gab es auch in Graz. Das Lake Festival am Schwarzlsee südlich der Landeshauptstadt war mehr als eine Stunde lang unterbrochen.
Die Bezirke Murau und Murtal kamen diesmal mit einem blauen Auge davon. Rund um den Red Bull Ring in Spielberg (Bezirk Murtal), wo die MotoGP das Wochenende über gastiert, verlief die Nacht auf Freitag relativ ruhig. Die Trinkwasserversorgung in St. Peter am Kammersberg (Bezirk Murau) konnte wieder hergestellt werden.
Bereits Donnerstagabend hatte der Sturm im Ortsteil Hinterwald in der Kleinsölk (Bezirk Liezen) rund zehn Hektar Wald auf aufgeweichtem Boden umgerissen. Dabei wurden auch ein Wohnhaus und ein Carport getroffen. Von Verletzten war vorerst nichts bekannt.
Kärnten: Campingplatz verwüstet, Stromausfälle
Nach erneuten schweren Unwettern in der Nacht auf Freitag haben in Kärnten die Aufräumarbeiten begonnen. Rund zehn Feuerwehren waren am Vormittag noch im Einsatz. Sie legten Straßen frei, zersägten umgestürzte Bäume und räumten Teile von abgedeckten Dächern weg. Rund 650 Haushalte waren laut Auskunft des Energieversorgers Kelag in der Früh noch ohne Strom, die meisten davon im Gitschtal. Während der Nacht, als mehrere Gewitterfronten über das Land zogen, waren Tausende Haushalte ohne Elektrizität.
Von den Unwettern am meisten betroffen war dieses Mal der Oberkärntner Raum mit den Bezirken Spittal und Hermagor, teilweise auch Villach-Land und Feldkirchen. Häuser wurden abgedeckt, Muren gingen ab, Bäche traten über die Ufer, Keller wurden überschwemmt, zahlreiche Bäume stürzen um und richteten Schäden an. Ein Campingplatz in Möllbrücke musste evakuiert werden, es gab Verletzte.
Burgenland: Bis zu 40.000 Haushalte ohne Strom
An die 170 Wehren waren im Burgenland im Einsatz, um Schäden zu beseitigen und Aufräumarbeiten durchzuführen. Der Wind deckte Häuser ab, umgestürzte Bäume blockierten Straßen, es kam zu Stromausfällen. Bis zu 40.000 Haushalte seien vorübergehend ohne Strom gewesen, teilte die Netz Burgenland mit. Die Ausfallsdauer reichte nach Angaben der Netz Burgenland von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden. Auch im Bahnverkehr gab es Unterbrechungen.
In Wulkaprodersdorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) deckte der Wind das Dach der Volksschule komplett ab. Auch Klingenbach wurde von orkanartigem Sturm heimgesucht, der viele Bäume umstürzen ließ.
In der Früh waren im Nordburgenland mehrere Feuerwehren mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Ausgerückt waren etwa Kräfte in Eisenstadt, Siegendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung), Wulkaprodersdorf, Bruckneudorf (Bezirk Neusiedl am See) und Gols.
Tirol: Brennerbundesstraße gesperrt
In Tirol bleibt die Brennerbundesstraße (B182) zwischen Mühlbachl und Schönberg zumindest bis Samstag gesperrt. Ob eine Freigabe am Sonntag möglich ist, hängt vom Fortschritt bei den Aufräumarbeiten ab. Die Umleitung erfolgt über die mautpflichtige Brennerautobahn (A13).
Salzburg: Aufräumarbeiten nach Murenabgängen
In Hintermuhr (Lungau) sind am Donnerstagnachmittag während eines starken Unwetters in zwei Gräben mehrere Muren abgegangen. Dadurch wurde eine Gemeindestraße auf einer Länge von rund 500 Metern überflutet. Personen wurden nicht verletzt.
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