Haider-Gedenkstätte ist verwaist

Ein leerer Gehsteig – Haiders "Freunde" pflegen den Unfallort
Interesse schwindet: Die FPÖ wendet nur rund 50 Euro für Kerzen an der Unfallstelle auf.

Der Hype um jene Gedenkstätte bei Klagenfurt, die 2009 am Unfallort des einstigen Kärntner Landeshauptmannes errichtet wurde, hat schon in den letzten Jahren erheblich nachgelassen. Inzwischen ist sie verwaist, weder FPÖ noch Straßenverwaltung kümmern sich um die Pflege. Und die Statue einer Justitia mit verbundenen Augen steht mit abgewandtem Antlitz im Gebüsch.

Einst waren die wenigen Quadratmeter Grund in Lambichl, Gemeinde Köttmannsdorf, wo 2008 die Heimfahrt des 58-jährigen Landeshauptmannes ins Bärental ein jähes Ende fand, eine Pilgerstätte seiner Sympathisanten. Hunderte Kerzen leuchteten Tag und Nacht, Blumen sowie Haider-Fotos säumten den Gehsteig. Zahlreiche Plakate und Dreiecksständer beschäftigten sich mit Verschwörungstheorien, wonach der Populist Opfer von Sprengfallen, eines Raketenabgriffs oder des Mossads geworden sei. Mit der Tatsache, dass Haider 2008 in der Nacht auf 11. Oktober mit 1,8 Promille und 142 km/h in den Tod gerast war, wollten sich viele nicht abfinden. So stellte ein Oberösterreicher die Statue einer Justitia, Personifikation der Gerechtigkeit, neben dem Gedenkstein auf.

An "Jörg" gekettet

Die Statue, sie ist an den Sockel des "Jörg"-Marterl gekettet, wendet sich jetzt von ihm ab und steht abseits in den Sträuchern. Ansonsten sind bei KURIER-Besuchen lediglich eine Handvoll Kerzen zu sehen, fast alle abgebrannt und stehen gelassen, einige umgestoßen.

Die Pflege obliegt Privatpersonen rund um den Verein "Fall Haider Freude". "Die FPÖ hat Haider ein zweites Mal sterben lassen, indem sie sich nicht mehr um die Örtlichkeit schert. Der Gerhard Dörfler war der Letzte, der das gemacht hat, seinen Nachfolgern (gemeint sind die FPÖ-Chefs Christian Ragger und Gernot Darmann, Anm.) ist Haider egal", sagt ein Mann, der dem KURIER namentlich bekannt ist, aber nicht genannt werden will.

Tatsächlich sind nach Haiders Tod laut einem Landtags-Bericht 25.238,78 Euro in die Gedenkstätte geflossen. 4000 davon offiziell aus Steuergeldern, der Rest über die einst üblichen anonymen Spender.

Geldquelle versiegt

Und tatsächlich ist derzeit der Geldhahn praktisch zugedreht. Das Büro von Darmann bestätigt, dass sich der Parteivorsitzende nicht mit der Pflege beschäftige und verweist auf Landesgeschäftsführer Anton Schweiger. "Unsere Ausgaben beschränken sich auf rund 50 Euro jährlich", sagt dieser. Ein paar Mal würden "Haider-Freunde" in der Geschäftsstelle mit Rechnungen von Kerzen vorstellig werden – und mit der Bitte, dass die Freiheitlichen ihnen das Geld refundieren mögen. "Wir bezahlen es aus einem Sammeltopf für Angehörige von verstorbenen FPÖ-Funktionären", klärt Schweiger auf. Dass die Örtlichkeit in Lambichl verwaist ist und zusehends unansehnlicher wird, stellt er in Abrede. "Zu Haiders Geburts- und Todestag ist mehr los." Bis 2013 waren übrigens Mitarbeiter der Straßenverwaltung mit der Pflege betraut – ein Umstand, der mit dem Regierungswechsel abgestellt wurde, obwohl das Grundstück dem Land gehört.

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