Der Hase, ein Tier das in unseren Sprachgebrauch Eingang gefunden hat. Von freundlich – „Hasi(mausi), gibst du mir bitte die Fernbedienung!“ – über bestimmt – „Hier liegt der Hase im Pfeffer“ – bis unfreundlich – „Du Angsthase!“. Und da wären noch mit „a Muardshos“ sexistische und mit „du bekommst eines hinter die Löffel“ nicht mehr zeitgemäße Tendenzen. Der Hase ist, und das zeigen die vielen Verwendungen, ein wichtiges Tier in unserem Kulturkreis. Für diese Feststellung muss man keine Haken schlagen. Zu Ostern hat er die wichtigste Aufgabe aller Tiere. Er bringt die Eier und andere Geschenke in die Wohnungen und Gärten. „Es ist das Osterfest alljährlich für den Hasen recht beschwerlich“, schrieb Wilhelm Busch.
Doch auch abseits von Aberglauben und Traditionen ist der Feldhase ein Tier, das es nicht leicht hat. Er leidet unter der Bodenversiegelung, unter der intensiven Landwirtschaft, unter dem Verkehr. Der Kulturfolger, das Tier braucht bunte Wiesen und kleinräumige Felder, wurde zum Verfolgten. Zu viele Hunde sind des Hasen Tod, war schon im Mittelalter ein Sprichwort.
An den Beständen der Feldhasen lassen sich Probleme festmachen. Die Monokulturen in der Landwirtschaft führen dazu, dass das Tier nicht genug Deckung vor Beutegreifern findet. Hecken und Brachen sind zusehends verschwunden. Düngung und Pestizide vernichten sein Futter, Jungtiere geraten unter die Mähmaschinen, ältere unter Autos und Lkw. Das sind nur die offensichtlichen Gründe für den Rückgang des Bestands seit den 1960er-Jahren. Für die Forscher gibt es noch andere.
Untersuchungen von toten Feldhasen aus Österreich und Deutschland haben gezeigt, dass die meisten an Darmentzündungen verendet sind. Auslöser könnten Chemikalien, aber auch Mikroplastik sein. Nach einem verstärkten Hasensterben 2019 fanden Wissenschafter einen bisher nur vom Menschen bekannten Erreger, Cronobacter-Bakterien.
Hasenparadies
Es gibt aber Möglichkeiten, den Feldhasen zu helfen. Mehr Brachflächen ist eine Variante, eine bunte Pflanzenwelt auf und neben kleinstrukturierten Feldern eine andere. Übrigens kann man auch in Wien Feldhasen antreffen – im Donaupark etwa. Apropos helfen: Wer ein Hasenbaby findet, sollte es nicht angreifen oder versuchen, es zu retten. Denn die Kleinen sind sogenannte Nestflüchter. Die Mutter kommt nur kurz vorbei, um sie zu säugen.
Zurück zu Wilhelm Busch und dem Verhältnis zwischen Mensch und Hase. Er war Vegetarier und glaubte an die Wiedergeburt. Daher gab er den Lesern und Leserinnen das mit. „Die Strafe bleibt nicht aus. Jeder Jäger wird mal ein Hase, früher oder später, denn die Ewigkeit ist lang.“
In diesem Film erscheint Teenager Donald J. Darko ein Wesen namens Frank, das ihm im Hasen-Totenmaskenkostüm zerstörerische Aufträge erteilt.
Die Sache mit der Fruchtbarkeit
Sie sind also besondere Wesen – die Hasen. So faszinierend, dass sie auf steinzeitlichen Felszeichnungen ebenso zu finden sind wie auf antiken Vasen. Sie werden mit Mondgottheiten in Verbindung gebracht und verkörpern Wiedergeburt, Auferstehung und Fruchtbarkeit. In Märchen sind sie manchmal dreist, manchmal listig, in Schwänken leichtgläubig. Und feig sind sie auch. Sehr oft werden sie mit Sexualität in Verbindung gebracht.
Der schlaue Hase vertreibt die Elefanten: Märchen aus Syrien
Letztere war der katholischen Kirche nicht ganz geheuer. Papst Zacharias verbat im Jahr 751 den Verzehr von Hasenfleisch, „wegen seiner vermeintlichen Wirkungen auf den Geschlechtstrieb“, schreibt Wilhelm Bode in seinem Hasenporträt (siehe Buchtipp). „Was vermutlich im Volk dazu führte, Hasenfleisch als sexuell stimulierend zu rühmen.“
Wilhelm Bode: „Hasen. Ein Portrait“ Reihe Naturkunden. Matthes & Seitz Berlin. Illustration Falk Nordmann, 159 Seiten. 22 Euro
Bode erklärt den Hasen auch abseits der Kulturgeschichte. Er betrachtet ihn aus der Warte des Jägers, des Naturbeobachters. Die Nase des Hasen zittert unermüdlich, um alles Mögliche zu erschnuppern. Die Tiere „spüren mit ihren Pfoten kleinste Erschütterungen des Bodens, sobald sich ein anderes Wesen nähert“, schreibt er. Durch Klopfen auf den Boden können sie ihre Artgenossen warnen. Errege etwas ihre Aufmerksamkeit, „werden schlagartig alle Sinne darauf fokussiert“.
In Kulturen rund um den Erdball wird das Tier über die Kunst gewürdigt. Oft wird es in den Darstellungen erlegt, um an sein Fleisch zu kommen. In der Antike galt es als Inbegriff des gejagten Tieres. Mensch und Raubtiere teilten sich die Beute. Nur durch zahlreiche Nachkommen konnten die Hasen überleben, war die Theorie. Die Beobachtung stimmt: Eine Häsin kann drei- bis viermal im Jahr zwei bis fünf Junge zur Welt bringen. Diese werden 35 Tage gesäugt. Auch eine bereits trächtige Häsin kann erneut befruchtet werden. Das ist eine Besonderheit in der Tierwelt.
Aristoteles ordnete den Hasen als eines der fruchtbarsten Tiere ein. Und so verwundert es nicht, dass der Hase der Begleiter der Aphrodite war.
Der Wachsame
Warum der Hase zum Eier bringenden Gefährten zu Ostern wurde, ist nicht ganz klar. Es gibt mehrere Erklärungen. Er gilt etwa als Symbol für Jesus Christus. Ein Hase hat seine Augen durch die kleinen Lider beim Schlafen nicht ganz geschlossen und soll so wie Jesus über die Seinen wachen. Er wird auch mit dem Leben in Verbindung gebracht.
Es könnte auch ein misslungenes Ostergebäck hinter der Entstehung des Osterhasen stecken. Ist ein Lamm aus der Form geraten? Selbst, wenn es so sein sollte: Hauptsache, der Hase bringt weiter die Eier.
Der Hase spielt heuer auch eine wichtige Rolle in China: Am 22. Jänner begann das Jahr des Hasen in Verbindung mit dem Element Wasser. Was bedeutet das für die Menschen? Der Hase steht für Glück, Langlebigkeit und Fruchtbarkeit. Astrologen erwarten ein Jahr voller Harmonie und Konfliktlösung.
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