Semmering: Gerichtsvollzieher beschlagnahmt Pistengerät und Bargeld

Der Exekutor beschlagnahmte eines der Pistengeräte
Ukrainische Panhans-Gruppe steckt in finanziellen Schwierigkeiten.

Kurz bevor am 29. Dezember Tausende Skifans zum Nachtslalom der Damen auf den Semmering strömten, mussten die Bergbahnen am Hirschenkogel eher unangenehmen Besuch über sich ergehen lassen. Wenige Stunden, bevor ein Millionenpublikum das Rennen live im Fernsehen verfolgte, konfiszierte der Exekutor ein Pistengerät und fast alle vorhandenen Barmittel der Panhans-Firmen- und Hotelgruppe.

Mehrere Gläubiger hatten wegen finanzieller Außenstände des ukrainisch geführten Konsortiums einen Exekutionstitel beim Bezirksgericht Neunkirchen erwirkt. Sollten die Zahlungen nicht bis zum vereinbarten Stichtag in wenigen Tagen erfolgen, wurde sogar die Abschaltung der Lifte angedroht. Dass der Gerichtsvollzieher ausgerechnet zu den Weltcuprennen am Semmering erschienen ist, empfindet der ukrainische Geschäftsführer der Panhans-Gruppe, Viktor Babushchak, als "unnötige Provokation". "Es ist mir klar, dass die Schulden bezahlt gehören. Aber auf die reibungsfreie Abwicklung so einer Veranstaltung wie dem Weltcup könnte man Rücksicht nehmen", sagt Babushchak, den der KURIER im Weihnachtsurlaub erreicht hat.

Wie bereits im Dezember berichtet, hat die Firmengruppe mit ihren vier Hotels und den Bergbahnen massive Zahlungsschwierigkeiten. Laut Babushchak wurden die schwer verschuldeten Betriebe 2014 mit Außenständen in der Höhe von 21 Millionen Euro gekauft und übernommen. "Diesen Schuldenstand haben wir bereits auf sieben Millionen Euro reduziert. Wir können aber seit Monaten kein neues Kapital der Investoren nach Österreich bringen", berichtet Babushchak.

Konten gekündigt

Weil das Konsortium in diversen Medien in Verbindung mit möglicher Geldwäsche aus der Ukraine gebracht wurde, hätten die heimischen Banken der Firmengruppe alle Konten – bis auf jene zur Zahlung der Gehälter– gekündigt. "Wir können derzeit nur Zahlungen aus dem operativen Geschäft bestreiten", erklärt der Geschäftsführer. Und das verlief bisher wenig erfolgreich. Die vergangenen beiden Winter waren nur mäßig und bescherten den Bergbahnen ein Minus.

Trotz des Rekords von 24.000 Besuchern bei den Weltcuprennen gingen die Bergbahnen selbst auch leer aus. "Wir hatten zwar internationale Werbung, aber keine Skigäste. Die Pisten waren zur Hauptsaison tagelang gesperrt. So etwas fehlt in der Kassa", sagt Babushchak. Er verspricht, dass die Zahlungen innerhalb der gesetzten Fristen erfolgen werden.

Die chinesische J&Y-Holding, die 75 Prozent am Gebiet hält, hat bisher keine Erlaubnis für den Saisonstart erteilt – obwohl er in der Vergangenheit sogar eine millionenschwere Modernisierung in Aussicht gestellt hatte. Der frühere Geschäftsführer Gernot Leitner, der die Übernahme durch den Chinesen eingefädelt hat und immer noch acht Prozent am Skigebiet hält, übt sich trotz „Unverständnis“ in Zweckoptimismus. Dennoch sei auch angesichts der Umstände der Verkauf des Skigebiets richtig gewesen. „Es hat keine Option gegeben. Der Plan B war der Konkurs“, meint Leitner.

In der Gemeinde Krispl, zu der Gaissau gehört, bangen vor allem vom Skigebiet abhängige Kleinbetriebe um den Erhalt. „Der Schaden wäre katastrophal“, sagt Bürgermeister Andreas Ploner.

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